Hitler-Stalin Pakt. Geschichte umschreiben, dritter Versuch.

Früher nannte man sie Kreml-Astrologen. Die selbsternannten Kenner der Gemütslage im Politbüro der damals existierenden UdSSR. Aus der Positionierung auf dem Lenin-Mausoleum bei Staatsakten oder mit Hilfe anderer Zeichendeutungen betrieben sie ihr Handwerk von Kaffeesatzlesen. Immer in stramm antikommunistischer Haltung, ohne Rücksicht auf Haltungsschäden. Ohne Rücksicht auf die Realität.

Die UdSSR ist Geschichte, aber bis heute gilt auch für sie der gute Satz von William Faulkner: Das Vergangene ist nicht tot. Es ist nicht einmal vergangen. Also wird Vergangenes immer wieder neu umgegraben, neu interpretiert, anders dargestellt. Daran ist nichts auszusetzen, im Prinzip. Nachdem sowohl die bürgerliche wie die marxistische Geschichtsschreibung den Anspruch aufgegeben hat, die objektive und richtige Wahrheit aus der Vergangenheit destillieren zu können, sollte Geschichtsschreibung mehr denn je dazu dienen, Gegenwärtiges, mögliche zukünftige Entwicklungen aus der Analyse vergangener Zeiten zu verstehen.

Denn der auch nicht schlechte Satz, dass, wer aus der Vergangenheit nicht die richtigen Schlüsse zieht, dazu verurteilt ist, die Geschichte zu wiederholen, ist schon Anlass genug, immer wieder den Blick rückwärts zu richten. Runde Jahrestage eignen sich immer dafür. So hat der Erste Weltkrieg, seine Entstehungsgeschichte, hundert Jahre danach eine Fülle von hochinteressanten, neuen Untersuchungen hervorgebracht. Die neue Einsichten ermöglichten, erwähnt sei nur das großartige Werk „Die Schlafwandler“.

Wenig ergiebig, geradezu sinn- und zwecklos ist allerdings eine Geschichtsschreibung, die nichts anderes als einen Zirkelschluss betreibt. Der große deutsche Schriftsteller Lion Feuchtwanger, als Sympathisant Stalins im US-Exil gestorben, wollte mit seinen Romanen beweisen, dass es die Hegelsche List der Vernunft tatsächlich gibt. Also dass in der Geschichte Personen auch gegen ihren Willen oder ohne diese Absicht den Fortschritt der Vernunft befördern. Das wollte er in großartigen historischen Werken beschreiben, wobei er mit seinem Roman „Erfolg“ das wohl beste und geradezu seherische Buch über das Aufkommen des Hitler-Faschismus in Deutschland schrieb.

Zirkelschluss ohne jede Beweiskraft.

Aber so erfolgreich er auch selbst war – seine Romane machten ihn zu einem wohlhabenden Mann, der in Pacific Palisades, einem Vorort von Los Angeles, Hof hielt und viele verarmte deutsche Exilanten empfing, bewirtete und auch unterstützte –, sie kranken an einem grundsätzlichen Mangel und Denkfehler: Feuchtwanger untersuchte die Geschichte auf Beispiele des listigen Wirkens der Vernunft, und wenn er eins gefunden haben wollte, beschrieb er es als Beweis für die Richtigkeit dieser Auffassung. Unterhaltsam, lehrreich, aber als Zirkelschluss ohne jede Beweiskraft.

Genauso zweifelhaft, nicht erkenntnisfördernd, höchstens zur Verwirrung beitragend sind viele aktuelle Geschichtsinterpretationen. Häufig gilt dafür weiterhin der marxistische Satz, dass die herrschende Geschichtsauffassung die Auffassung der Herrschenden, zumindest der Sieger sei. Ist eine Revolution erfolgreich, ist ihre Vorgeschichte in der offiziösen Geschichtsschreibung eine Abfolge von heroischen Taten, die zwangsläufig zum völlig berechtigten Umsturz führen mussten.

Wird die Revolution niedergeschlagen, haben Umstürzler, Terroristen, Systemveränderer glücklicherweise vergeblich versucht, eine für alle Teilhaber angenehme Gesellschaftsform zu zerstören und durch völliges Chaos zu ersetzen. Das alles ist so langweilig wie bekannt wie in ewigen Wiederholungsschleifen durchgedreht. Aus Spaß und Tollerei oder gesteuert werden gerade in der deutschen Geschichte immer wieder Versuche der Neu- und Uminterpretation gewagt. Vor allem, was die Zeiten des Hitler-Faschismus betrifft.

Selbst die Existenz von Konzentrationslagern oder die industrielle Vernichtung von Juden, Kommunisten, Bolschewisten und anderen "Untermenschen" wird ab und an bezweifelt. Immerhin stellen sich Apologeten dieser Um-Schreibung außerhalb des vernünftigen und akzeptierten Diskurses. Ernsthafter diskutiert wurde die These, dass es sich beim Überfall von Hitler-Deutschland auf die Sowjetunion nicht um einen Angriffskrieg gehandelt habe, sondern um einen Präventivschlag, um einem Angriff Stalins zuvorzukommen.

Kann man so sehen. Aber stimmt das auch?

Diese Behauptung wurde gleich mehrfach aufgestellt, zuerst in den 1960er Jahren, um eine Alleinschuld Deutschlands am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zu bestreiten. Sie wurde dann widerlegt, nur um ab 1985 nochmal durch die Historikerzunft zu geistern. Einige Jahre später war sie auch im zweiten Anlauf entkräftet. Und wartet vielleicht auf den dritten Versuch.

Nun jährt sich der Hitler-Stalin-Pakt gerade zum 80. Mal. Kein anderes Einzelereignis im letzten Jahrhundert wurde häufiger als dieses Abkommen dafür herangezogen, eine Analogie, eine Wesensgleichheit zwischen Hitler-Deutschland und der Sowjetunion zu behaupten. Hier hätten sich zwei Verbrecher und Massenmörder, zwei Vertreter einer menschenverachtenden Ideologie getroffen, der eine habe sich im anderen wiedererkannt, und gemeinsam habe man dann einen Pakt geschlossen, der skrupellos die Teilung und Ausradierung des polnischen Staats beschloss.

Neben dem offiziellen Nichtangriffspakt gab es zusätzlich ein von der UdSSR lange Jahre bestrittenes Zusatzabkommen, das diese Aufteilung inklusive Grenzziehung zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion festlegte. Damit hätten Nationalsozialisten in Berlin und Sozialisten in Moskau in „einem Raubzug“ nicht nur Osteuropa unter sich aufgeteilt, sondern auch „gemeinsam die Weichen für den Zweiten Weltkrieg gestellt“. Wird behauptet, und jeder wundert sich darüber, dass noch heute da und dort Sympathie für den Pakt der Verbrecher existiere. In Russland sei das immer noch ein Tabuthema, aber auch in Deutschland mangle es an Aufarbeitung.

Kann man sicher so sehen; nur: Stimmt das auch? Oder anders gefragt: Angesichts des Fehlens einer objektiv richtigen Geschichtsschreibung, lässt sich die Behauptung halten, dass „Stalin zu Beginn des Zweiten Weltkriegs de facto auf Seiten Hitlers kämpfte“? Ist es Anlass zu Empörung, dass Präsident Putin diesen Pakt als Massnahme verteidigt, damals eine Konfrontation mit Hitler hinauszuzögern? Ist es historisch auf Niveau argumentiert, wenn als mögliches Motiv dieser Aussage Putins erwähnt wird, dass dessen „Opa Koch bei Stalin war“?

Brandgefährlich falsch

Rechtzeitig zum Jahrestag ist natürlich eine Reihe von Publikationen erschienen. Darunter das Werk „Der Pakt“ im renommierten C.H. Beck Verlag. Die deutsche Professorin Claudia Weber beschreibt hier die Übereinkunft als Ausdruck einer Konvergenz zweier totalitärer, wesensgleicher Systeme. Nicht nur die FAZ rümpft darüber die Nase und vermutet, dass diese Perspektive dem Problem geschuldet sei, dass Geschichte, Hintergründe und Auswirkungen des Hitler-Stalin-Pakts bereits umfangreich und ausführlich historisch aufgearbeitet wurden. Also im Pakt nichts Neues, außer, man setzt sich in historischer Distanz eine Meinungsbrille auf und findet – wie bei Feuchtwanger – in der Geschichte das, was man zuvor in sie hineingetragen hat.

All das ist nicht nur Geschichtsbetrachtung durch die dicke ideologische Brille, es ist es ist nicht nur ahistorisch, es ist nicht nur unsinnig, es ist noch schlimmer: Es ist schlichtweg falsch.  Es ist brandgefährlich falsch, wenn aus dieser Gleichsetzung von braunen und roten Fäusten, von zwei Diktatoren die Schlussfolgerung in die Jetztzeit gezogen wird, dass nun auch wieder „Polen, Balten, Ukrainer und andere Osteuropäer“ gemeinsame Projekte Deutschlands mit Russland – wie ein Pipelinebau – als „Schlag in den Rücken“ empfänden, wie ein ehemaliger Moskau-Korrespondent unlängst schrieb. Gar von einem „Putin-Stalin-Pakt“ fantasiert der Journalist Konstantin Eggert in einem Gastkommentar der reputierten Deutschen Welle.

Sozusagen eine Dolchstoßlegende, neu interpretiert. Aber Spaß beiseite. Wenn es eine historische Konstante in der Geschichte Europas gibt, dann die, dass bei einem Bündnis oder zumindest bei friedlicher Koexistenz zwischen Deutschland in allen Ausformungen und Russland in allen Regierungsformen Frieden herrschte. Wer über den Nichtangriffs-Pakt herzieht, ohne das Münchner Abkommen zu erwähnen, ohne die zuvor gescheiterten Verhandlungen in Moskau zwischen der UdSSR und Frankreich sowie England, der will nicht geschichtliche Aufklärung betreiben, sondern Geschichtsklitterung.

Wer bei der langen und komplizierten Geschichte zwischen Polen und Russland nicht einmal auf die Curzon-Linie, ihr Entstehen und die Tatsache hinweist, dass sie in diesem Zusatzabkommen wieder verwendet wurde, will bewusst oder aus Unfähigkeit solche historischen Tatsachen ausblenden. Wer polnische Eroberungszüge im Gefolge der Oktoberrevolution außen vor lässt, genauso wie Pogrome und Antisemitismus in virulenter Form in Polen, Weissrussland und in der Ukraine, wer die Kollaboration mit den Nazi-Besetzern in diesen Ländern unterschlägt, hat entweder keine Ahnung oder ist böswillig.

Von der Landkarte radiert

Kaum ein Land wurde in der europäischen Geschichte der Neuzeit so geschunden wie Polen. Es wurde sogar von der Landkarte radiert und erst nach dem Ersten Weltkrieg wieder als unabhängiger Staat wiedererweckt. Die Curzon-Linie diente dabei als Grenzziehung im Osten gegenüber der damaligen UdSSR. Die sich im Überlebenskampf befindliche Sowjetunion schlug Polen sogar 1920 eine noch weiter nach Osten verschobene Grenze vor. Im Frieden von Riga, der den polnisch-sowjetischen Krieg erst 1921 beendete, verleibte sich Polen ein großes Stück Russlands ein. Genau dieses eroberte Gebiet nahm sich Stalin in diesem Pakt zurück. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs blieb es dabei, und Polen wurde sozusagen nach Westen verschoben, auf Kosten Deutschlands.

Wer schließlich den Anti-Komintern-Pakt zwischen Deutschland, Italien und Japan unerwähnt lässt, der unterschlägt, dass dieser Nichtangriffs-Pakt in Japan mit höchstem Missfallen quittiert wurde. Der wohl wichtigste Spion des Zweiten Weltkriegs, Richard Sorge, konnte später nach Moskau melden, dass Japan von allen Invasionsplänen im Rücken der UdSSR Abstand genommen hatte. Obwohl der Paranoiker Stalin seinen Spionen nur begrenzt vertraute, zog er immerhin Truppen aus Sibirien ab, die bei der Verteidigung Moskaus und Stalingrads eine wohl mitentscheidende Rolle spielten.

War Stalin ein paranoischer Massenmörder, der mehr Mitglieder des Politbüros und des ZKs umbrachte als alle Feinde der Sowjetunion zusammen? Natürlich. Er vertraute den Berichten seiner Spione nicht, unter ihnen Sorge, die auf den Tag genau den Beginn der deutschen Invasion der Sowjetunion vorhersagten. Führte sein Wüten unter den Militärführern der Roten Armee dazu, dass die UdSSR längere Zeit dramatische Niederlagen und Verluste von Millionen von Menschenleben hinnehmen musste? Unbezweifelbar.

War der Pakt mit Hitler und die Aufteilung Polens viel mehr als der Versuch, eine direkte Konfrontation so lange wie möglich hinauszuzögern, in einem hegemonialen Verständnis, Gebiete sich wieder einzuverleiben, die zu Russland gehört hatten? Geboren aus der realen Lage, dass die UdSSR von faschistischen und imperialistischen Staaten umzingelt war, die sich möglicherweise gegen den damals einzig existierenden kommunistischen Staat verbünden könnten? So wie Invasionsheere nach der Oktoberrevolution versuchten, die Umstürzler um Lenin von der Macht zu vertreiben? Dauert es dann nicht bis 1944, lange nach Stalingrad, bis die westlichen Alliierten und Verbündeten der UdSSR mit der wirklichen Grossoffensive gegen Hitler-Deutschland begannen? Nicht zuletzt getrieben durch die Befürchtung, dass sonst die vorrückende Rote Armee ganz Europa befreien oder erobern könnte?

In Deutschland betriebener Umschreibung

Es gibt keinen belastbaren Beleg dafür, dass Winston Churchill, ohne Zweifel der weitsichtigste und intelligenteste Gegenspieler sowohl Hitlers wie auch Stalins, nach dem Sieg über Hitler-Deutschland gesagt haben soll: Wir haben das falsche Schwein geschlachtet. Aber es gibt genügend Belege und Dokumente dafür, dass Wehrmachtskreise, auch um die hochgelobten Stauffenberg-Attentäter herum, immer wieder versuchten, mit den westlichen Alliierten einen Separatfrieden zu schließen, um dann gemeinsam auf die ausgeblutete UdSSR loszugehen. Dem stand aber Hitler entgegen, als GröFAZ konsequent bis zum Schluss als Militärstratege ein Versager.

Und letztlich: Wird in Russland tatsächlich eine so einseitige Geschichtsklitterung aus sowjetischer Sicht betrieben, wie sie in Deutschland von Historikern und Russland-Kennern dargeboten wird? Wobei nicht einmal erwähnt wird, dass sich Polen gerne an der Auslöschung der Tschechoslowakei beteiligte, deren Aufteilung noch vom damaligen britischen Premier Chamberlain als Sieg des anhaltenden Friedens in Europa missverstanden wurde. Und wenn, wie behauptet wird, tatsächlich Stalin und Hitler Kampfgenossen am Anfang des Zweiten Weltkriegs gewesen sein sollen, wieso erklärten dann Frankreich und England nach der Aufteilung Polens nur Deutschland den Krieg?

Natürlich gibt es in Russland sicherlich auch Historiker oder angebliche Kenner, die auf dem Niveau von Geschichtsklitterung argumentieren, auslassen, verfälschen, die Geschichte gegen den Strich bürsten. Aber was die offizielle Historikerzunft, soweit es im Westen zugänglich ist, an Geschichtsforschung und an Interpretation dieses Pakts betreibt, was sich auch in einer großen Ausstellung in Moskau niederschlägt, unterscheidet sich doch sehr wohlwollend von in Deutschland betriebener Umschreibung. Voller Fehler, Auslassungen und unsinniger Behauptungen bis in die Gegenwart hinein.

Das Vergangene ist nicht vergangen. Wer den Pakt zum Anlass nimmt, das heutige Russland und Präsident Putin in eine Linie mit Stalin zu stellen, wer gemeinsame Unternehmungen von Deutschland und Russland auf wirtschaftlichem Gebiet als schädlich und gefährlich für östliche Staaten und die Ukraine erklärt, dem muss vorgehalten werden, dass er dazu beitragen will, dass sich die Geschichte wiederholt.

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Jochen Horn / 09.09.2019

Ein interessanter Beitrag, der jedoch bei allem Verständnis für Russland einen leicht getrübten Blick auf die polnische Geschichte wie z.B. die Grenzfestlegung zur Sowjetunion 1920/21 zu haben scheint, Wollte nicht die junge Sowjetmacht die Revolution nach Westen tragen und wurde 1920 erst an der Weichsel durch die Armee des nach 123 Jahren Teilung wiedererstandenen Polen gestoppt?

Dr. Gerhard Giesemann / 09.09.2019

Meine These zur Affinität Stalins zu Hitler: Stalin meinte, der “National"sozialismus” könne ihn unterstützen in seinem innenpolitischen Kampf gegen Trotzki: Der war für internationalen Sozialismus, während Stalin den “Sozialismus in einem Lande” bevorzugt.  Das “Land” Stalins war natürlich die Sowjetunion, so riesig, dass auch heute noch der normale Russe glaubt, dass es außerhalb nur noch Wüste gebe. Ein Russland, das immer noch glaubt, es könne sich selbst genügen. (Die Ideologie “wir sind ein Volk ohne Raum” hat der schlichtweg ignoriert). Natürlich dämmert es vielen Russen, dass das nicht so ist, aber die eher unbedarfte Mehrheit der Russen … ist auch nicht anders als die leicht hirnrissige Mehrheit der Deutschen. Wie auch?

Dirk von Riegen / 09.09.2019

Man sollte gerade die Polen nicht immer als “freidfertiges” Volk in dieserZeitdarstellen, insbesondere wenn bekann sein sollte, dass Mitte der 30er Jahre dort eine ““Militaer-Junta” regierte. Richtig ist auch, dass gegenüber Polen das Deutsche Reich auch vertraglich viele Eingestaendnisse machen wollte, da es Hitler nur um Danzig ging. Diese wurden allesamt entweder ignoriert oder abgelehnt. Nachdem Polen dann die Versicherung hatte, dass Großbritannien und Frankreich in Falle eines Krieges Deutschland den Krieg erklaeren würde, nahmen von Seiten der Polen die Provokationen gegenüber der in Polen lebenden deutschen Bevölkerung schlagartig zu und gipfelte 1937 in eine “Teilmobilmachung” des polnischen Militaers. Man fühlte sich auf polnischer Seite durch diesen “Beistandspakt” so sicher, dass man es sich leisten konnte, das Deutsche Reich immer weiter zu demütigen und so regelrecht in einen Krieg zu treiben. Auch dieser “Schmarrn” von deutschen “Überfall” auf Polen sollte man endlich ad acta legen, denn hinter den Kulissen, auf amerikanischer, polnischer, französischer und englischer Seite wurde schon lange wieder von einen Krieg gegen das Deutsche Reich getrauemt. Hauptantreiber waren hier die USA, da Roosevelt dadurch einen “İmpuls” für die amerikanische Wirtschaft sah und auch die Finanzwelt eifrig “Darlehen” in allen Richtungen vergab. Man muß sich nur mal die wirtschaftliche Lage Amerikas in den 30er Jahren anschauen und weiß dadurch sehr genau, “warum” es wieder Krieg geben mußte.

Dr. Ralph Buitoni / 09.09.2019

Wer anderen unscharfe Beschreibungen und Begriffe vorwirft sollte selbst um solche bemüht sein, Herr Zeyer - dann sollte z.B. nicht unterschlagen werden, dass es schon während des 1. Weltkrieges unter der weitgehenden Besetzung der Ukraine durch deutsche Truppen klare, aus der Ukraine selbst hervorgehende Sezessionsbestrebungen von Russland gegeben hatte - und dass Polen 1921 eben keineswegs “Teile Russlands” sondern eben Teile der westlichen Ukraine annektierte. Und die völlig falsche Behauptung, die Kreise um Stauffenberg hätten versucht den westlichen Alliierten einen Separatfrieden anzubieten, um mit denen einen weiteren Angriffskrieg gegen die Sowjetunion zu führen ist ein weiteres Beispiel, wie interessierte Kreise die Motive des 20. Juli zu diffamieren versuchen. Die tastenden Versuche nach einem Separatfrieden strebten allein (was allein schon aus der Kriegs- und Wirtschaftslage auch faktisch gar nicht anders möglich war) nach einem Defensivpakt gegen Osten - gegen die Besetzung Deutschlands (und vielleicht noch Ostmitteleuropas) durch sowjetische Truppen.

Peter Rosé / 09.09.2019

Sehr geehrter Herr Zeyer, nur zu einem Punkt: Die Frage, warum im September 1939 von Frankreich und Großbritannien nur dem Deutschen Reich der Krieg erklärt wurde (spätestens am 18. September wäre auch eine Kriegserklärung an die Sowjetunion fällig gewesen, würden nur Aufrichtigkeit und Moral eine Rolle in der Politik spielen). Es gibt übrigens eine englische (?) Karikatzur, die Hitler und Stalin als Mörder Polens darstellt, und es gibt Photos von Verbrüderungsszenen zwischen Wehrmachtssoldaten und Angehörigen der Roten Armee am Bug. Allerdings kannten die Westmächte das geheime Zusatzprotokoll zum Ribbentrop-Molotow-Pakt (so die polnische Bezeichung des Hitler-Stalin-Pakts) nicht (als Rudenko in Nürnberg vom “heimtückischen Überfall ” auf Polen sprach, soll Göring gefeixt haben [so die Aufzeichnungen Gilberts]). Das Kalkül Englands und Frankreichs war wohl ein anderes: Hätte man der UDSSR den Krieg erklärt, hätte dies Hitlerdeutschland und Stalins UDSSR wesentlich enger aneinander geschmiedet, als sie es bereits waren.  Frankreich rechnete mit einem längeren Krieg mit dem Reich. In der Annahme, das Reich werde sich an der Maginotlinie die Nase blutig stoßen,  lag zugleich die Hoffnung, die SU werde sich von D wieder lösen und man könne D wieder den bewährten Zweifrontenkrieg aufzwingen.  Zudem hatten fähige Militärs wie de Gaulle oder Fuller und Lidell Hart ihre militärische Führung darauf aufmerksam gemacht, dass die Deutschen die erheblich modernere Panzertaktik hätten und ein flexibleres operatives Denken als seine potentiellen Gegner. Deutschland galt also bereits vor der für Frankreich katastrophalen Niederlage (Scichelschnittplan Mansteins) als militärisch stärkste Kontinentalmacht, da Stalin ja sein militärische Genie Tuchatschewski beseitigt hatte und die Rote Armee nur noch von zweit- und drittklassigen Generälen geführt wurde. 

Gerd Quallo / 09.09.2019

Was will uns dieser Artikel sagen? Mit Putin, dem lupenreinen Demokraten, wird alles gut?

Rolf Mainz / 09.09.2019

Am interessantesten finde ich persönlich die Frage, wie man seinerzeit diesen Vertrag der Bevölkerung des Deutschen Reichs gegenüber argumentativ vertreten hat? Einen solchen Pakt zu schliessen, ausgerechnet mit Russland, dem Land der “Bolschewisten” - dies immerhin einer der meistgenutzten Kampfbegriffe der Nationalsozialisten? Man verbündet sich mit einem Erzfeind - und niemand wundert sich? War damals die Propaganda bereits derart geschickt, dass der Bevölkerung dieser Widerspruch nicht auffiel? Lenkte man auf höhere Interessen ab? Galt er gar als Indiz für den Friedenswillen Hitlers und Stalins? Oder wurden etwaige kritische Rückfragen bereits im Keim erstickt? Wie auch immer: erinnert fatal an moderne Zeiten.

Andreas Rühl / 09.09.2019

Der Tenor des Artikel ist okay. Aber es ist dennoch nicht zu leugnen, dass die Politik Stalins durchaus auf Expansion der Sowjetuinion zulasten anderer osteuropäischer Staaten gerichtet war. Hier gab es in einem historischen Moment eine Koinzidenz mit den Interessen Hitlers, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Stalin war es sicherlich nicht verborgen geblieben, dass Hitlers Krieg und seine oft wiederholte “Weltanschauung” ein klares antibolschewistisches Motiv hatten. Hinzu kommt, dass Stalin offenbar die militärischen Fähigkeiten Deutschlands grotesk überschätzte und anderseits Hitler die der UdSSR ebenso grotesk unterschätzte. Für Stalin war der Rippentrop-Molotow-Vertrag einerseits Zeitgewinn, anderseits aber auch die Chance, territoriale Zugewinne zu erzielen und die Gebietsverlust des 1. WK wettzumachen. Beides schließt sich ja nicht aus. Gleichwohl steht hinter der Politik Russlands seit jeher der Panslawismus, ideologisch unterstützt von der Vorstellung, dass Russland sozusagen die Nachfolge des öströmischen Reiches innehält, mithin Russland die Schutzmacht aller orthodoxen Christen ist; und wer schützt, hat auch die Macht. Der russische Imperialismus ist also durchaus eine historische Konstante. Ebenso die sich aus der Lage und Größe Russlands ergebenden geostrategischen Schlussfolgerungen, etwa, was die Marine betrifft oder die Kontrolle des Kaukasus oder die Frage des Verhältnisses zur Türkei oder zu China. Es sind ja nicht nur die Polen, die die Machtpolitik des Kreml fürchten, die Ungarn, Rumänen, Tschechen, Slowaken und so fort sehen das auch so. Es gibt in Putins Denken deutliche Anleihen an zaristische, aber auch sowjetische Vorstellungen über die Rolle Russlands. So falsch “Gleichsetzungen” sind, so falsch wäre es, die long durée zu unterschätzen, die die Politik Russlands seit Jahrhunderten prägt und bestimmt.

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