Es richtig, darauf hinzuweisen, daß Völker und deren politische Eliten in der Regel in langen Zeiträumen denken. Moskaus Weg nach Europa ist mittlerweile gut dreihundert Jahre alt, der der “Deutschen ” dagegen verbindet sich vor allem mit dem dynastischen Ehrgeiz der Habsburger, Hohenzollern und Wettiner, ehe er im 20. Jahrhundert zu dem allgemeinen Drang nach Osten mutierte. In dem Zusammenhang sollte man aber nicht den slawischen Expansionsdrang, wie er in Polen insbesondere nach 1920 lebendig wurde, vergessen. Dort träumte man bis den Schulunterricht hinein davon, auf den Spuren der alten Slawen längs der Elbe wieder bis Hamburg marschieren zu können. Ein Blick in polnische Schulbücher und Atlanten kann da sehr hilfreich und erhellend sein. Expansionsgelüste sind nicht auf Russen oder Deutsche beschränkt.
Mir scheint, dass ein großer Anteil an den Vorbehalten Thatchers und Mitterrands an einer deutschen Wiedervereinigung von der Angst nicht vor einem neuen Hitler-Stalin-Pakt, aber einem neuen Rapallo gespeist wurde. Wer damals (1989/1990) Portugalow und auch Falin im Deutschen Fernsehen Reden hörte, konnte hin und wieder auf diesen Gedanken eines derartigen Angebots seitens der UDSSR kommen. Zu Polen fällt mir ein Witz ein, den mir 1989 polnische Bekannte in Czluchow (ehemals Schlochau im ehemaligen Ostpommern) erzählten, Deshalb erlaube ich mir, ihn hier wiederzugeben: Wenn ein bewaffneter Pole vom Westen her einen Deutschen in kriegerischer Absicht und vom Osten her einen Russen in kriegerischer Absicht auf sich zukommen sieht, auf wen schießt er zuerst? Antwort: Zuerst auf den Deutschen, dann auf den Russen, denn zuerst kommt die Pflicht und dann das Vergnügen. Über den Hitler-Stalin-Pakt aus polnischer Sicht kann man sich - sofern man vor Ort ist - im neuen Danziger WK II Museum informieren.
Ich lebe zufällig in einem Viertel, in dem auch sehr viele Explorer wohnen und tätig sind. Da meine Frau Russin ist (übrigens als Sprachwissenschafterin akzentfrei Deutsch spricht und nicht sofort als Russin zu identifizieren ist) habe ich durchaus einen gewissen Eindruck durch Gespräche bzw. Smalltalk Talk in die Sache. Kurzum Angst oder Befürchtungen irgendwelcher Art bezüglich Putins Russkand konnte ich bei Polen überhaupt nicht feststellen. Man lebt mit- bzw. nebeneinander. Was ich aber sehr wohl auf beiden Seiten feststellen konnte, ist eine überaus konservative, betont christliche konservative Einstellung und die weitgehende Ablehnung linker und grüner Politik Made in Deutschland resp. EU. Es scheint mir doch eher eine auf mehrheitlich polnische Politiker reduzierbare Phobie gegenüber Russland hinzuweisen. Gründe gäbe es dafür, würde aber jetzt hier den Rahmen sprengen. Zum Hitler Stalin Pakt selbst ist alles bereits gesagt und dokumentiert worden. Hitler war eiskalt berechnend und erhoffte sich mit diesem Schachzug kurzfristige Vorteile für das Reich und warf Stalin einen Teil der Beute vor die Füße, Mi dem Hintergedanken sich diesen Teil ohnedies mittelfristig auch noch zu holen. Stalin nahm dankend an.
Die Besetzungen von Polen durch Preussen, Österreich und Russland gehen zurück bis weit in das 18. Jahrhundert. Kaum vorstellbar, was die Bevölkerung dort mitgemacht hat… Allerdings jetzt, mehr als 70 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges, 850 Millionen vom Deutschen Staat erpressen zu wollen, das geht eindeutig zu weit… Polen bekommt als aufstrebendes Wirtschaftsland von Brüssel unendlich viele Gelder, womit sie dank der Digitalisierung ihre Wirtschaft aufbauen… Sollen wir jetzt auch unsere Konkurrenten dort heranzüchten? Man sollte sich nur mal die Rede letzten Sonntag von DUDA anhören, natürlich in der Übersetzung, wessen er die Deutschen beschuldigt… Katyn wurde nicht von den Deutschen verursacht…
Wurde der Pakt aufgekündigt? Wenn nicht, dann gilt pacta sunt servanda. Oder etwa nicht Herr Kleinophorst?
Wer bestimmt, welche Geschichte man umschreiben kann und welche nicht? Ich denke, wir haben alle ein Ahnung.
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