Es handelt sich um 850 Milliarden Euro, dh. von jedem Deutschen, ob Greis oder Säugling, mehr als 10.000€.
Der Streit in den hier vorgestellten Artikeln, ob die Grenze des geteilten Polens bei dem Vertrag zwischen den Nazis und den Sowjets bei der Curzon-Linie oder an der Linie Pis(s)a, Narew, Weichsel und San festgelegt wurde , lockt fast 80 Jahre nach dem Ende des Krieges keinen Hund unter dem Ofen hervor. Tatsache ist, dass die Grenze der Bundesrepublik Deutschland an der Oder-Neiße-Linie liegt.
Ich fande den Beitrag von Rene Zeyer gestern auch mehr als naiv. Um es überspitzt zu sagen: Wenn es in unserer Macht läge Russland das Baltikum zurück zu geben, würde Putin uns das Erdgas schenken. Zum Glück sind die Zeiten vorbei, denn ohne gemeinsame Grenze zu Russland gibt es auch weniger gemeinsame Interessen. Vielleicht ist es das wenn Putin andeutet dass wenn man über die territoriale Ordnung in der Ukraine redet man über jene in Ostpreußen nicht schweigen darf. Gruß W
Die zwischen Ribbentrop und Molotow ursprünglich vereinbarte Grenze der Interessensphären verlief anders, nämlich war Litauen sozusagen “deutsch”, während Zentralpolen “sowjetisch” war. Etwas später hat man das dann “getauscht”. Selbstverständlich ging es dabei nicht um das Selbstbestimmungsrecht der Völker, denn Deutschland scherte sich um das polnische Selbstbestimmungsrecht sicher nicht mehr als sich das Königreich Polen zu früheren Zeiten um das Selbstbestimmungsrecht der politisch zersplitterten Deutschen geschert hatte, und darum ging es auch nicht um die Curzon-Linie, sondern darum, eine günstige Ausgangsbasis zu haben, um im geeigneten Moment den jeweils anderen Diktator anzufallen. Interessanterweise war es Stalin, der als erster die vereinbarte Demarkationslinie überschritt, nämlich mit der erzwungenen Abtretung der Nordbukowina durch Rumänien, uralten habsburgischen Kronlandes, das nie zuvor russisch gewesen war. Schon damit hätte Hitler einen jedenfalls im Innenverhältnis legitimen Kriegsgrund gehabt. Dass man ihn nicht propagandistisch ausschlachtete, dürfte daran gelegen haben, dass das Abkommen sich auch aus deutscher Sicht nicht gerade zur Veröffentlichung eignete. Stattdessen verfiel man auf die Präventivkriegsstory, nur um dann nach Beginn des Ostfeldzugs erschrocken festzustellen, dass man die Rote Armee tatsächlich in Angriffsbereitstellung überrascht hatte, was die monatelange Unfähigkeit der Sowjets erklärte, eine wirksame Defensive aufzubauen. Aber geplant wurde das Unternehmen Barbarossa sicherlich in Unkenntnis von Stalins Absichten.
Ein interessanter Beitrag von Herrn Matthes. Er thematisiert die Grenzziehung zwischen der UdSSR und Hitler-Deutschland bei der Aufteilung Polens. Es ist richtig, dass es ein paar Abweichungen von der Curzon-Linie gab. Es ist aber auch richtig, dass die endgültige Grenzziehung nach dem Zweiten Weltkrieg ziemlich genau der Curzon-Linie folgte, mit kleinen Abweichungen zugunsten Polens. Grenzen werden, das ist immer so, von den Siegern gezogen. Das taten auch die Polen, als sie von einem grosspolnischen Reich nicht nur träumten, sondern in Gestalt von Polen-Litauen auch eins hatten. Gerade bei Polen kann man nun beliebig Grenzenziehen spielen und dabei je nach Interessenlage den einem zusagenden historischen Zeitpunkt wählen. Im 20. Jahrhundert war es so, dass Polen zuerst die militärische Schwäche der UdSSR ausnützte, anschliessend unter Zustimmung aller Alliierten die Curzon-Linie als Ostgrenze zugeteilt bekam. Soweit wohl indiskutabel klar. Ebenso wie die polnische Teilnahme an der Aufteilung der Tschechoslowakei, virulenter Antisemitismus und Pogrome. Wieso es Ängste auslösen soll, wenn es zu einer friedlichen wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Russland kommt, ist schleierhaft. Das Einzige, was in den letzten Jahren Ängste ausgelöst hat, ist die unselige Osterweiterung der NATO, allerdings sind diese berechtigten Sorgen in Russland vorhanden. Die NATO ist dabei keinesfalls eine Organisation, die das Zerfallen Europas in einen zerstrittenen Haufen verhindert. Ebenso wenig, wie das die EU tut. Brandaktuell ist bei der NATO nur, dass sie mit ihrem Drang nach Osten, inklusive der Ukraine, die wohl grösste Gefahr für den Frieden in Europa darstellt. Ich schrieb, dass die Geschichte zwischen Polen und Russland von gegenseitigen Grossmachtaspirationen geprägt ist. Der aktuelle Unterschied besteht nur darin, dass Polen zwar nicht verloren ist, aber seinen Kampf um Grosspolen verloren hat.
Bei allem Unrecht, was durch die deutsche Diktatur der polnischen Nation angetan worden ist, sollten doch bestimmte Fakten nicht vergessen werden. Polen war schon lange vor dem Ende des 1.WK geradezu berauscht, einen ethnisch homogen polnischen Staat zu errichten. Die Grenzen sollten von Kiew bis nach Wilna und der Oder-Neiße reichen. Halb Litauen, aber auch Teile der Ukraine wurden besetzt. Schlesien und Peußen als “urpolnisches Land” sollten wiederum der Nation zugeführt werden. Die Lage der Minderheiten - nicht nur der deutschen - in der Zwischenkriegszeit war schwierig genug. Ich erinnere nur an das Olsa-Gebiet, wo polnische Truppen Oktober 1938 den mittleren Teil besetzten.
Liebe Leser und Autoren der Achse, aus gegebenem Anlass möchte ich Sie auf einen neuen Kino-Film aufmerksam machen, der in diesen Tagen in einigen deutschen Kinos startet. ‘Und der Zukunft zugewandt’ erzählt am Beispiel einer Frau - und nach wahren Begebenheiten - das weitere Schicksal überlebender Gulag-Häftlinge, welche nach jahrelanger Haft Ende der 40-er und Anfang der 50-er Jahre in die DDR entlassen wurden. Die ‘der Zukunft zugewandte’ ‘Arbeiter- und Bauern-Regierung’ Ulbricht-Grotewohl des ‘ersten sozialistischen Friedensstaates auf deutschem Boden’ verurteilte diese Menschen - zu lebenslangem Schweigen. Ähnlich wie die Vertriebenen und die vielen von den angeblichen ‘Befreiern’ der Roten Armee vergewaltigten Frauen durften diese Menschen - OFFIZIELL - nicht sprechen, über ihr Leid: ihre ermordeten und verstorbenen Angehörigen, die menschenunwürdigen Haftbedingungen, ihre Not und Einsamkeit und - den Verrat durch die eigenen Genossen in den Jahren der stalinistischen ‘Säuberungen’ (insbesondere 1936-1939). Der Film ‘Und der Zukunft zugewandt’ versucht, an das Leid dieser Menschen angemessen zu erinnern und ihre Schicksale vor dem Vergessen zu bewahren. Danke, daß es auf der Achse möglich ist, diese Zeilen zu veröffentlichen. Ich schließe mit einem Satz, der das Schicksal vieler liquidierter Säuberungsopfer in aller Kürze beschreibt: ‘Er war ein guter Kommunist und wurde gut erschossen - von einem guten Genossen!’ Dieser Satz war und ist - leider - keine Satire; sondern millionenfache furchtbare Wirklichkeit.
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