Wann wäre denn die Linke je “cool” gewesen? Das mag mal vor 50 Jahren so ausgesehen haben, als sie wenigstens noch sexy, nonkonformistisch, undogmatisch, spontan und rotzfrech war, und vielleicht vor 30, als sie mit dreckigem, abgetakelten Mercedes-Diesel mit “Atomkraft? Nein danke!”-Aufkleber durch die Gegend fuhr. Das alles traut sie sich doch längst nicht mehr. Nur Trillerpfeife für die Gegner, das war schon damals Tradition. Mimosenhaft, zu jeder Diffamierung bereit und diskursfeindlich sofort jenseits des eigenen Tellerrands war sie immer, die ach so fortschritliche Linke, denn das steht doch schon bei olle Charly Marx im Programm, als Pflicht im Klassenkampf. Und nun geht es ihnen als herrschender Klasse am Ende noch an die Deutungshoheit, am Ende vielleicht an die Pöstchen und an die Fleischtöpfe - sorry, das geht ja gar nicht! Da wird also noch viel mehr Gegenwind kommen.
Ihre Kritik “...eigentlich sollten keine ... Privatpersonen über die Geltung demokratischer Rechte entscheiden…” ist dann doch etwas bizarr. Wer denn sonst?
Twitter - “Jauchegrube” durchzensierter globalistischer Schwatzbacken? Das hätte ich, Twitter-Vermeider der ersten Stunde, so niemals zu formulieren gewagt. Seit dem Netzwerk-Durchsetzungs-Gesetz des famosen Genossen Heiko Maas schmort es im eigenen Saft und ist stolz auf den Takt seiner “All-Go!-Rhythmen”, mit denen Wortmeldungen gelöscht und Personen gesperrt werden, die sich nicht linksglobalistischer Meinungshoheit angeschließen lassen. Martin Wagener weist in seinem Buch “Kulturkampf um das Volk. Der Verfassungsschutz und die nationale Identität der Deutschen” nach, wie ausufernd übergriffig der Staat heute kontrolliert, welche Informationen und Meinungen zirkulieren dürfen. Dass politmediale Zensur, Diffamierung und Marginalisierung vulgo Hetze dabei wichtige Mittel sind, ist überdeutlich! Man darf gespannt sein, ob sich der US-Amerikaner Elon Musk vom deutschen Netzwerk-Durchsetzungs-Gesetz zum willfährigen Zensor machen lässt?
“Gemeinsame Wahrheiten?” Die Freiheit, jeden Gedanken - sei er vielleicht auch dumm oder nachweislich sachlich falsch - aussprechen zu können und zu dürfen, ist “faschistisch”? Sind die dumm, verrückt oder abgrundtief bösartig?
Das sind alles Nebelkerzen und Bohei im Bälleparadies. Wie viel hat Musk bisher für seinen heavy-use von Twitter bezahlt? Er ist viel zu intelligent, um 44 Milliarden US-Dollar auszugeben, um ein bisschen Meinungsfreiheit-Geplänkel zu veranstalten oder irgendwen zu erziehen. Gettr oder andere Mitbewerber hätte er für ein Taschengeld kaufen und umbauen können. Mal drüber nachdenken, womit Twitter Geld verdient, was Twitter seit Jahren an Daten (Personen, Vernetzungen, Nutzungsverhalten, Inhalte, Echtzeit-Trends weltweit) aggregiert und damit an Wissen generiert, insbesondere über die “wichtigsten” Menschen der Welt und ihre Fans, und was das mit Musks Zielen in Sachen Transhumanismus und KI zu tun haben könnte, und wer noch gerne aus welchem Grund Zugriff auf diese Datenberge und mit dem Ablauf des überraschend schnellen und geräuschlosen Deals irgendwie auch zu tun hat. Und warum die EU das gar nicht so gut findet und womit sie schon seit längerem versucht, auch bei Twitter den Fuß in die Tür und Zugriffsrechte zu bekommen.
Musk, der Gottkönig der umweltschädlichen Batterien, Blamierer der NASA und Zerstörer der erdgebundenen Astronomie ist auch der Retter der Reste der Meinungsfreiheit im woken Internet? Ich könnte weinen vor Glück!
Erstmal abwarten, was wirklich das Ergebnis sein wird. Noch hat Musk ja nur Ankündigungen von sich gegeben. Offensichtlich reicht das aber bei einigen schon aus, um Horrorszenarien an die Wand zu malen. Diese prompte Nervosität finde ich lustig. Sonne genießen und Tee trinken. Meistens kommt es anders als man denkt.
Nichts neues: Diejenigen, die pausenlos von Respekt und Toleranz faseln, sind in Wirklichkeit maximal respektlos und intolerant. Meinungsfreiheit gilt ohnehin nur in Bezug auf die eigenen Meinung.
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