Thomas Rietzschel / 04.05.2020 / 13:00 / 36 / Seite ausdrucken

Heute retten wir Europa und morgen die ganze Welt!

Als die Ausbreitung von Corona in Europa das Ausmaß einer Epidemie annahm, war von Europa nichts mehr zu hören. Den Beamten in Brüssel verschlug es die Sprache. Sie konnten nur erstaunt in leeren Schubladen kramen. Auf den Gedanken, Pläne für den Ernstfall zu entwickeln, war die Gurken-Truppe bisher nicht gekommen. Im Moment ihrer Herausforderung versagte die EU. Offenbar wurde, was jeder Leichtmatrose weiß: Große Kähne sind zu schwerfällig, um dem plötzlich auftauchenden Eisberg in letzter Minute auszuweichen. Auf hoher See heißt es dann, rette sich, wer kann. 

In Europa mussten sich die Länder plötzlich wieder auf ihre Souveränität besinnen, wollten sie halbwegs unbeschadet davonkommen. Die Viren dämpften den kontinentalen Größenwahn. Sie zwangen die Staaten, im Rahmen ihrer nationalen Zuständigkeiten zu handeln, Grenzen zu schließen und die Grundrechte der Bürger einzuschränken. Nicht immer sahen sie dabei peinlich genau auf den Wortlaut der jeweiligen Verfassung. Allenthalben gaben die Politiker den starken Max und die dicke Berta, um die Untertanen mit Ausgangs- und Versammlungsbeschränkungen, mit Reiseverboten und der Placebo-Verordnung einer Maskenpflicht zu „disziplinieren“.

Ahnungslos versuchten sie der Krise Herr zu werden, indem sie von Tag zu Tag regierten. Zu lange schon hatten sie sich daran gewöhnt, jegliche Verantwortung von sich zu schieben, indem sie das Volk mit dem Eiapopeia vom dereinst vereinigten Europa einlullten. Nun genügte ein importiertes Virus, um sie wieder zur nationalen Besinnung zu bringen. Wenigstens bestand die Hoffnung, dass es so kommen könnte. 

Die Retter kommen!

Doch die Hochstapler wären nicht die Verbohrten, die sie sind, hätten sie den Warnschuss des Zufalls als solchen erkannt. Kaum dass die Zahl der Neuinfektionen sinkt, Aussicht auf eine Überwindung der Corona-Epidemie besteht, wollen sie erneut Europa und die ganze Welt retten. In der FAZ vom Samstag spuckten sie schon wieder große Töne. Abgedruckt war ein Gastbeitrag, als dessen Autoren Macron, Merkel, von der Leyen, die Ministerpräsidenten Italiens und Norwegens, Giuseppe Conti und Erna Solberg, zusammen mit dem Europäischen Ratspräsidenten Charles Michel zeichneten. 

Für den Sieg über Corona, heißt es darin, sei es nötig, „dass die besten und fähigsten Köpfe der Welt zusammengebracht werden müssen, um die Impfstoffe, Behandlungen und Therapien zu finden, die wir brauchen, um unsere Welt wieder gesund zu machen“. Die EU sei bereit, diese „beispiellose globale Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern und Regulierungsbehörden, Industrie und Regierungen, internationalen Organisationen, Stiftungen und Vertretern des Gesundheitswesens in Gang zu setzen“. 

Man muss dieses Geschwafel zweimal lesen, um den Irrsinn der Hybris zu ermessen. Als wären sie nicht eben erst auf ganzer Linie gescheitert, wollen sich die Maulhelden der EU schon wieder zu einem Projekt aufschwingen, das an seiner phantasierten Gigantomanie ersticken muss. Glücklich ist, wer vergisst! In der Gnade ihrer Einfalt stehen die Bornierten zum absehbaren Ende der Corona-Krise: Ahnungslos gestartet und nichts dazu gelernt. 

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Leserpost

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Winfried Kurt Walter / 04.05.2020

Grundgedanke der Demokratie war, dass die Besten ein Land regieren und nicht die mit dem niedrigsten IQ und dem höchsten Machtstreben.

Ludeloff Klaus / 04.05.2020

Die Eurokraten mit ihren vielen NGOs und Medienvertretern treibt nur eine Sorge um: wann können sie innerhalb ihrer Blase wieder zu Palaver, Häppchen und Restaurantbesuchen zusammenfinden. Belgien zeigt sich erstaunlich widerstandsfähig gegenüber den Forderungen dieser Blase; gut so.

Sabine Lotus / 04.05.2020

Sehr lustig in diesem Zusammenhang finde ich: Die Grünen (!) fordern (!) den weltweiten(!) Atomausstieg. Bruharhar. Apropos lustig: Wie geht es eigentlich den Heute-Show Krampen? Haben die immer noch kein Luftgewehr gefunden, dem sie ihr Narrativ anhängen können? Gehen denen gerade die ‘Rechten’ aus? Schalten Sie auch nächste Woche wieder ein, wenn Sie Muddi plärren hören: “Wer hat hier alle Rechte/n aufgebraucht? Bin ich denn hier nur noch von kiffenden und koksenden Boxern umgeben?” Be careful what you wish for.

beat schaller / 04.05.2020

Was anderes sollte man denn von diesen Armleuchtern denn erwarten? Man muss sie schlicht und einfach zum Teufel jagen. Allesamt. Das ganze EU Gebilde auf eine kleine, klar definierte Dienstleistungsorganisation zurück stutzen. Der € ist eh gestorben , sodass jeder Staat wieder zur eigenen Währung zurückkehren werden muss und so einen ersten Schritt in die landeseigene Freiheit gemacht wird. Dann erst wird man ans “Aufräumen” gehen können. b.schaller

Dietrich Herrmann / 04.05.2020

Maulhelden ist richtig. Geschwafel auch. Heiße Luft aus allen Rohren. Tolles Führungspersonal sondert ... da ab.

Joerg Haerter / 04.05.2020

Nur Nichtfachleute können sich zu solch einer Hybris versteigen. Ebenso zu beobachten bei der “Energiewende”, Atomausstieg, Elektro-Autos und Gesellschaftsutopien. Fachleute werden nicht mehr gefragt. Armes Deutschland.

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