Henryk M. Broder / 25.01.2019 / 11:00 / Foto: Sven Teschke / 42 / Seite ausdrucken

Herrmannschlacht am Neckartor

Ein Würstchen, das so tut, als wäre es eine dicke Salami, erkennt man daran, dass es quietscht, wenn man es anfasst. Winfried Herrmann, der Verkehrsminister von BW, ist so ein Würstchen. Seine politische Karriere fing damit an, dass er sich in der Schülermitverwalltung seiner Schule engagierte und zeitweilig das Amt des Schulsprechers ausübte. Später, nachdem er Minister in Stuttgart wurde, bewies er maximale Flexibilität. Er sprach sich gegen das Projekt "Stuttgart 21" aus und lehnte es ab, dafür die Verantwortung zu übernehmen. Nach einem Volksentscheid zugunsten des Projekts blieb er freilich im Amt und „vertritt nun die Landesregierung bei diesem Projekt". 

Mittwoch abend gastierte er in den Tagesthemen, ab 8:22 und vertedigte, diesmal sowohl als Minister wie auch als Privatier, die Feinstaubobergrenze gegen die Bedenken von über 100 Fachärzten. Die Grenzwerte, sagte er, würden schon "sehr lange" gelten, seien "wissenschaftlich fundiert", dazu seit neun Jahren "deutsches Recht", und "im Rechtstaat gilt nun einmal Recht, auch Umweltrecht und auch Grenzwerte".

Damit war geklärt, was einen Rechtsstaat ausmacht – es sind nicht die Grenzen, sondern die Grenzwerte für Schadstoffe wie Feinstaub, CO2 und N0x. Auf die Frage, ob er diese Grenzwerte nicht "hinterfragen" möchte, antwortete Herrmann mit einem "Nein!", das er nicht ganz kohärent, aber wortreich begründete. "Jetzt plötzlich" seien "alle möglichen Mediziner Fachleute" geworden, die "alles besser wissen". Und kapiert hätten sie auch nichts. "Diese Grenzwerte sind Vorsorgewerte, das heißt, dass wenn man über den Grenzwert ist, man nicht sofort krank wird oder tot umfällt, das sind Schutzwerte für die, die krank sind, die Asthmatiker sind, die chronisch krank sind, die Alten, die Jungen und die Kleinkinder, für alle ein Vorsorgewert, damit sie möglichst nicht gesundheitlich geschädigt werden, so sind sie zustandegekommen, so sind sie ins Gesetz gekommen", die Kritiker hätten "jahrelang Zeit gehabt, die Gesetze zu ändern, auf europäischer Ebene, in Deutschland, ist alles nicht geschehen, und jetzt beschimpft man plötzlich die Grenzwerte, ich halte das für ziemlich unseriös..."

Seriös, beinahe schon oberseriös, ist dagegen ein grüner Verkehrsminister, der keinen Zweifel daran zulässt, dass eine gesetzliche Regelung auch falsch oder unhaltbar sein könnte, nur weil sie seiner Weltsicht entspricht. Ja, es wird höchste Zeit, die "Beschimpfung der Grenzwerte" als Tatbestand in das Strafgesetzbuch aufzunehmen, wie Beleidigung, üble Nachrede, Verleumdung und... 

Das Interview mit Winfried Herrmann ging noch zwei Minuten weiter. Aber an dieser Stelle war mein persönlicher Herrmann-Grenzwert erreicht, und ich schaltete auf RTL um, weil ich sehen wollte, wie es mit Evelyn und Doreen weitergeht.

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Leserpost

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Michael Parys / 25.01.2019

Natürlich kann man Grenzwerte anzweifeln und überprüfen. Aber der Zweifel ist noch kein Beweis und ergebnisoffen kann das Resultat der Überprüfung auch ergeben, dass die Werte verschärft werden (In der Schweiz und in Österreich liegen die Grenzwerte für NOx deutlich niedriger als in Deutschland). Michael Parys

Eleonore Weider / 25.01.2019

War ja nicht anders zu erwarten, als daß sich jetzt die grünen Verfechter Würstchen wie Hermann,  Dieter Janecek ect. über die Bedenken von Fachleuten echauffieren -  und sogar die Lungenärzte in die politische Nähe der Reichsbürger bringen. Alles was nicht grün ist, ist rächts, wird diffamiert und verhöhnt, das erinnert schon an Sekte. Aber ich habe beim Stöbern einen Fund gemacht: Das böse Stickstoffmonoxid ist sogar so giftig, daß es Frühchen in die Beatmungsluft gemischt wird, las ich in spektrum.de unter dem Titel: news-stickstoffmonoxid-in-der-atemluft-schuetzt-fruehchen-vor-folgeschaeden - Nur an der Kreuzung wird es wieder böse.

Dietmar Blum / 25.01.2019

Zitat Wikipedia: “Nach Ableistung des Referendariats bestand er 1981 auch das zweite Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien. Anschließend war er bis 1984 an einem Gymnasium in Stuttgart als Lehrer tätig. Von 1989 bis 1998 leitete er den Fachbereich Gesundheit und Umwelt an der Volkshochschule Stuttgart.” Soviel zur Kompetenz dieses Dampfplauderers, der gerade einmal DREI Jahre seinen Beruf ausübte.

Günter Leidig / 25.01.2019

Ich habe die Tagesthemen zufällig auch gesehen, Was nämlich kurz zuvor passierte machte die Sache noch viel absurder. Da stellten die sonst so unkritischen, den Mainstream bedienenden Tagestehmen die Frage, wie es zu dem Grenzwert kam. Man hat in den 90ern die WHO befragt. Zunächst war von zwei Studien die Rede, die zum Ergebnis kamen, das eine Gefährdung nicht zu erkennen bzw. nachzuweisen sei. Die entscheidende dritte Studie befasste sich mit Kochen auf Gasherden, wo man immerhin messtechnisch irgendetwas festgestellt haben will. Ich habe das so verstanden, dass die Sache aber trotzem nicht unbedingt Hand und Fuß hatte. Trotzdem wurde daraus der NOx - Grenzwert für den Autoverkehr (!) abgeleitet. Und im nächsten Moment kommt dieser Vollpfosten und faselt von soliden wissenschaftlichen Erkenntnissen. Mir ist später auch noch eine andere Frage eingefallen: Warum wurde eigentlich kein Kochverbot eingeführt? Ich würde auch mal Messungen an Politikern machen. Die stoßen nämlich auch Schadstoffe aus. Dann wäre ein Sprechverbot fällig.

Th.F. Brommelcamp / 25.01.2019

Gewählter Dunning-Kruger Efekt, gewählt durch kollektives Dunning-Kruger. Gott liebt die Dummen. Sonst hätte er nicht so viele davon gemacht! Und sonst gibt es das SPD-Grüne Bildungssystem. Abi für alle.

R.Krug / 25.01.2019

Der redet soviel dummes Zeugs, dass es einem die Zehennägel hochklappt

Klaus Schmid / 25.01.2019

Wer erinnert sich noch an diese Aussage und deren Verfasser: “Was damals Recht war kann heute nicht Unrecht sein”?

Thomas Taterka / 25.01.2019

RTL ? Ich erinnere mich an einen ” heißen Stuhl ” zum Thema Ehe !!! Meine Frau und ich haben uns gefragt, wann der ” Lynchmob “ auf Sie losgeht. ” Wie schafft er das nur, so ruhig zu bleiben? “ ( meine Frau) Aber jetzt ? RTL? Sie kriegen mich nicht.  Sowas geht nicht mehr.  Der Fernseher bleibt meistens aus. Das läuft unter “selbstverletzendem Verhalten”, wenn wir mal schwach werden. Meistens ärgert man sich über die vertane Zeit. Und bei den allermeisten Politikern fühlt man sich eher belästigt. Von Selbstherrlichkeit,  Unverschämtheit,  Dummheit, Verlogenheit, katastrophaler Unbildung, Angepassheit,  Hysterie,  Humorlosigkeit, Zynismus, grenzenloser geistiger Öde, Stillosigkeit,  geschichtlicher Unkenntnis, Anbiederei, endlosem Geleier von Phrasen, billigem Wortverdrehen, heuchlerischen Bekenntnissen und leicht durchschaubaren Manipulationsversuchen . - Dafür geben wir nur noch die Zeit ab,  wenn wir nichts besseres zu tun haben. Schließlich ist das Leben endlich.

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