Ich brauche keine „Nationale Menopausen-Strategie“, wie sie CDU und CSU jetzt fordern. Um meine Menopause kümmere ich mich selbst. Kümmert Euch stattdessen um die Kernaufgaben des Staates! Da gibt es genug Probleme, die dringend einer Lösung bedürfen.
Ich ärgere mich jeden Morgen beim Blick durch die Nachrichten. Da wird beklagt, dass ein Start-up, welches sich um Elektro-Flugzeuge kümmert, jetzt möglicherweise eingeht, ohne entsprechende Förderung. In einer anderen Zeitung werden mal wieder Windräder über den grünen Klee gelobt. Auf einschlägigen Seiten werden zudem Habecks neue Klimaschutzverträge in den Himmel gehoben. Mein Liebster bleibt morgens schon immer in seinem Arbeitszimmer, weil er meine Kommentare offensichtlich nur schwer erträgt, ihm geht es ja nicht besser mit den ganzen irren Meldungen.
Aber jetzt das: Die Union fordert eine „Nationale Menopausen-Strategie“ und lässt den Deutschen Bundestag am Freitag darüber debattieren. Wie so oft heutzutage, habe ich mich beim Entdecken dieser Meldung zuerst gefragt: Meinen die das wirklich ernst? Seit Jahrtausenden müssen Frauen damit klarkommen. Oder haben alle diese Frauen seit Jahrtausenden darauf gewartet, dass Friedrich Merz und seine Union jetzt Abhilfe schaffen?
Erleichterung durch die Christdemokraten
Im Antrag von CDU und CSU (Drucksache 20/12983) heißt es dazu bedeutungsschwanger:
„Die Menopause hat veritable ökonomische und soziale Folgen, die über die individuellen gesundheitlichen Beschwerden der Frauen hinausgehen. Aktuell befinden sich in Deutschland rund neun Millionen Frauen in den Wechseljahren. Im Jahr 2023 wurde die erste deutschlandweite Befragung von Frauen über Auswirkungen von Wechseljahresbeschwerden am Arbeitsplatz durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass zehn Prozent der Befragten mit Wechseljahresbeschwerden aufgrund der Menopause früher in Rente gehen wollen oder bereits gegangen sind. Bei den Befragten, die älter als 55 Jahre alt sind, waren es sogar fast 20 Prozent der Frauen, die früher in Rente gehen möchten (https://www.mtdialog.de/artikel/studie-zu-auswirkungen-von-wechseljahresbeschwerden). Darüber hinaus bestätigt fast ein Viertel aller Befragten mit Wechseljahressymptomen, aufgrund der Menopause bereits Arbeitsstunden reduziert zu haben.“
Nun, dass Frauen in der Menopause die Chance zum früheren Ausscheiden aus dem Arbeitsleben nutzen, so sie sie haben, kann vielleicht ganz andere Ursachen haben. Das kann auch mit dem Arbeitsleben selbst zu tun haben. Oder damit, dass sie rechnen können und deshalb wissen, dass sich das gegenwärtige Rentensystem nicht mehr lange aufrechterhalten lässt, weshalb man lieber jetzt zum Rentenbescheid greift, als noch zu warten.
Schließlich gibt es den Trend zum vorzeitigen Ruhestand nicht nur bei Frauen, sondern auch bei Männern. Aber auch die Frauen, die unter den Begleiterscheinungen der Menopause leiden, erwarten sicher keine Erleichterung durch Bundestags-Anträge der Christdemokraten.
Ich habe jetzt keine Umfrage gestartet, aber ich könnte wetten, dass meine Freundinnen und Bekanntinnen da keine Hilfe vom Staat, einer Partei oder aus dem Bundestag wollen. Was wir uns wünschen, ist vielleicht ein wenig mehr Rücksichtnahme oder auch mal ein „Drüberweggehen“, wenn einer mal wieder die Hitzewelle zu schaffen macht, aber das sind zwischenmenschliche Dinge, die der Staat nicht regeln muss.
Professionelle Fördermitteljäger zum Jagen rufen
Es ist schon aberwitzig, wenn die CDU/CSU jetzt ausgerechnet der staatsübergriffigen und regelungswütigen Ampelregierung vorwirft, sich bislang nicht um die Menopause gekümmert zu haben.
„Trotz der offensichtlichen gesamtgesellschaftlichen Relevanz und den internationalen Erfahrungen spielt das Thema im Koalitionsvertrag zwischen SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP keine Rolle. Nichtsdestotrotz hat auch die Bundesregierung in der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Unionsfraktion (20/8755) die Relevanz des Themas betont. Die Wechseljahre bei Frauen werden auch nach Einschätzung der Bundesregierung in der Gesellschaft weitgehend tabuisiert. Gleichzeitig legte die Bundesregierung in ihrer Antwort offen, dass es keine von der Bundesregierung geförderten Programme oder Initiativen gibt, die Frauen bei der Bewältigung von Symptomen der Menopause unterstützen. Es klafft eine Lücke an Forschung, Forschungsprogrammen und Forschungsgeldern.“
Mir liegt es fern, die Probleme, die jede Frau in ganz unterschiedlicher Weise und Stärke hat, hier herunterspielen zu wollen. Es gibt sicher in diesem Zusammenhang etliche wichtige Betätigungsfelder für Forschung und Medizin, die längst noch nicht hinreichend beackert wurden. Aber dieses Problem löst keine von Ministerialbürokraten gemanagte Nationale Menopausen-Strategie, die – so sie kommen sollte – zuerst vor allem einen Reigen professioneller Fördermitteljäger zum Jagen ruft.
Nun lese und höre ich jeden Tag von viel politischem Unsinn in den Nachrichten. Ich schalte nicht ab, weil es mich interessiert. Und weil ich selbstständig denken kann, ploppen so Fragen auf, wenn ich solche Meldungen, wie die über die Nationale Menopausen-Strategie lese.
Hoffentlich kommt auch jetzt der Rückzieher!
Als Herr Merz vor einigen Jahren nach mehreren Anläufen endlich Vorsitzender der CDU wurde, dachte ich ernsthaft, dass er die CDU zum alten Markenkern zurückführen könnte. Ich wurde damals schon im Umfeld dafür, naja, nicht ausgelacht, aber so ähnlich. Ich habe es nicht verstanden und verstehe es heute noch viel weniger, warum er nicht in seinem „Stall“ aufgeräumt hat: Merkelianer auf Distanz, und los geht es von vorn.
Zugegeben, ich kenne den Alltag in Parteiapparaten nicht, doch ich stelle mir vor, dass so ein Vorsitzender eine gewisse Macht hat und wenigstens sein nächstes Umfeld selbst zusammenstellen kann. Inzwischen sieht es so aus, als könne oder wolle er es nicht. Meines Erachtens hat er entweder falsche Berater, lässt sich von zu vielen Leuten irgendwas sagen oder hat gar kein Rückgrat beziehungsweise eigene Meinung, zu der er dann auch steht. Kaum hatte er in den letzten Jahren mal etwas verlauten lassen, das einen hoffen lassen sollte, jetzt hätte er es kapiert, da kam auch prompt der Rückzieher. Da kann ich nur hoffen, auch in der Frage der Menopause zieht er sich zurück.
Was mich dabei so aufregt: Wir haben in Deutschland so unglaublich viele Probleme, um die Merz sich kümmern könnte. Ganz offensichtlich droht auf unzähligen Feldern der Rückschritt, das Aus. Und die CDU sorgt sich um die Menopause? Um meine Menopause kann ich mich selbst kümmern. Um israelhassende Einwanderer kann ich mich nicht selbst kümmern, diese Probleme zu lösen, erwarte ich vom Staat. Um marode Straßen und Brücken kann ich mich nicht kümmern, dafür zahle ich Steuern, und zwar mehrfach, also? Viele Kommunen platzen aus den Nähten, weil nicht noch mehr „Flüchtlinge“ aufgenommen werden können (und wollen), darum kümmert Euch bitte. Bildung? Kriminalität? Diese ganze mysteriöse NGO-“Industrie“? Ich weiß, dass Frau Merkel die AKW-Abschaltung vorangetrieben hat, obwohl sie als Physikerin es hätte besser wissen müssen. Alle Welt um uns herum forscht und baut Atomkraft aus, und wir? Darum kümmert Euch bitte. Dann brauchen energieintensive Unternehmen auch keine noch so lustig benannten staatlichen Hilfen mehr, wenn sie ihren Strom wieder selbst zahlen können. Es gibt so viele Felder mehr, die ich hier aufmachen könnte, aber bitte: Lasst mir meine Menopause!
Clara Hagen lebt und schreibt in Leipzig.