Interessanterweise gibt es in München keine Stolpersteine. Weil sich die jüdische Gemeinde dagegen ausgesprochen hat. Ich finde das Gedenken wichtig. Wichtiger finde ich die Verhinderung neuer Völkermorde.
Sehr geehrter Herr Schneider, es mag sein, dass diese Stolpersteine zum Nachdenken anregen. Ob dieses erfolgt und mit welchem Ergebnis hängt wohl von der grundsätzlichen politischen Haltung des Einzelnen ab. Es sei auch akzeptiert, dass es Stolpersteine für jüdische Opfer, nicht aber für andere Opfer der nationalen Sozialisten gibt. Und erst recht keine für die Opfer der ihnen im Osten folgenden internationalen Sozialisten, obwohl derer nicht wenige waren. Aber die besondere Ehrung der jüdischen Opfer ist begründet, die Shoah ist so unglaublich in ihren Auswirkungen und ihrem Schrecken, es wurden Bürger alleine wegen ihrer Zugehörigkeit zu einem Glauben ermordet, Bürger, die sich in nichts von ihren Nachbarn unterschieden und Deutsche waren wie ihre Mörder auch. Was mich jedoch mehr und mehr stört, ist die mit der Ehrung verbundene Scheinheiligkeit. Man ehrt die toten Juden und entrüstet sich ungemein über alle, die dieses Gedenken in mehr oder weniger üblen Weise in Frage stellen. Gleichzeitig steht die Solidarität mit den lebenden Juden, mit dem Staat Israel mehr und mehr zur Disposition, erinnert sei an die Haltung Deutschlands zur Jerusalemfrage und an die jämmerlich, feigen Auftritte unseres sogenannten Außenministers, der seine Abneigung gegen Israel schon sehr deutlich artikulierte, verbunden mit der Drohung, die Unterstützung zukünftig zu versagen. Nachzulesen auch auf Achgutcom. Der öffentliche Widerstand gegen Israelhass von links dagegen hält sich für mein Empfinden sehr in Grenzen, sei es gegen Auftritte erklärter Israelhasser in öffentlichen Einrichtungen oder gegen die BDS Boykottbewegung. Übrigens ist auch aus Ihrer Partei, sehr geehrter Herr Schneider, dazu eher wenig zu vernehmen. Deshalb bin ich der Überzeugung, dass der teilweise hasserfüllte Umgang mit dem Staat Israel für die jetzt lebenden Juden weitaus relevanter ist, als das dumme, antisemitische Geschwätz Einzelner zu Stolpersteinen und zu vermeintlichem Schuldkult, die öffentliche Diskussion allerdings in Deutschland dem genau entgegengesetzt ist. Es war übrigens ein Herr Gauland, der, im Gegensatz zu dem Staatsgeschwurbel unserer Partei- und Staatsführung klare Worte fand dazu, was es bedeutet, das Existenzrecht Israels zur Staatsräson zu erklären und sich trotzdem in einer deutlichen Weise dazu bekannte, wie sie mir von einem anderen Politiker nicht bekannt ist.
Im Vergleich zu den ganzen linksgrünen Judenfeinden ist Gedeon -um es mit Broder zu sagen- ein Antisemitchen. Ich bin wegen Ströbele bei den Grünen ausgetreten. Der Hauptgrund war seine intensive, langjährige Freundschaft zu dem Ex-Terroristen und Judenhasser Dieter Kunzelmann. Dieser Mann wurde von Ströbele über Jahrzehnte in Partei und Kanzlei protegiert. Wahrscheinlich nicht trotz seiner täglichen Hetze über “Judensäue”, sondern gerade deswegen!
Und wie äußert sich das “verantwortlich fühlen” in diesem Land? Was nützt es einen Stolperstein in den Gehweg einzulassen und gleichzeitig brennende Israel-Flaggen und “Juden ins Gas”-Rufe hinzunehmen? Was nützt eine Gedenktafel an einer Wand, wenn ein deutsche Spitzenpolitiker Reden über “jüdische Wasservergifter” im Europaparlament “inspirierend” findet? Was nützt eine Mahnmal, wenn der Außenminister, als oberster Diplomat des Landes, sich bei seiner Reise nach Israel wie der Elefant im Porzellanladen verhält? Statt geheuchelter Trauerrituale für die toten Juden wäre ein Bekenntnis zu den lebenden Juden sinnvoller. Das sieht man vermutlich auch in Israel so. Im “verantwortlich fühlen” sind die Deutschen immer gut, wir sind anscheinend an allem Elend dieser Welt schuld. Mit dem “verantwortlich zeigen” für Dinge, die wir tatsächlich auf dem Kerbholz haben, hapert es aber.
Es ist eine menschliche Eigenschaft sich bei etwas hervorzutun. Das betrifft mich, als hier Schreibender, oder andere beim Beurteilen von Sachverhalten. Kommt noch offizielles Lob dazu, ist man zu allen Schandtaten oder auch fragwürdigen Guttaten bereit. Wir tragen als Nachgeborene keine Schuld. Ich kann mich aber um die aufgehäuften Schulden unserer Vorfahren nicht drücken. Bei der Familienforschung und Betrachtung der Hochzeitsfotos sieht man einige als stolze Uniformträger, im Kriegstagebuch des Onkels die Zunahme der Orden bei gleichzeitiger vorzeitiger Alterung und frühem Tod mit 21 Jahren. Auch das sind Stolpersteine für mich.
Man kann ja zu diesen Gedenksteinen stehen, wie man will - was nicht geht, ist aber zu behaupten, einen “Schuldkult” gäbe es nicht.
Zwar moniert auch Frau Knobloch das Darüberlaufen, aber sie hat ein hehres Motiv.* Dass sich Gedeon da quasi einklinkt, ist perfide bis zum Dorthinaus. Wenn die AfD es nicht schafft, diese antisemitische Kröte zu entsorgen, darf sie auch nicht darüber meckern, dass unsere Behörden es nicht hinbekommen, Kriminelle außer Landes zu schaffen. * Ich trete intuitiv nie direkt auf die Steine, und wer das tut, dem ist eh nicht zu helfen.
Irgendwie verstehe ich diesen Artikel nicht. Ich halte Gedenken an die Schicksale der Menschen für gut, auch wenn es um schreckliche Verbrechen geht. Die Kritik an jenen, die das Anders sehen, ist legitim. Ebenso wie die Freiheit, es anders sehen zu können. Aber was hat das mit Heute zu tun? Gibt es eine Gefahr, dass sich dieses in naher Zukunft wiederholen könnte? Von wem droht die Gefahr? Wessen Meinungsfreiheit wird heute beschränkt oder dämonisiert? Wer wird heute in den Medien ausgegrenzt oder instrumentalisiert? Welche Rolle spielen da die Dunkeldeutschen? Wie sieht die Verantwortlichkeit heute aus? Thilo Schneider nennt einen Namen: Wolfgang Gedeon, der in der AfD weitgehend isolierte, macht einen Beitrag zu der Art des Gedenkens - den man getrost ablehnen und ignorieren kann. Warum findet dieser in den Medien und auch hier Beachtung? Sowohl die Zeit als auch Thilo Schneider sehen hier wohl die Chance, irgend etwas Munition gegen die AfD zu gewinnen. Aber dazu eignet sich Gedeon eben schlecht, denn er repräsentiert nicht die AfD.
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