Peter Grimm / 28.09.2020 / 13:00 / Foto: Pixabay / 77 / Seite ausdrucken

Herbst der politischen Führung

Der derzeit wichtigste Krankheitserreger, umgangssprachlich ungenau einfach Corona-Virus genannt, scheint sich am besten bekämpfen zu lassen, indem das alltägliche und private Leben der Bürger mit bis dato undenkbaren Geboten und Verboten reglementiert wird. Grundrechte und Selbstbestimmung haben stark an Bedeutung eingebüßt.

Vor wenigen Tagen noch galten die Reiserückkehrer aus dem Ausland (merkwürdigerweise immer nur die Rückkehrer, nicht die ausländischen Reisenden) noch als größte Infektionsgefahr. Die scheint nun durch inzwischen wieder ausgedehnte Reisewarnungen und den Regierungs-Aufruf, in den Herbstferien Auslandsreisen möglichst zu vermeiden, gebannt. Versammlungen, Veranstaltungen und generell alle kulturellen Betätigungen sind schon – so es sie überhaupt geben darf – dem strengen Diktat sogenannter Hygieneregeln unterworfen. Nun nimmt sich die deutsche Politik des infektiösen Privatlebens der Deutschen an. Unkontrollierte Begegnungen bei privaten Feiern sind es derzeit, die es zu verhindern gilt. Wenn sich morgen die Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten der Länder über weitere Corona-Maßnahmen verständigt, soll am ehesten die Beschränkung privater Feiern konsensfähig sein.

Vielleicht wird es zunächst nicht so streng, wie in NRW geplant, dass private Feiern ab einer gewissen Teilnehmerzahl bei Behörden unter Beifügung einer Teilnehmerliste anmeldepflichtig werden, aber auf eine Obergrenze wird man sich wohl einigen.

Viele Bundes- und Landespolitiker meldeten sich vor der Corona-Runde zu Wort, um diese mit passenden Forderungen zu orchestrieren. Auch der Premier des kleinsten Bundeslandes, Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans (CDU), mochte da nicht fehlen. In der Rheinischen Post hat er seine Amtskollegen aufgefordert, am Dienstag bei der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) ein klares Signal gegen Partys und Treffen ohne Maske zu senden. „Ich erwarte mir von der MPK ein klares Signal der politischen Führung in der Krise, das lautet: Es ist jetzt nicht die Zeit für Partys und Treffen ohne Abstand und ohne Maske“.

Im Herbst 2020 zeigt sich „politische Führung“ also im weitgehenden Unterbinden von Feierlichkeiten und unmaskierten Begegnungen. Vorbei die Zeit, als die Menschen noch selbst entscheiden durften, wann es Zeit für eine Party ist und als man noch wusste, dass manchmal das Feiern auch nötig ist, um eine Krise seelisch gesund durchstehen zu können.

Foto: Pixabay

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Hans Buschmann / 28.09.2020

Im Verbieten ist das Merkelvolk regelrecht grausam. Wenn es um Konstruktives geht, sieht man da nur lauter 0000. Denn dafür braucht man Intelligenz. Dies aber ist da Mangelware

Burkhard Mundt / 28.09.2020

Positiv getestet ist nicht infiziert. Infiziert (Aufnahme eines vermehrungsfähigen Virus) ist nicht erkrankt. Erkrankt ist nicht gestorben. Gestorben bedeutet nicht, an Corona gestorben. Bangemachen gilt nicht. Doch Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste: Abstand, Hygiene, Mundschutz (wer will). Schütze Dich, und Du schützt andere.

Jürgen Fischer / 28.09.2020

Ich wollte jetzt auf die Sozen-Wahlparty in NRW hinweisen, habe aber gerade noch rechtzeitig bemerkt, dass mir @Corinne Henker da zuvorgekommen ist. Prima. Frau @Dr. Inge Frigge-Hagemann, Sie haben’s kurz und bündig auf den Punkt gebracht. Und weil ich gerade mal wieder ganz fies am Rechnen bin: ab Mitte Dezember spätestens dürfte die Geburtenrate in Deutschland merkbar sinken. Schade nur, dass ich es nicht mehr mitkriege, wenn die Generation Verzogene Bankerten alias FFF-Hüpferle es merkt und plärrt, wer bezahlt dann unsere Renten? :-) @Sam Lowry, ist doch ein gewohntes Bild inzwischen. Am Wochenende mitgekriegt; es ist ja endlich wieder Fußball, auch auf Kreisebene, mit(!) Zuschauern. Ein Verein bedankt sich auf Facebook bei einer Firma für das Liefern und Aufstellen von (offensichtlich behördlich vorgeschriebenen) Absperrgittern. Ich muss da mal nachfragen, was damit bezweckt werden soll. Am Ende glauben die Behörden jetzt schon, dass Absperrgitter das Überspringen von Viren verhindern. Wundern würde es mich nicht. Shakespeare hat es passend ausgedrückt, schon vor über 400 Jahren. »World, World, o World!« (in King Lear)

Frances Johnson / 28.09.2020

@ Hans Kloss: Sieht so aus. “It is not, then, merely a matter of obedience to Men in White Coats, not simply that humans have a ‘natural’ predisposition to do evil under instruction from authority figures, but that their desire to do good can lead them to cross lines without understanding that what they are doing is wicked. If people can become convinced that they are involved in a moral project, they are more prone to suspend empathy for others. As Reicher, Haslam and Van Bavel put it: ‘One of the surest ways to lead them to evil is to convince them that they are doing the opposite.’ ” By John Water, das Prison-Experiment, s, über das Milgram-Experiment, innewohnenden Sadismus und “Die Banalität des Bösen”.

E. Albert / 28.09.2020

Das ist schon stark. Anwesenheitslisten jetzt auch im privaten Raum. Wer mit wem, wann und warum - das erfreut alte, wie neue STASI-Spitzel im Regierungs- und Ministerialapparat…- aber natürlich alles nur zu unserem Besten!

Dr. Helmut König / 28.09.2020

Alles hat einmal ein Ende! Nur die Wurst hat zwei

Frances Johnson / 28.09.2020

@ Adrian Lauber: Danke für den Hinweis auf Dennis Prager, wusste das nicht. Für andere: Lohnt sich zu googeln. Beispiel: “No. 4: Snitches. How do the police dispatchers learn of lawbreakers such as families playing softball in a public park, lone joggers without face masks, etc.? From their fellow citizens snitching on them. The mayor of New York City, Bill de Blasio, set up a “snitch line,” whereby New Yorkers were told to send authorities photos of fellow New Yorkers violating any of the quarantine laws. Los Angeles Mayor Eric Garcetti similarly encouraged snitching, unabashedly using the term.” Erschreckend.

Charles Brûler / 28.09.2020

Zu einem Obrigkeitsstaat gehören immer zwei. Unsere neuen Herrscher scheinen zu meinen, dass man den gefährlichen Untertanen zeigen muss, wo der Hammer hängt. Erstaunlicherweise reihen sich die so genannte Sozialdemokraten und Grünen in den selben Chor ein. Da hat man jahrzehntelang gegen “die da Oben” gekämpft, und nun macht man das Gleiche mit den Untertanen.

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