Rainer Bonhorst / 20.04.2022 / 14:00 / Foto: il-mondo-di-don-camillo / 23 / Seite ausdrucken

Helft der SPD aufs Fahrrad

Was soll man machen, wenn einen die eigene Regierung weltweit blamiert? Kopf schütteln? Bierchen trinken? Fußball schauen? Auswandern? Was für die Achse schreiben? Am besten alles zusammen. 

Als ehemaliger Freund dieses Vereins (lang ist's her) fällt es mir nicht leicht, zu sagen: Die SPD ist ein Fall für den Notarzt. Dabei handelt es sich nicht um Lebensgefahr, sie stellt ja immerhin den Kanzler, sondern um einen schweren Fall von Verwirrung und Orientierungsverlust. Putins Ukraine-Krieg hat sie aus der Bahn geworfen. Die Hoffnung, dass sie es allein schafft, wieder einen Weg aus dem Gestrüpp ihrer Verwirrung zu finden, schwindet von Tag zu Tag. Kann man ihr wieder aufs Fahrrad helfen?

Ich will es mit ein paar simplen, stellenweise etwas zugespitzten Worten versuchen. Die erste Zuspitzung geht so: Nennen wir Wladimir Putin einfach spaßeshalber mal Wladimir Hitler. Das Original hat ja den berühmten Satz gebrüllt: „Seit fünf Uhr fünfundvierzig wird jetzt zurückgeschossen.“ Das ist ein Klassiker der Faktenverdrehung zwecks Führung eines Angriffskriegs.

Wladimir hat etwas ähnliches gesagt. Er werde die Ukraine von den Nazis befreien. Auch diese Verdrehung sollte seinen Angriffskrieg rechtfertigen. Er hat natürlich noch einiges draufgesattelt. Vor allem die These, die Ukrainer seien gar kein Volk, sondern entwichene Russen, die wieder eingefangen werden müssen. Hier sehen wir einen Unterschied zu Hitler: Der redete vom Volk ohne Raum, Putin redet vom Raum, der eigentlich seinem Volk gehört. Wie groß ist dieser Unterschied? Geht so. Eigentlich sind das zwei Seiten einer Medaille.

Natürlich hinkt auch dieser Hitler-Vergleich so wie jeder Hitler-Vergleich. Den pathologischen Judenhass, den der „Führer“ in die grausame Tat umsetzen ließ, hat Putin nicht gezeigt. Aber auch seinen Vernichtungskrieg gegen die Ukraine muss man grausam nennen. Er wäre schon jetzt noch grausamer ausgefallen, hätten sich die Ukrainer – auch ohne große Hilfe unseres stummen Kanzlers – nicht so tapfer gewehrt und hätten die russischen Truppen stellenweise nicht so versagt.

Olaf, der, wie einst Barbarossa in seiner Kyffhäuserhöhle, schläft

Nun gut, lassen wir Hitler. Den hinkenden Vergleich wird man bei der SPD ohnehin nicht akzeptieren, weshalb er ihr auch nicht aufs Fahrrad helfen wird. Nehmen wir also Putins Vorgänger und ihr Verhältnis zur SPD. Es war eine Katastrophe. Die kommunistischen Auftragsempfänger in der DDR haben seinerzeit die SPD entleibt und verschlungen und, anders als Jona, der nur drei Tage im Magen des Wals verblieb, nicht wieder ausgespuckt. 

Nun gut, auch dieses Stück Historie wird wohl als alter Käs' abgetan und ist kaum dazu angetan, der SPD wieder aufs Fahrrad zu helfen. Wie wär's mit einer Kombination? Wladimir Putin, als ehemaliger russischer Geheimdienstler in der Tradition der Sowjets und jetzt als Angriffskrieger im Stile Hitlers? Nein? Hilft auch nichts? Alles kein Grund, um sich endgültig von Putin loszusagen? Alles kein Grund, um den Ukrainern wirklich überzeugt und überzeugend zu helfen?

Tja, dann fällt mir auch nichts mehr ein. Wer sich nicht aufs Fahrrad helfen lässt, der muss sich nicht wundern, wenn der enttäuschte Helfer das Fahrrad wieder mitnimmt und woanders hinfährt. Zum Beispiel ins Grüne oder ins Blaue beziehungsweise Blaugelbe oder zur schwarzen Barbara beziehungsweise zur frommen Helene. Oder sollen wir darauf warten, dass der bartlose Kaiser Olaf, der, wie einst Barbarossa in seiner Kyffhäuserhöhle, schläft, vielleicht doch noch aufwacht und uns aus der aktuellen Peinlichkeit zu neuer Herrlichkeit führt? 

Genug der fragwürdigen Vergleiche, der albernen Bilder und der an den Haaren herbeigezogenen Rückblenden. Aber was soll man machen, wenn einen die eigene Regierung weltweit blamiert? Kopfschütteln? Bierchen trinken? Fußball schauen? Auswandern? Was für die Achse schreiben? Am besten alles zusammen. 

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Lutz Herzer / 20.04.2022

Was Herr Bonhorst und die Hau-den-Olaf-Freunde nicht bedenken: wenn die Panzer wech sind, sind sie wech. Gott sei Dank, ich heiße nicht Scholz, aber ich würde den Selensky nach einer zustellbaren Adresse fragen, um ihm 5.000 Steinschleudern frei Haus zu schicken. Die Helme für den Fall der Fehlbedienung hamse ja schon. Achja, Sie wollten schwere Waffen. Ja natürlich, könnse haben. Nehmse Claudia und Ricarda, zwei Mädchen aus Germany. Besser als die dicke Bertha. Geschenkt, aber Rücknahme ausgeschlossen.

Hans-Peter Dollhopf / 20.04.2022

Frau Schulz, zunächst sage ich schon einmal: Sie haben mir die Mühsal abgenommen, selbst zu schreiben. Danke.

Dr Stefan Lehnhoff / 20.04.2022

Putins Verbrechen sind wahrlich schlimm genug- man muss hier also nicht in völliger Leugnung offensichtlicher Tatsachen von einem Vernichtungskrieg sprechen. So ist es wieder nur Propaganda.

Arne Ausländer / 20.04.2022

@Petra Wilhelmi: Glauben Sie das wirklich? Eine rassereine Ukraine würde angestrebt? So ein Unsinn! Natürlich, wenn man den Beschreibungen des Aggressors Rußlands vertraut (wo natürlich keine Nazis herumlaufen, offiziell zumindest), wird man jeden Mist glauben. Auch das man in Leipzig mit Davidstern-Kette kein Hotelzimmer bekäme. Oder daß die Corona-Proteste von Ukrainern, ach nee, Nazis (aber das ist ja wohl dasselbe) unterwandert und gesteuert werden, während gute Linke natürlich der (kapitalistischen) Regierung fest vertrauen und das (Pharma-)Großkapital solidarisch unterstützen.—Es bleibt die Frage offen, ob viele so schreiben, weil sie weder Ukraine noch Rußland kennen (oder wenigstens die Sprachen verstehen), oder ob es andere Gründe gibt. Vielleicht ist es so primitiv: Wenn etwas offiziell verkündet wird, muß das Gegenteil wahr sein. Wenn es denn so einfach wäre.—Die größte Drangsalierung der Russen in der Ukraine und anderen ex-Sowjetrepubliken, besteht darin, die Landessprache lernen zu sollen (ohne daß deshalb Russisch verboten wäre). Auch in Deutschland widersetzt sich bekanntlich eine Großteil der Russischsprachigen solchen Zumutungen und lebt seit Jahrzehnten hier, ohne nennenswert Deutsch zu können (wie etliche Freunde von mir, ansonsten ganz nette Menschen).—Schade, daß es so schwer ist, bezahlte Agenten von ihren Nachplapperern zu unterscheiden (außer im direten Kontakt).

Fred Burig / 20.04.2022

Was bedeutet denn SPD eigentlich? Sozialdemokratische Partei Deutschlands ? Was ist “sozial” bei denen? Was ist demokratisch bei denen? Übrig bleibt: “Partei” und “Deutschland”. Beliebig, wie schon immer! .... und verräterisch gegenüber den den Interessen des einfachen, arbeitenden deutschen Volkes! Schande pur! MfG

Caroline Neufert / 20.04.2022

“Weltweit blamiert” ? Was sowohl MSM als auch alternative Medien bei Corona mit Bravour begannen, versuchen sie jetzt fortzusetzen ... Es gibt keinen “weltweiten” Aufschrei gegen Russland; auch D ist nicht “weltweit” blamiert, vor sich selbst und vielleicht vor Selensky und Biden - nun ja, die Blamage kann man aushalten. Holland schickt “schwere Waffen”, hat selbst gar keine Panzer ;-) . Spanien, Portugal, Italien, Griechenland - wo ist die militärische Unterstützung; auch von Polen nach dem MIG-Desaster hört man wenig. Wir werden mal wieder für blöd verkauft. Um die SPD ist es mir nicht leid, bin aber um jeden Tag froh, an dem sie keine Waffen liefert.  ...

Gerd Kistner / 20.04.2022

Weder die Regierung noch Herr Bonhorst können mich blamieren, das kann ich nur selbst. Wundern darf ich mich aber allerdings, wenn die eine oder der andere beim Versuch logischen Denkens zu kurz springen.

S. E. L. Mueffler / 20.04.2022

Es hätte nur einer Binse bedurft, um diese Partei (mit Ausnahme der Ära Helmut Schmidt, seligen Angedenkens) treffend zu beschreiben: “Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!”

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