Vera Lengsfeld / 24.04.2017 / 18:00 / Foto: Bildarchiv Pieterman / 28 / Seite ausdrucken

Heldenstadt Köln: Bestellter Widerstand mit Pappnase

Am Tag nach dem AfD-Parteitag herrscht Schockstille auf der linksextremistischen Internetplattform Indymedia. Keine Siegesmeldungen, nirgends. Der Aufruf zur „feministischen Blockade“ des Maritim-Hotels steht noch an erster Stelle. Die Aktion wurde zum Flop, weil nur zwei Dutzend Feministinnen erschienen waren und auch nicht mehr kamen, nachdem der Live-Ticker einer Mainstream-Zeitung verzweifelt darauf hingewiesen hatte, dass die Blockade nicht zustande kommen würde, wenn nicht mehr Frauen kämen. Der erhoffte Aufstand gegen das „Schweinesystem“ blieb aus.

Wochenlang hatten die Linksextremisten mobilisiert und Köln mit der „Hölle“ gedroht. Ein „breites Bündnis“ von Parteien, Initiativen, Vereinen und Kirchen hatte 50.000 Demonstranten gegen die AfD angekündigt. Es erschienen nicht mehr als 10.000 – und das waren Polittouristen aus dem ganzen Land, die überwiegend gecharterten Bussen entstiegen, um sich ihr Geld für den Kampf gegen Rechts zu verdienen. Aus Mangel an demowilligen Erwachsenen wurden Kindern Schilder gegen „Nazis“ in die Hand gedrückt. NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) entblödete sich nicht, sich mit einem so instrumentalisierten Kind ablichten zu lassen.

Wenn es nicht Hunderte staatlich finanzierte Gruppen und Grüppchen gäbe, deren Mitglieder ihren Lebensunterhalt als Agitatoren der Multi-Kulti-Ideologie verdienen, hätte es keiner 4.000 Polizisten bedurft, damit eine demokratische Partei ihren Parteitag, zu dem sie laut Parteiengesetz verpflichtet ist, abhalten kann.

Friedlich sei es geblieben, wurde am Samstagabend von der Polizei verkündet. Zwei verletzte Polizisten, einige wenige statt Dutzende eingeschlagene Fensterscheiben, lediglich ein paar demolierte Autos, dafür Dutzende bespuckte, bedrohte, angepöbelte Parteitagsdelegierte, die nur unter massivem Polizeischutz, Wasserwerfer inklusive, den Tagungsort erreichen konnten, beweisen, wie fatal die Maßstäbe in Deutschland bereits verrutscht sind. So werden Oppositionsparteien sonst eher in der Türkei oder in Moskau behandelt.

Der Spuk wäre ohne Staatsknete schnell vorbei

In Deutschland demonstrieren Politiker auf öffentlichen Plätzen, dass ihnen die demokratischen Grundrechte egal sind, wenn sie von den in ihren Augen Falschen in Anspruch genommen werden. Proteste gegen die Gewaltwelle, von der AfD-Mitglieder überrollt werden, hört man von den Krafts, Özdemirs und Rekers nicht.

Dabei wäre der Spuk relativ schnell vorbei, wenn man den Gewalttätern endlich die staatliche Unterstützung entziehen würde. Statt dessen wird gegen die politische Konkurrenz verbal gezündelt, was das Zeug hält. Um ihren "Protest" plausibel zu machen, wurden die AfD-Mitglieder zu Nazis gestempelt. Und der brauen Gefahr muss man sich mit allen Mitteln entgegenstemmen – und sei es mit ungesetzlichen.

Die FAZ dokumentierte am Sonnabend in ihrem Beitrag die Geisteshaltung der bunten Polittouristen: „...Teilweise ist die Stimmung gereizt. Am Heumarkt wirken die Demonstranten enttäuscht darüber, dass sie so weit vom Hotel entfernt demonstrieren. Mehrere Straßensperren, viele Mannschaftswagen, hunderte Polizeibeamte und eine stillgelegte Tramhaltestelle liegen zwischen ihnen und den anreisenden AfD-Delegierten. „Das ist doch langweilig ohne Nazis“, sagt einer der Organisatoren über die Lautsprecher…

Langweilig ohne Nazis? Geht es hier um Unterhaltung? In den sozialistischen Staaten wurden die Menschen per Dekret gezwungen, an politischen Massenkundgebungen teilzunehmen. Das klappt heute nur noch bedingt. Deshalb müssen Bands und Kabarettisten aufgeboten werden, um die Leute zu locken. Das war auch in Köln wieder der Fall. Ohne Musik und wohlfeile Witze hätten Kraft & Co vor einem noch schmaleren Publikum ihre Reden halten müssen. Pappnasen gab es reichlich. Es fehlte eigentlich nur das Freibier.

Bekanntlich haben sich auch die Kirchen mit „Kreuz ohne Haken“ an den Protesten beteiligt, wie sich ihre Amtsbrüder in der dunkelsten Zeit Deutschlands auch gern den Aktionen angeschlossen haben, die man damals als den „gesunden Volkszorn“ bezeichnete. Was tut ein katholischer Stadtdechant Kleine, wenn die „Nazis“ in den Kölner Dom wollen? Verwehrt man ihnen den Eintritt?

Andersdenkende werden höchstens noch als "Umkehrwillige" akzeptiert

Nein. „...Auf die Frage, was passiere, wenn sich prominente AfD-Politiker den Dom anschauen wollten, antwortete Kleine, man könne und werde natürlich keine Hausverbote für den Kölner Dom erteilen. 'Spezielle Einladungen' soll es explizit nicht geben. Oft gingen die Menschen durch die besondere Atmosphäre in dem Gotteshaus anders heraus, als sie hineingekommen seien. Vielleicht treffe das auf Besucher aus den Reihen der AfD zu, sagte Kleine. 'Umkehrbereite sind immer willkommen.'…"

Wohin umkehren? Zurück zur einzig wahren Lehre? Es ist erstaunlich, wie sehr der Kampf für „Toleranz und Vielfalt“ in Deutschland die Verhältnisse versteinert hat. Für Andersdenkende gibt es keinen Platz mehr. Sie werden höchstens noch als „Umkehrwillige“ akzeptiert. Und sind sie nicht willig, so braucht man Gewalt, wie im weltoffenen Köln am vergangenen Wochenende zu besichtigen war.

Eine gute Nachricht gibt es dennoch: Das Publikum wendet sich zusehends genervt von solchen Inszenierungen ab. Das wird auf die Dauer nicht genügen. Wer schweigt, stützt die Verhältnisse, die er ablehnt.

Foto: Bildarchiv Pieterman

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Leserpost

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Olaf Romer / 25.04.2017

Das Beispiel Köln zeigt mal wieder sehr deutlich wer Demokratie leben kann und wer nicht..Der regierende politische Mainstream hat sich jedenfalls positioniert aber leider eben falsch..Und Mitläufer hats ja auch noch wie Gewerkschaften und Kirchen beweisen. Aber all das hält am bürgerlichen Meinungsaustausch wahrhaft Interessierte nicht auf. und das ist gut so.

Arthur Brandenburg / 25.04.2017

Der Bericht spricht auch mir aus dem Herzen. Ich hoffe nur, das sich die AFD als konservative Kraft im Staate etabliert und auch profiliert. Da sind natürlich Grabenkämpfe um mögliche Pfründe sehr kontraproduktiv. Die etablierten Parteien und ihre bezahlten Schläger und Randalierer können nur dann wieder im Zaum gehalten werden, wenn eine konservative Partei in den entsprechenden Gremien kontrollierend eingreift. Das wäre für die Demokratie ein Segen. Als Ostdeutscher kenne ich noch die Agitprop Auftritte der FDJ ler und Pioniergruppen. Da war es schon üblich das diejenigen, welche anderer Meinung waren, als Faschisten verunglimpft wurden. Daran hat sich auch unter heutigen “Antifaschisten” nichts geändert. Nur wir wissen heute besser als damals, wohin eine derartige Meinungsautokratie führt.

Roland Stolla-Besta / 25.04.2017

Herr Erdogan bezeichnet die Bundesregierung, seinen politischen Gegner, als „Nazis“. Darob Hyperventilierung da oben. Dabei hat er nichts anderes getan, als was hierzulande im Umgang mit oppositionellen Gruppen längst üblich ist.

Stefan Zorn / 25.04.2017

Wenn ich das richtig gelesen habe, dann wird doch der organisierte Protest gegen Andersdenkende gerade zum Auslaufmodell. - Sind wir also nicht gerade Zeugen eines hoffentlich anhaltenden Wandels?

Arnd J. Kästner / 25.04.2017

Wenn man in einem Unrechtsstaat sozialisiert wurde fehlen einem wahrscheinlich die Instinkte wenn die Demokratie durch Faschisten bedroht wird. Glücklicherweise haben in Köln viele Menschen für eine vielfältige, multikulturelle und tolerante Gesellschaft engagiert. Zwar wurden die angekündigten in der 50000 nicht erreicht, aber es waren wesentlich mehr als 10000. Ich bin dabei gewesen.

Alexander Renz / 25.04.2017

Hallo Frau Lengsfeld, auf welche vom dt Staat finanzierten Gruppen und Personen beziehen sie sich? Ohne Namen und dem Nachweis geflossener Gelder sind ihre Worte leider nicht viel wert. Schade eigentlich - damit könnte ich in meinem Umfeld gut argumentieren

Roland Richter / 25.04.2017

Ach Frau Lengsfeld, wenn wir Sie nicht hätten…. Die AfD hat gerade noch mal die Kurve gekriegt. Das gefällt dem Establishment überhaupt nicht. Die Frau Kraft ist so was von verbohrt, daß sie auch in der DDR Karriere gemacht hätte.

Roland Müller / 25.04.2017

“So werden Oppositionsparteien sonst eher in der Türkei oder in Moskau behandelt.” Welche Partei wird in Moskau so behandelt? Mir ist keine bekannt. Solche Bilder sind in Osteuropa nur aus der Ukraine bekannt, wo gelegentlich die Anhänger vom Herrn Klitschko mit faulen Eiern und Tomaten beworfen werden.

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