Vera Lengsfeld / 03.08.2018 / 17:11 / 47 / Seite ausdrucken

Heinrich, mir graut vor Dir !

Von Bischof Bedford-Strohm, einem personifizierten Grund, die Evangelische Kirche zu verlassen, ist man einiges gewöhnt. Er legte in vorauseilendem Gehorsam auf dem Jerusalemer Tempelberg sein Kreuz ab, um muslimische Geistliche nicht zu erzürnen und behauptete hinterher wahrheitswidrig, er sei lediglich einem Wunsch des israelischen Sicherheitsdienstes gefolgt. Er forderte flächendeckenden Islamunterricht an den Schulen, weil der Islam zu Deutschland gehöre und die Christen bereit sein müssten, sich dem Islam zu öffnen.

Sein Auftritt beim Gedenkgottesdienst für die ermordete Studentin Sophia, die von einem marokkanischen LKW-Fahrer umgebracht wurde, schlägt dem Fass den Boden aus.

Nicht nur, dass er seine Predigt missbraucht, um politisch-korrekt gegen den angeblichen Hass im Netz zu wettern, von dem wir nur erfahren, dass er „unfassbar“ sei, er macht aus der toten Sophia eine Märtyrerin des Multikulturalismus. Nach einer Würdigung von Sophias Aktivitäten als Flüchtlingshelferin und dem Lob, dass sie in allen Menschen „gute Geschöpfe Gottes“ sah, die Mitmenschlichkeit verdienten, kommen die tatsächlich unfassbaren Sätze:

„Vielleicht wäre sie noch am Leben, wenn sie aus dem Mißtrauen heraus gelebt hätte. Aber wäre das das bessere Leben gewesen? Hätte es ihr Leben sein können?“

Wie bitte, es war besser für Sophia, im Vertrauen auf die „guten Geschöpfe Gottes“ eines grässlichen Todes zu sterben, als sich neben Mitmenschlichkeit auch einen gesunden Realitätssinn zu bewahren? Nein, es wäre besser für Sophia, ihre Familie, ihre Freunde und die Flüchtlinge, die sie noch hätte betreuen können, gewesen, wenn Sophia am Leben geblieben wäre.

Wir brauchen keine Märtyrerinnen, die für den rechten Glauben sterben!

Was Bedford-Strohm predigt, ist politisch-korrektes Kauderwelsch, das mit dem Christentum nicht mehr viel zu tun hat. Denn christlich ist nicht eine idealistisch-schwärmerische Weltsicht des Gutmeinens und Gutdenkens über die anderen. Es ist auch nicht christlich, dem anderen unbedingt zu vertrauen und Gutes von ihm zu erwarten. Christi Gebot der Feindesliebe (Mt 5,44) bedeutet nicht, dass man sich dem eigenen Verderben arglos aussetzen soll!

Nüchternheit und Realitätssinn vertragen sich durchaus mit christlichem Ethos. Dazu gehört auch, um die Fehlbarkeit, ja unter Umständen die Schlechtigkeit des Menschen zu wissen. Wenn der Apostel Paulus dazu auffordert, sich nicht vom Bösen überwinden zu lassen, sondern es mit Gutem zu überwinden (Rm 12,21), dann setzt er voraus, dass es Böses gibt, und dann kann und muss man es als solches benennen! Schon aus christlicher Verantwortung gegenüber seinen Mitmenschen!

Bedford-Strohm ist kein geistiger Führer, sondern ein verbohrter Ideologe. Man sollte ihm weder folgen, noch auf ihn hören.

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Hans-Peter Dollhopf / 03.08.2018

Der Jahrgang von Strohm gehört zur Generation “0-Bock”. Aber die “Übernahme” geschah, da zuvor behütet, ganz wahrscheinlich während der Studentenzeit. Meine Meinung ist, dass die spezifische Ausprägung der Christlichkeit des Bischofs ein Ding der politischen Codierung während dieser “frühen” Jahre darstellt.

Sabine Drewes / 03.08.2018

Es ist unfaßbar, was das geistige Oberhaupt der Evangelischen Kirche sich da geleistet hat, ein geradezu himmelschreiender Hohn und Spott für die Hinterbliebenen. aber nicht nur für sie. Sondern für jeden Bürger dieses Landes, der sich angegriffen fühlen muß, wenn er ein gesundes Mißtrauen fremden Menschen gegenüberbringt, Danke, Frau Lengsfeld, daß Sie dies so deutlich zum Ausdruck gebracht haben!

Rudolf George / 03.08.2018

Bedford-Blitz gehört zu jenen linken Narren, die glauben, dass Jesus Christus der erste Marxist war. Er richtet seine Kirche zugrunde, so wie seine Gesinnungsgenossen das Land zugrunde richten. Und alle zusammen fühlen sich dabei gut, weil sie ja moralisch so erhaben sind.Es wird Zeit für die nächste Reformation, diesmal in der evangelischen Kirche.

Michael Lorenz / 03.08.2018

Süß und ehrenvoll ist es, für den Multikulturalismus zu sterben.

Frank Holdergrün / 03.08.2018

Menschen suchen Gemeinschaften und andere Menschen, denen sie vertrauen können. Nur so macht tägliches Zusammenleben Sinn. Misstrauen ist die skeptische Tür, durch die man andere zunächst bewertet, bevor man an das Gute oder Gemeinsame glaubt. Alles andere ist völliger Irrsinn und B-S. potenziert diesen Wahnsinn in Bereiche, die seine Kirche zu einem Häuflein Elend zusammenfallen lassen.

Michael Scheffler / 03.08.2018

Liebe Frau Lengsfeld, guter Artikel! Nur Eines wäre noch besser: ersetzen Sie bitte das Englisch basierte „muslimisch“ durch das gute alte „mohammedanisch“! Denn selbst wenig belesene Deutsche haben inzwischen von den Untaten des Ideologiestifters (nicht: Religionsgründers) gehört. „Mohammedaner“ zu sagen, ist ein Zeichen von Ehrlichkeit und wider die PC.

Werner Arning / 03.08.2018

Wer sich nicht der Wahrhaftigkeit verpflichtet fühlt, liegt in jedem Fall falsch. Die Bibel sagt eines ganz sicher nicht aus, nämlich, dass man sich selber belügen und Andere belügen soll, einer Idee wegen. Die Suche nach der Wahrheit sollte der Weg sein und nicht das Befolgen irgendwelcher Dogmen oder lebensfremder Idealvorstellungen. Die Wahrheit suchen, das heißt die Realität zu betrachten, so wie sie ist, den Menschen zu betrachten, so wie er ist, das Leben zu betrachten, so wie es ist. Das ist wohl eine Grundvoraussetzung jedweden Glaubens. Einen Gott der Lüge gibt es nicht. Ein Gott des Selbsthasses gibt es nicht. Wer etwas Falsches schönredet, sollte sich nicht auf Gott berufen.

P.Steigert / 03.08.2018

Aus meiner Erfahrung und einigen Diskussionen in meiner Studentenzeit sehe ich die meisten Christen als Bastel-Dir-Was-Dich-Erhöht-Und-Bereichert Ideologen. Da glaubt doch echt niemand mehr an das Wort der Bibel. Was Gott will, entscheidet der Zeitgeist. Viel früher fand Gott ja “Kreuzzüge” gut und die Kolonisierung und Bekehrung der Schwarzen und heute möchte er illegale Einwanderung.

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