Peter Grimm / 18.07.2023 / 10:00 / Foto: Raimond Spekking / 79 / Seite ausdrucken

Heiliger Hitzeschutzraum

Was soll nur aus den Kirchen werden, wenn sich die Gläubigen mehr und mehr abwenden? Karl Lauterbach fordert, was die Amtskirche schon anbietet: Hitzeschutzräume.

Der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ist ja bekannt dafür, dass er durchaus drollige Ideen hat, deren Unterhaltungswert sich aber nicht so ganz unbeschwert genießen lässt, weil sich niemand ganz sicher sein kann, welche seiner absurden Pläne trotz aller Sinnlosigkeit am Ende in konkrete Gängelung der Bürger münden. Dabei muss man den Mann ja auch verstehen. Nach dem Machtrausch auf dem Höhepunkt staatlicher Bevormundung im Rahmen des selbstgebauten Corona-Ausnahmezustands ist für so manchen führenden Politiker der Verlust an Vormundschaft über die Bewohner dieses Landes recht schmerzlich.

Ukraine-Krieg, Inflation und Wirtschaftskrise lassen zudem auch das Interesse der gewogenen Presse an den Worten des großen Genossen Karl etwas schwächeln. Dort werden sogar kritische Töne über seine Krankenhausreformpläne laut. Also muss er sich wieder einem Thema zuwenden, das alle in Furcht eint, um dann ein Problem zu lösen, das es in der proklamierten Form gar nicht gibt. Als er in unserem – global gesehen – eher kühleren Land dem Hitzetod den Kampf ansagte und Hitzeschutzregeln sowie Hitzeschutzräume vorschlug, hofften viele Deutsche vielleicht noch, das sei nur Wortklingelei, ähnlich dem politischen Sommerlochunsinn früherer Tage, nach dem Journalisten in den Ferien gierten, weil sie nachrichtenarme Zeiten überbrücken mussten.

Aber für den Genossen Lauterbach ist die Hitze offenbar keine Eintagsfliege, sondern ein Thema, das er den ganzen Sommer über zu reiten gedenkt. Am Montag brachten die deutschen Medien eine neue Folge der Serie „Dr. Lauterbach gegen den Hitzetod“. Im Tagesspiegel hieß es beispielsweise:

„Als Maßnahme gegen die Sommerhitze hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die Öffnung von Kirchen gefordert – und rennt damit offene Türen ein. ,Die Kirchen sollten in Hitzewellen als Kälteräume tagsüber offen sein und Schutz bieten', twitterte der SPD-Politiker am Montag aus einer Basilika in Siena in der Toskana. ,Wunderschöne mittelalterliche Bauweise, aber auch ein Kälteraum', lobte er.“

Die Kirche des Gesundheits- und Klimaschutzes

Dass der Minister da offene Türen einrennt, also gar nichts mehr fordern muss, stimmt allerdings. Die EKD, die sich ja offenkundig schon seit längerem mehr dem gesellschaftlichen Fortschritt als dem Evangelium verpflichtet sieht, hatte bereits am Freitag in einer Pressemitteilung kundgetan:

„Angesichts der aktuellen Hitzewellen rufen die Evangelische Kirche in Deutschland und die Diakonie Deutschland ihre Gemeinden und Einrichtungen auf, Kirchengebäude und andere kühle Räume als Abkühlungsorte zur Verfügung zu stellen. 'Kirchen sind durch ihre bauliche Beschaffenheit und ohne den Einsatz von Kühltechnik häufig die kühlsten Orte in Stadt und Land. In den bevorstehenden Sommertagen können diese Gebäude Menschen Schutz vor Hitze bieten', so die Ratsvorsitzende der EKD, Annette Kurschus. 'Gerne möchten wir möglichst viele unserer Gebäude als Schutzräume öffnen. Dabei können wir auf Kirchräume zurückgreifen, die zentral liegen und durch ihre Beschaffenheit auch bei hohen Außentemperaturen ohne zusätzlichen Energiebedarf dauerhaft kühl bleiben', so die Ratsvorsitzende. 'Mit unseren kühlen Kirchen in Stadt und Land können wir gleichzeitig zum Gesundheits- wie zum Klimaschutz beitragen. Diesen Schatz möchten wir mit möglichst vielen teilen, die von Hitze geplagt sind oder auch nur eine kurze Abkühlungspause brauchen.'“

Da haben wir sie dann buchstäblich: die Klimakirche. Wer in den alten Sakralbauten keine geistliche Erbauung (mehr) findet, kann nun zur Abkühlung kommen.

„Auch gegen hitzebedingte Belastungen wie Dehydrierung, Hitzschlag und Herz-Kreislauf-Erkrankungen setzen zahlreiche Landeskirchen bereits jetzt ein Zeichen. Zuletzt hatte die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland ihre Gemeinden aufgerufen, Schutz vor Hitze zu bieten. 'Der Klimawandel und die damit einhergehende globale Erwärmung haben eine Zunahme an extremen Wetterereignissen, wie Hitzeperioden, zur Folge', heißt es in einem Schreiben der Landeskirche. 'Um die Gesundheit der Menschen zu schützen, müssen Präventionsmaßnahmen auf verschiedenen Ebenen initiiert werden.'“

Heiliger Hitzeschutzraum, worum sich die Kirchen zusammen mit Genossen Lauterbach so alles kümmern! Das ist schon beeindruckend. In den Jahren des Corona-Ausnahmezustands hatten Kirchenführer ja im Bunde mit Politikern à la Lauterbach zeitweise konsequent dafür gesorgt, dass die Kirchen leer blieben. Während eine geschürte Pandemie-Panik die Menschen verunsicherte, wurden im sogenannten Lockdown auch die Kirchentüren verschlossen. Später wurden Gläubige in etlichen Kirchen abgewiesen, weil sie sich der staatlichen Nötigung zur Corona-Injektion verweigerten. Viele kehrten dieser Kirche anschließend den Rücken. Aber das ist eine andere Geschichte. Jetzt reüssieren die Kirchen als vom Minister empfohlene Hitzeschutzräume, wer hätte das gedacht? In puncto Realsatire kann diese Regierung wirklich immer noch überraschen.

Foto: Raimond Spekking CC-BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Curt Handmann / 18.07.2023

@ frank box, “‘Hitzeleugner’ wird das Unwort des Jahres! - Wetten?” — Jup, sauber. Da gehe ich mit! Und bei WEITEM nicht nur das Unwort “des Jahres”. Da ist mal locker noch viel, viel mehr drin.    >>>>  Ich erhöhe noch auf “Temperaturzerschwurbler”, “Hitzetodzerschwurbler”, “Kälteverschwörer” oder ähnlich ekligen Hirneiter. Wie wir ja im Zusammenhang mit Corona bereits übelst erleben mussten, sind die paranoiden Schizophreniker in deren bekannten Positionen bestens in der Lage, auf jeden Irrsinn noch eine Schippe zu draufzuschaufeln. Und wenn nicht die, dann machen es deren “Berater”.  >>>>  Also, nun werden es die Klima- und Hitzepsychopathen sein, und die haben ihre Messer bereits gewetzt. Die derzeitigen Dumpfbackenmeldungen vom “labernden Rheinischen Sauerbraten” sind nur der kleinste Anfang.    >>>>  Ich behaupte Übles: der Mann wartet doch nur auf weit, weit bessere “Informationsangebote” als diejenigen Gassenhauer, die er in seinen sehr ähm beschränkten Möglichkeiten unter sich lässt. Und die Patte? Keine Frage, läuft! Da braucht “Katastrophen-Kalle” vorerst auch nicht in unsere Taschen greifen. Die Kohle für die feinperligen “Campagnen” kommt bekanntlich erst mal satt von den üblichen durchtriebenen “Philantropen”, den “Weltverbesserern” angerauscht. Die einschlägigen Namen sind bekannt.    >>>>  Insofern: Nicht “wir” “retten das Klima”, sondern “das Klima” kann UNS hoffentlich vor dem Durchbruch der Psychopathen bewahren. Bei Letzterem bin ich mir nicht so sicher. Wie gesagt, Psychopathen, mit denen ist nicht zu spaßen.

Franklin Meissner / 18.07.2023

Gute Idee. In Zeiten der Toleranz geht man mit Freunden wieder in die Kirche und stimmt eine hymnenhafte Ode an,  “The Crown and the Ring”, für den Höchsten. Dessen Name am 3. Wochentag auf der ganzen Welt genannt wird. bei kühlem Bier oder Met,,, oder lieber doch etwas Rotwein?!- Das kann ein Heidenspaß werden…

Mathias Rudek / 18.07.2023

Herr Lauterbach muß ein massive psychisches Problem haben. Mein Hausarzt aus Hamburg Uhlenhorst hat mich in den Anfang 2000er Jahren schon in einem völlig privaten Gespräch gefragt, ob ich Herrn Lauterbach aus der Öffentlichkeit kennen würde und was ich von diesem Lauterbach halten würde? Ja betonte ich damals, ich war gerade in der Mitte der 30er Jahre. Das sei doch der, der immer um Frau Ulla Schmidt herumschlawenzelte. Mein geschätzter Hausarzt meinte dazu, dieser Mann würde an mangelnder Anerkennung kranken, er will uns Praxis-Ärzten und Internisten massiv schaden und zerstören. Das stimmt, so wie ich es verkürzt wiedergebe. Kommt das den Foristen bekannt vor, kann ein jeder das nachvollziehen?

A. Ostrovsky / 18.07.2023

@Fred Burig : >>@A. Ostrovsky:”... @Uta Buhr : “Bei diesen Temperaturen bietet sich ein Glas Caipirinha selbstredend an.” Bingo! Da schließe ich mich an. Ich wollte schon immer mal in der Kirche stockbesoffen Kampflieder der Arbeiterklasse grölen.”.... Es dürfte auch kaum was anderes von ihnen zu erwarten sein .....  MfG<<  Haha, Sie müssen den Schlips einfach kürzer binden. Dann tritt auch niemand drauf.

Lutz Liebezeit / 18.07.2023

Die wunderschöne mittelalterliche Bauweise ohne Computer, Taschenrechner und Statik schlägt die moderne Retortenbauweise um Längen. So eine barocke oder gotische Kathedrale würden die Architekten von heute gar nicht mehr hinkriegen. Früher haben die Bauleute ganze Straßenzüge, ganze Städte in einem Stil aufgebaut, Rokoko, Gotik, Jugenstil, Bidermeier mit Fresken, Reliefs, Statuen, Engelsköpfen und das in normalen Wohngegenden. Man suche mal “Kersting Wells Kathedral”. Früher waren nicht nur die Städte, das ganze Land war getaucht in eine mystische Atmosphäre. Aber davon versteht ein Sozialdemokrat nichts. Für den ist die Butterfahrt Hochkultur und die hat er hier eingeführt. Nichts anderes ist das Mischmasch mit schrillbunten T-Shirts, täglicher Nackenrasur, Marxbart und Shoppingtüten. Eine große Biutterfahrt.

Fred Burig / 18.07.2023

@A. Ostrovsky:”... @Uta Buhr : “Bei diesen Temperaturen bietet sich ein Glas Caipirinha selbstredend an.” Bingo! Da schließe ich mich an. Ich wollte schon immer mal in der Kirche stockbesoffen Kampflieder der Arbeiterklasse grölen.”.... Es dürfte auch kaum was anderes von ihnen zu erwarten sein .....  MfG

Bernhard Piosczyk / 18.07.2023

@A. Ostrovsky. So ist es. Es ist Faschismus.

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