Heiko Maas in Israel: Das bigotte Händeschütteln

Der deutsche Außenminister Heiko Maas weilte am Mittwoch zu einem Eilbesuch in Israel, bei dem er unter anderem den israelischen Außenminister Gabi Aschkenasi sowie Benjamin Netanjahu und Benny Gantz getroffen hat. Grund für seinen dringenden Besuch war der von der neuen israelischen Regierung geplante Siedlungsbau in Judäa und Samaria. Inwiefern Heiko Maas qualifiziert und geeignet ist, Israel Nachhilfe zu erteilen, steht auf einem anderen Blatt.

Es ist schon bemerkenswert, in welchem Ausmaß hierzulande die israelische Politik diskutiert und kommentiert wird, als wenn Deutsche direkt betroffen wären. Auch fehlendes Wissen über die Geschichte und Politik der Region oder mangelnde geographische Ahnung, wo dieses Israel und „Palästina“ liegt und wie groß es wohl ungefähr ist, sind kein Hindernis, eifrig über die Nahostpolitik zu lamentieren. Es grenzt schon an Besessenheit, sich so sehr an einem Land der Größe von Hessen abzuarbeiten, während in der Region die uns allen bekannten Zustände in idyllischen Ländern wie dem Iran, Syrien oder im Jemen vor sich hin schwelen.

Der „Spiegel“ schreibt sogar, dass „Maas damit selbst erlebt (hat), was es heißt, unter israelischer Besatzung zu leben“. Gemeint ist, dass er nicht nach Ramallah zum Ministerpräsidenten der Autonomiegebiete fahren konnte, weil auch ein Außenminister sich hinterher nach aktueller israelischer Rechtslage für zwei Wochen hätte in Quarantäne begeben müssen. Viele deutsche Bundesländer haben zur Zeit für alle Menschen, die aus Schweden in das jeweilige Bundesland einreisen, eine 14-tägige Quarantäne beschlossen. Nach der Logik des „Spiegel“ offensichtlich ein Zeichen für die deutsche Besatzung.

Eine bemerkenswerte Aktion, der in Deutschland keine Aufmerksamkeit zu Teil wurde, ist ein aktueller Brief einer Gruppe von 120 israelischen Familien, die Angehörige bei Terroranschlägen verloren haben, den sie am Vorabend seines Besuchs an Heiko Maas schickten. Diese Familien verurteilen die Finanzierung von linksextremen Organisationen in Israel durch die deutsche Bundesregierung. Von 2012-2019 hat Deutschland alleine über 18 Millionen Euro an 32 linksextreme NGOs verteilt. Mehr als 17 Prozent dieser Summe wurden an politische Organisationen gezahlt, die Terroristen verteidigen, also diese (Un)Menschen, die die Kinder, Ehepartner oder Kinder der Verfasser des Briefs brutal ihres Lebens beraubten. Nur weil sie Israelis und/oder Juden waren.

Eine illegitime Unverfrorenheit

Am letzten Samstag (06.06.20) gab es in Tel Aviv eine große Demonstration gegen den geplanten Siedlungsbau. In diesen Protesten sehen die Initiatoren des Briefs eine legitime Kundgebung als Zeichen der florierenden Demokratie in Israel. Aber acht der Organisationen, die diese Demonstration initiierten, werden von der deutschen Regierung (mit-)finanziert.

Herr Maas kann gerne nach Israel kommen, denn es ist ein legitimer Akt in der Politik, einen Partner auf diplomatische Weise von einem Vorgehen abhalten zu wollen. Es ist aber eine illegitime Unverfrorenheit durch die Finanzierung politischer Organisationen Einfluss auf staatsinterne Prozesse nehmen zu wollen und soziale Unruhen in der Gesellschaft zu stiften.

Zuletzt betonen die Verfasser, dass die Förderung dieser NGOs eine Verschwendung und ein Missbrauch deutscher Steuergelder sei, die besser für die Bürger Deutschlands genutzt werden sollten. Die Familien fordern den sofortigen Stopp aller Gelder für extreme politische Stiftungen in Israel und merken an, dass diese Zahlungen jede ernsthafte Bemühung für Frieden in diesem Konflikt zu Gespött machen.

Es ist ein Trauerspiel mit dem deutschen Steuergeld. Die inländische Ver(sch)wendung wird nur noch von unseren ausländischen Projekten übertrumpft. Schon lange ist bekannt, dass wir die Familien von palästinensischen Terroristen mit einer großzügigen Rente versorgen. Die Einflussnahme auf innenpolitische Geschehnisse über den Arm von politischen Organisationen ist jedoch eine weitere Dimension der deutsch-israelischen Beziehungen.

Es ist die aktuelle unredliche Politik, in der Politiker extremistische und zum Teil militante NGOs bestärken, das Feuer der inneren gesellschaftlichen Unruhen zu legen, um bei der beliebten deutschen Rhetorik der „geistigen Brandstifter“ zu bleiben. Wie würde die deutsche Politik und Gesellschaft wohl reagieren, wenn beispielweise die US-amerikanische Regierung politischen Gruppierungen in Deutschland finanziell unter die Arme greifen würde, um innere Politiker zu beeinflussen? Der Aufschrei wäre immens.

Es ist genau diese Bigotterie und das Messen mit zweierlei Maß (sowohl in der Gesellschaft als auch in der Politik), die das Verhältnis von Deutschland zu Israel nur noch zu einem oberflächlichen und formellen „shaking hands“ aus historischer Verpflichtung hat werden lassen. 

Michal Kornblum, Jahrgang 1997, stammt aus Münster und ist Studentin. Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem Jugendblog Apollo-News

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Robert Schleif / 11.06.2020

Bei “Johannes Paul II. in Jerusalem”, “Havel in Jerusalem” oder “Trump in Jerusalem” hätte man nie diese hässliche Assoziation zu Hannah Arendts Buchtitel…

Rolf Lindner / 11.06.2020

Der Unterschied zur DDR-Politik besteh darin, dass diese in diesem Fall nicht so verlogen war und heuchlerische Bekenntnisse zu Israel abgegeben wurden, sonst ist die Unterstützung anti-israelischer Aktivitäten durch die deutsche Regierung die Fortsetzung der DDR-Politik mit denselben Mitteln.  Aber nicht nur das. Schaut man sich das Maasmännchen an, so sieht man denselben verkniffenen Mund wie bei Erich Honecker. Das kommt von derselben Gedankenwelt.

Klaus Plöger / 11.06.2020

BERLIN Außenministerium. Hier sitzt der Maas und schenkt den Palästinensern Geld. Die verteilen es dann weiter: an Leute, die Juden töten. Und der Minister sagt: diese Morde hätte er nicht bestellt.

Ilse Polifka / 11.06.2020

Wundern Sie sich nicht, es weiß doch auch jeder, aber wirklich jeder deutsche Depp, was für Amerika richtig und gut ist !

Karl Schmidt / 11.06.2020

Dass sich die Berliner Politik das gewünschte politische “Klima” mit dem Einkommen der Bürger erkauft, ist doch nicht (mehr) neu: Auch in Deutschland werden nur politisch einseitig NGOs (die damit ja keine mehr sind) beglückt. Auch im Inland dürfen wir uns damit nicht abfinden: Das Neutralitätsgebot gehört ausgebaut und ausdrücklich in die Verfassung. Die Politik darf die Gesellschaft einer Demokratie (im In- und Ausland) nicht korrumpieren.

Rainer D. Kettenring / 11.06.2020

Er ist halt das Maas aller Dinge.

Sascha Hill / 11.06.2020

Zustimmung in allen Punkten. Es ist schön zu lesen, (wie schon öfters in Apollo-News) das die Jugend/Generation nicht komplett verloren gegangen ist. Vielleicht, hatte der CDU Politiker Arnold Vaatz ja doch Recht. “[...]Und es kommen auch wieder andere Tage”! Wie sagte man immer in einer Klassen Sci-Fi Serie? (BSG) “Das hoffen wir alle!”

Steffen Schwarz / 11.06.2020

Der merkt es doch nicht mal,  daß er mit einem freundlichen Lächeln als Leichtgewicht abgefrüstückt wird. Israel und insb. Netanjahu schütelt sich noch nicht mal wenn HMaas was will. Und die Juden haben ihre Gründe… Selbst z.B. Genscher hat es dort unten nicht leicht gehabt, aber zumindest hat man ihn für voll genommen.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Michal Kornblum, Gastautorin / 13.10.2023 / 06:00 / 93

Wie ich zur „jüdischen Ruhestörerin“ wurde

Eine freie Künstlerin, die an meiner Uni sprechen sollte, behauptete in den sozialen Medien, Israel würde gezielt palästinensische Kinder erschießen und den Palästinensern ihr Grundwasser…/ mehr

Michal Kornblum, Gastautorin / 20.08.2022 / 12:00 / 41

Scholz‘ Schweigen und das jüdische Selbstbewusstsein

Bundeskanzler Scholz schwieg, als sein Gast Abbas den Holocaust relativierte – und wird von jüdischer Seite auffallend geschont. Dabei müssen wir weder diplomatisch sein noch etwas beschönigen, wenn…/ mehr

Michal Kornblum, Gastautorin / 05.10.2021 / 17:00 / 63

Leipzig: Gil Ofarim durfte wegen Davidstern nicht ins Hotel

Der deutsch-israelische Musiker Gil Ofarim wollte am gestrigen Abend in das Westin Hotel in Leipzig einchecken und wurde daraufhin von einem Mitarbeiter des Hotels judenfeindlich…/ mehr

Michal Kornblum, Gastautorin / 19.09.2021 / 16:00 / 51

Eine Woche voller Antisemitismus

Wenn es in Deutschland eine Aktionswoche für Antisemitismus gäbe, dann hätte diese in der vergangenen Woche stattgefunden. Zu Beginn der Woche kam der Skandal um die…/ mehr

Michal Kornblum, Gastautorin / 02.06.2020 / 12:00 / 64

Habeck und das Fleisch, die Alten und die Armut

Der promovierte Philosoph, erfolgreiche Schriftsteller und Sohn meiner Heimatstadt Lübeck, Robert Habeck, machte kürzlich durch seine Idee, einen Mindestpreis für Fleischprodukte einzuführen, mal wieder auf sich aufmerksam.…/ mehr

Michal Kornblum, Gastautorin / 31.05.2020 / 16:00 / 25

Bildung: Haltungsnoten immer besser!

Vor wenigen Wochen feierten wir den 75. Jahrestag der Befreiung. Wenn ich heute auf unsere Gesellschaft blicke, besonders auf junge Menschen meines Alters, die nach…/ mehr

Michal Kornblum, Gastautorin / 30.03.2020 / 10:00 / 42

Appell einer Studentin: Bildet endlich mehr Ärzte aus!

Als ich vor kurzem in einem Bioladen war, um Brot zu kaufen, fiel mir eine Anzeige an der Theke ins Auge. Coffee to go wird…/ mehr

Michal Kornblum, Gastautorin / 08.03.2020 / 12:00 / 26

Wie man mich zum Deutschkurs zwang

Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Schultag? Wie man voller Erwartungen in herausgeputzter, feiner Kleidung, eine überdimensionale Schultüte festumklammernd, in diesem neuen fremden Gebäude…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com