Gastautor / 02.08.2014 / 10:34 / 0 / Seite ausdrucken

Haustürken und andere Sklaven

Thomas Baader

Anti-Israel-Propaganda überschwemmt derzeit das Netz. Besonders beliebt: der obligatorische Nazi-Vergleich. In einem Fall etwa geschieht das durch die Gegenüberstellung zweier Plakate: Auf dem einen sieht man ein blondes Nazi-Mädel mit einer behakenkreuzten Spendenbüchse in der Hand, Frakturschrift bellt uns entgegen: “Baut Jugendherbergen und Heime”.

Dieses historische Plakat wird nun mit einem aktuellen IDF-Plakat verglichen: Auch hier eine junge Dame in Uniform, zwar nicht blond, aber auch bezopft, eine in israelische Farben gekleidete Spendenbüchse in der Hand, ergänzt um den Schriftzug “Give Support to the Troops”. Die Botschaft ist klar: Die Israelis sind irgendwie die Nazis von heute. Tatsächlich gleichen sich beide Plakate in ihrer Bildsprache enorm. Das Dumme ist nur, dass es sich bei dem IDf-Plakat um einen Fake handelt. Wie leicht man das Original finden kann, auf dem die plumpe Fälschung basiert, erfährt man hier: http://murderbymedia.wordpress.com/2013/03/07/typical-jew-subterfuge/

Antisemitische Propaganda dieser Art findet man bei Facebook unter #GazaUnderAttack (https://www.facebook.com/hashtag/gazaunderattack). Und wer verweist auf #GazaUnderAttack? Eine gewisse Kübra Gümüsay auf ihrer Facebookseite.

Kübra Gümüsay, früher Kübra Yücel, ist, wie man ihrem Wikipedia-Artikel entnehmen kann, Journalistin, Bloggerin, Netzaktivistin, kopftuchtragende Muslima, Deutschtürkin und Feministin - laut Deutschlandradio gehört sie “zu den prägenden Köpfen des Islam in Deutschland”. Außerdem erfahren wir von Wikipedia: “Mit ihrem Blog möchte sie ‘Stereotype aufbrechen’ und denen ‘eine Stimme geben, die sonst nicht in den Medien vorkommen’”.

Das scheint, so möchte man sagen, schon mal gelungen. Bei taz, ZEIT, Migazin und dem feministischen Blog “Mädchenmannschaft” kämpft sie gegen die Ungerechtigkeiten des Lebens, so wie etwa den Rassimsus in Israel, der durch die ethnische Herkunft der “weißen Israeliten” verursacht worden sein könnte (nicht Gümüsays eigene Theorie, aber eine Überlegung ist es schon mal wert).

Türken, die sich kritisch mit der eigenen Community auseinandersetzen - ein Konzept, das Gümüsay offenbar fremd ist-, heißen bei ihr “Haustürken”. Das ist, wie sie selbst wortreich erklärt, vom Terminus “Haussklaven” abgeleitet, denn offenbar gleich das Schicksal der Türken in Deutschland heute dem Schicksal der Sklaven in den Südstaaten der USA (man kann übrigens, Frau Gümüsay, nicht nur als weißer Amerikaner, sonder auch als Türke ein Nachfahre von Sklavenhaltern sein).

Doch bevor wir ihr Unrecht tun: Sie brüstet sich damit, dass sie durchaus auch muslimische Communities kritisiert, das “muss aber nicht in einer Kolumne geschehen, die mehrheitlich von weißen Nichtmuslimen gelesen wird”. Also bitte nur, wenn man unter sich ist.

Zu den antisemitischen Ausschreitungen der letzten Wochen hat sich Kübra Gümüsay meines Wissens noch nicht geäußert. Vielleicht tut sie es, wenn man unter sich ist, bei #GazaUnderAttack.

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