Etwas flach angelegt, trotz Adorno. Selbstverständlich können Worte den Boden für Taten ebnen. Wir tun, was wir denken. Ein psychisch nicht gestörter Mensch hat Hemmungen, einen anderen Menschen einfach so zusammenzuschlagen, jedenfalls wenn es nicht im Affekt geschieht. Für eine solche Tat muss der andere Mensch zuerst zum Feind gemacht und dann entmenschlicht werden, also, wenn man ihn z.B. als Ratte oder Schwein bezeichnet. Diese beiden Entmenschlichungstermini sind aus bekannten Gründen etwas aus der Mode gekommen, wobei Bullenschwein als Spezialvariante immer noch gerne benutzt wird. Heute erfüllt denselben Zweck das Wort “Nazi”, gern auch mal und in Steigerungsbedeutung in Kombination als “Nazischwein” (früher “Kommunistenschwein” oder “Judensau”). Das entschuldet die Täter nicht, aber es gibt eben auch geistige “Brandstifter” oder “Totschläger” und die benennt die AfD hier zu Recht, wenn auch natürlich nicht jede Kritik geistige Brandstiftung ist.
Stegner: “Fakt bleibt, man muss Positionen und Personal der Rechtspopulisten attackieren, weil sie gestrig, intolerant, rechtsaußen und gefährlich sind!” “Hamas, Hamas, Juden ins Gas!” Sind das nur Worte? Ja. So fängt es an. Natürlich ist jeder Mensch für sein Tun und Lassen selbst verantwortlich. Er handelt aber nicht im luftleeren Raum. Durch Worte wird ein Klima geschaffen, in dem Gewalt gedeiht oder eben nicht. Trotzdem wäre es vielleicht besser gewesen, die AfD hätte diesen Zusammenhang nicht anklagend angesprochen, sondern Denken und Schlussfolgern anderen überlassen, und sei es nur aus pädagogischen Gründen.
Man könnte sagen, in Deutschland existiert die Tradition, sich selber oder dem Gegenüber gedankliche wie sprachliche Grenzen zu setzen. Tabus aufzustellen. Bei tatsächlichen, physisch vorhandenen und sinnvollen Grenzen, wir etwa einer Landesgrenze, nimmt man es, zumindest neuerdings, nicht so genau. Stattdessen errichtet man neue Grenzen in den Köpfen der Menschen. Da die Deutschen dieses nicht infrage stellen, diese Grenzen fast widerspruchslos beachten, haben die gedanklichen Grenzbeamten leichtes Spiel. An diesen Sprach- und Denkgrenzen kommt es zu Zurückweisungen en masse, denn die Kontrollen sind scharf. Es kommt zu Ausweisungen, denn die Strafen sind heftig. Es kommt zu Einreiseverboten, denn die Richter des Denk- und Sagbaren sind hart. Es reicht hier nicht das richtige Stichwort auf den Lippen zu führen (nein, nicht „Asyl“), wie etwa „Meinungsfreiheit“. Erwähnt man dieses, antworten die Wortrichter : Ja, aber nur, wenn du das richtige Visum dabei hast. Etwa ein Parteibuch der Grünen. Oder wenn du das richtige Stichwort nennst : Ich bin gegen Rechts. Und erst wenn du auch noch für offene Grenzen bist, dann öffnen wir dir die Gedanken-Grenzschranke. Dann bist du in unserem Reich willkommen. Dann darfst du bleiben. Dann darfst du dein Bleiberecht einklagen. Ansonsten schere dich dahin, wo der Pfeffer wächst, du bist bei uns unerwünscht. Und wenn du trotzdem versuchst wiederzukommen, hetzen wir die Gedankenpolizei auf deine Fährte. Denn was die Sprechgrenzen angeht, sind wir rigoros. Wir wollen doch schließlich unsere Gedankenwelt schützen. In dieser erlauben wir kein illegales Eindringen und Aufenthaltsgenehmigungen werden nur sehr selten ausgestellt. Höchstens mal, wenn eine Einladung zu einer Talkshow im ÖR vorliegt. Die muss an der Gedankengrenze hinterlegt werden, zusammen mit dem Ausweis. Und nach der Sendung heißt es auf Nimmerwiedersehen, du Illegaler. Geh doch nach drüben. Mach doch rüber. Nach Polen oder Ungarn. Denn Andersdenkende mögen wir hier nicht
Der Autor verkennt, daß ee in diesem Lande nur der einen politischen Richtung gegönnt ist, die Gegenseite mit den übelsten Parolen zu beschimpfen. Während es im Gegenzug fast unmöglich ist, die Dinge beim Namen zu nennen. Würde der Herr hat.B. Mathematik und nicht die Sozialwissenschaften studieren, könnte er nachvollziehen, daß solche Begriffe, wie “das Koordinatensystem” nun Mal sehr wichtig sind. Auch für ganze Gesellschaften. In einer funktionierenden Demokratie kann tatsächlich jeder sagen, was er meint. In den USA gibt’s viele Juden, die sogar für die Freiheit eintreten, die in ihrem Land auch antisemitischer Gut zulässt. In einer gelenkten, gekapperten politischen Landschaft gelten aber solche massenhaften Auswüchse als Trigger. Auch die meistens sehr sanfte bis gar fehlende gesellschaftliche Reaktion lädt dazu ein, den Gewaltlevel zu erhöhen. Als Sozialwissenschaftler sollte der Autor wissen, nach dem 2. Weltkrieg wurden auch die Herausgeber von faschistischen Blättern aufgehängt. Nicht umsonst.
Nun, wenn man alles als “Rassist” oder “Nazi” bezeichnet was “nicht grün wählt” (wie die ZDF Hauptstadtkorrespondentin Diekmann) oder per twitter dazu auffordert “Personal der AfD zu bekämpfen” wie der SPD-Landesvorsitzende von Schleswig-Holstein, Ralf Stegner, dann ist es durchaus nicht allzu abwegig hier den Tatbestand der Anstiftung zu erkennen. Insofern stimme ich den Ausführungen des Autors nicht zu. Als besonders drastisches Beispiel ist Julius Streicher zu nennen. Dem wurden zu Nürnberg ja schließlich auch “nur Worte” vorgeworfen - dennoch würde wohl kein vernünftiger Mensch abstreiten, dass dieser Mann große Mitverantwortung an der Judenverfolgung trug, und daher zurecht den Strang bekam.
Aber natürlich hat Berichterstattung und das dahinterstehende “Meinungsklima” einen Einfluss auf solche Taten wie den Mordanschlag auf Magnitz oder die Diffamierungen des einstmaligen Handballstars. Menschen sind soziale Wesen, ihr psychisches Arbeitsmodell wird sozial entwickelt. Erzählungen (neudeutsch Narrative) der Familie, der unmittelbaren sozialen Umgebung und nicht zuletzt die der Gesellschaft wirken prägend auf die Entwicklung des Individuums und auch sozialer Gruppen. Nicht umsonst hatten die Nationalsozialisten ihre Pimpfe und die Hitlerjugend, Sowietrussland seinen Komsomol, die DDR die Pioniere und die FDJ, die Parteien und Kirchen ihre Parteilehrjahre und Bibelhilfswerke und allesamt ihre Indoktrinationsmaschinen in Presse, Funk und Fernsehen. Die politischen Eliten aller Zeiten haben das stets erkannt und genutzt. Der Mensch ist viel weniger Individuum als Sie glauben.
Im Grunde stimme ich Ihren Ausführungen zu Herr Sokurenko. Leider schlägt aber die Praxis die Theorie. Ungleiche Bewertungen und Akzeptanz sind nicht auf die Gesellschaft beschränk sondern spiegeln sich auch in Medien, Politik bis hin zu faktisch staatlich Akteuren wider. Die „korrekte“ journalistische Sprache ist hier oft genug thematisiert worden. In welche Richtung z.B. das Netz-Zensur Gesetz zielt ist bekannt und genau das hat ja zur Folge, dass z.B. Facebook, als quasi staatliche s Ausführungsorgan, das Eine fleißig zensiert das Andere nicht. Facebook weiß was erwartet wird und dass sie keinerlei Sanktionen fürchten müssen, wenn das Andere nicht zensiert wird. Gegen die Zensur kann man sich, so man Geld hat, wehren, aber gegen die nicht erfolgte Zensur nicht. Der allgemeine Gleichheitssatz des GG; an den das staatliche Handeln gebunden ist, greift hier nicht. Letzten Endes gilt dies auch im StGB. Das die Holocaust Leugnung strafbewährt ist, ist absolut korrekt. Das leugnen, dass andere Ideologien die Menschen in ihr Korsett zwingen und alles ausmerzen, das nicht in dieses Konzept passt nicht. Kein Opfer von Kommunisten ist mit der freudigen Erkenntnis aus dieser Welt geschieden, dass die Mörder keine Faschisten waren. Welches Motiv schlimmer zu bewerten ist, ist eine akademische Frage, am Ende stehen Millionen Tote. Das Wort und Tat zwei unterschiedliche Dinge sind ist in der Tat richtig. Nur leider sehen etliche Dienstherren von Polizei und Justiz anders, siehe Chemnitz oder auch Rigaer Straße.
Bitte geben Sie dem üblen linken Hetzer Hans-Joachim Heist (Gernot Hassknecht) hier keine Bühne. Schlimm genug, dass wir so eine Rotz mit Zwangsbeiträgen finanzieren müssen.
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