Ich störe mich, obwohl ich nicht meine, pingelig zu sein, an das allgegenwärtige Dutzen. Diese plump-joviale Kumpeligkeit, gerade von jungen und jüngsten Menschen ruft bei mir tiefgradige Ablehnung meinem Gegenüber hervor, wenn ich ohne vorheriges Einverständnis gedutzt werde. Es ist auch wirklich sehr deutlich zu bemerken, das gerade die jungen Menschen wirklich den Respekt verlieren im Umgang mit einem, wenn sie ohne Scheu dutzen. Dann mag man mich gerne für altmodisch betrachten. Bitteschön. Ich fühle mich durchaus wohler so. Übrigens üben wir - meine Frau und ich - gelegentlich, uns zu siezen. Das macht Spaß und bringt uns auch wieder einen gewissen Grad an gegenseitigem Respekt. Das haben wir mal in einem Louis-de-Funes-Film aufgeschnappt. Er hatte von seiner Film-Ehefrau so dermaßen die Nase voll, das er sie dazu aufforderte, ihn von Stund’ an zu siezen, was sie dann auch tat. Köstlicher Spaß. Aber so kann man einmal merken, wie sehr man sich gegenseitig den Respekt versagt und wie weit man mitunter geht, sich wie ein Waltschrat-/schratin zu benehmen, wenn man unter sich ist.-
Wir sollten es machen wie die Engländer, die das Du einfach abgeschafft haben. Du entspricht nämlich nicht dem “you”, sondern dem “thou”, das man bei Shakespeare noch finden kann. “You” entspricht eher unserem “Sie”, genauer dem bei uns veralteten “Ihr”. Ich mag die Duzerei auch nicht. Es ist unhöflich und respektlos. Ich habe mir angewöhnt, darauf überhaupt nicht zu reagieren.
Genauso - und nicht anders!!! Dieses Gedutze geht mir auch dermaßen auf die Eierstöcke…..
@ Manfred Bühring: wir leben aber nicht in Skandinavien. Und das Durchsetzen von Verhaltensnormen ist nichts Oberlehrerhaftes.
maciste grüßt euch. distanzierte anrede paßt nicht in die gesellschaft des egalistischen demokratismus, da sie hierarchische ordnung voraussetzt, impliziert und kenntlich macht. der moderne westliche mensch lebt in allerlei zerrissenheiten, eine davon ist jene, daß er gerne im gesellschaftspolitischen gleichschritt marschieren möchte, aber sich unter der prämisse des liberalistischen individualismus und der optimierenden selbstverwirklichung keinerlei kommandos unterwerfen kann. eine verbrüderung der einzigartigen allerdings gestaltet sich im menschlichen umgang erfahrungsgemäß schwierig. indes hätten sie, herr schneider, die dame auch höflich und bestimmt auffordern können sie zu siezen - veränderung im menschlichen verhalten ist durchaus möglich. meinen höchsten respekt hatten immer ehepaare, die es vermochten, sich zeit ihres lebens per “sie” anzureden, was im deutschen allerdings schwieriger ist, als z.b. im französischen oder natürlich gar im englischen, wo sich ja ohnehin alle siezen und damit die höflichkeitsform generell wahren. battle on.
Nachtrag: Es ist ein Fehler, das deutsche (vertrauliche) “du” mit dem englischen “you” gleichzusetzen. Das englische “you” entspricht dem früher gebräuchlichen “ihr” und “euch”. Es beinhaltet also eine wohltuende Distanz. Ob sich im Zuge einer weitgehenden Infantilisierung der Bevölkerung das “Du” in unserem Sprachraum durchsetzen wird, sei dahingestellt. Dann aber für alle! Auch für die Großkopferten in Politik und Gesellschaft. Also auch für die Bundeskanzlerin. Wie wäre es mit: “Angela, was hast du dir gedacht, als du…”, an den Bundespräsidenten: “Heinz-Walter, ist dir nicht klar, dass…,”, an Bedfort-Strohm: “Heinrich, interessiert es dich gar nicht, dass…” usw. Ich fänd’s lustig… Dieser “Sturm im Wasserglas” ist nicht ohne Brisanz…
VerehrterDr.Joachim@Lucas Als ich Ihren Kommentar las , war ich bis zum letzten Satz mit Ihnen nahezu d‘accord . Und dann dies . Was für eine unfassbare intellektuelle und emotionale Minderleistung . Welche/r Tätowierte hat Ihnen bloß so übel mitgespielt. Schublade oder Etikettierung ist immer ein Indiz für Denkfaulheit und somit Ihrer eigentlich nicht würdig . Schade !
Ich bin mit Mitte 50 wohl auch die Zielgruppe des Artikelschreibers, sehe das „du“ aber als völlig unkompliziert an und bevorzuge es ganz klar gegenüber dem spießigen „Sie“. In den 1950’ern hat man sich wohl über Jahrzehnte den Ehrentitel „Duzfreund“ erarbeitet, heute sehe ich eine solche Einstellung als eben gestrig an. Auch in meinem beruflichen IT Umfeld ist das „du“ ganz klar führend und macht vieles unkomplizierter. In Dänemark und den Niederlanden ist das die normale Form, in den USA gibt es nur das „you“ und man ist schnell beim Vornamen. Also, einfach etwas lockerer sein, IHR werdet sehen, es macht vieles entspannter ;-)
Auch wenn es sich nicht schickt in unseren Breitengraden, ungefragt unbekannte erwachsene Menschen zu duzen, so kann man sich diesem Übel gerade im Servicebereicht heutzutage kaum noch entziehen, will man nicht betrübliche Erfahrungen machen. So geschah es vor längerer Zeit als ein Neubürger mit einem lockig flockigen “Hi, ich habe hier ein Paket für dich von Amalie!”, an meine Haustüre klingelte und Einlass begehrte. Den Fehler den hochgestiegenen Jungmann mit einem verdatterten “Haben Sie mich gerade geduzt?” zu begrüßen, werfe ich mir noch heute vor. Holterdipolter stürzte dieser die Treppe hinunter, nachdem er mir hochrot und mit wutverzerrtem Gesicht das Paket in die Arme gedrückt hatte. Unten angekommen schallte es dann laut durch den Treppenflur “Sie sind so ein Arschloch!!”, so dass ich mich entsetzt und adrinalisiert zurückhalten musste, nicht hinterherzuspringen. Nicht auszudenken, wenn ich den jungen Mann noch erwischt hätte und er mir seinen Respektszochen unter die Nase gehalten hätte! Ein gleichfalls interessante Begegnung hatten wir, als ein jüngeres Bürschchen von der Telekom ein Telefonkabel an unserem Hause flicken sollte, welches nachlässigerweise von einem fremdländischen, billig bezahlten Bautrupp im Rahmen eines mit KDW Kreditgeldern gesponserten Gentrifizierungsprojekts kaputtgebaggert wurde . Auch diese Duz-Kanaille hatte nichts besseres zu tun als unseren Kaffee (“bitte mit viel Milch und Zucker!”) zu saufen, sein Tagwerk in die Länge zu ziehen und nur unzureichend zu verrichten. Man muss es leider betrübt feststellen: Das Land verkommt zu einer verranzten Hippiekommune. Je älter man wird, um so verstörter nimmt man Begebenheiten hin. Das Erlebnis in dem Café von Herrn Schneider beschrieben liest sich nett, allerdings hält sich die Beschämung doch in Grenzen! Stellen Sie sich vor, Sie liegen infolge eines Sturzes wie ein Käferlein auf dem Rücken und ein dunkelhäutiges Menschenkind fragt, “wie geht es Dir?” Wollen Sie dann frech werden…?
Als jemand, der noch an dem Schneider-Muslim kaut, der in Bayern nicht Bürgermeister werden durfte bin ich auf der Seite derjenigen, die sich nicht gerne duzen lassen. Hat das eine mit dem anderen zu tun? Vielleicht nicht auf den ersten Blick.
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