Henryk M. Broder / 15.09.2018 / 14:00 / 26 / Seite ausdrucken

Hat auch Monika Grütters einen an der Klatsche?

Kinder, wie die Zeit vergeht! Vor zwei Jahren machte die Islamlehrerin, Religionspädagogin und Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor von sich reden, als sie behauptete, Leute wie Roland Tichy und ich wären für eine "Hasskampagne" gegen sie mitverantwortlich. Rein zufällig fiel die "Hasskampagne" mit dem Erscheinen des neuen Buches von Frau Kaddor zusammen. Weil sie sich durch die "wüstesten Beschimpfungen" bedroht fühlte, gab Frau Kaddor den Schuldienst auf und machte auch dafür – Sie ahnen es – ebenfalls Tichy und mich mitverantwortlich. Fortan konnte sie sich, vom täglichen Schuldienst befreit, der Werbung für ihr neues Buch widmen. Wenn man weiß, dass fünf Schüler von Frau Kaddor zum IS übergelaufen sind, könnte das eine weise Präventionsmaßnahme gewesen sein. Nur der Himmel weiß, was uns erspart geblieben ist.

Frau Kaddor jedenfalls war in aller Munde, und Tichy und ich waren die Schweine, die dafür gesorgt hatten, dass sie nicht mehr unterrichten konnte. In meinem Fall konnte ich den Vorwurf noch verstehen, aber doch nicht bei Tichy!

Wie dem auch sei, die Junge Freiheit, das Wochenblatt der aufgeweckten Jungrechten, nahm sich der Causa an. Sie zitierte Tichy mit einer elaborierten Antwort, mich nur mit einem kurzen Satz: "Sie hat einen an der Klatsche." Freundlicher, sachlicher und zärtlicher konnte man Frau Kaddors seltsames Benehmen nicht beschreiben. Danach fing ich an, mir über sie Gedanken zu machen. Hier, hier und hier.

Die Sache mit Frau Kaddor fiel mir wieder ein, als ich vor ein par Tagen im DLF hörte, Kulturstaatministerin Monika Grütters setze sich für Offenheit gegenüber dem umstrittenen Kunstprojekt einer temporären Grenzmauer in Berlin ein, die ein russischer Künstler "rund um die Staatsoper Unter den Linden" bauen will. Während ehemalige Bürgerrechtler wie Konrad Weiß von dem Projekt wenig angetan sind, aber das sind ja doofe Ossis, die von Kunst keine Ahnung haben.

Ganz anders Frau Grütters. Sie sagte der Deutschen Welle, man müsse auch der Kunst die Möglichkeit einräumen, zu provozieren und unbequem zu sein, räumte allerdings ein, ein solches Großprojekt könne eine Zumutung sein für den einen oder anderen, aber es könne auch ein Weltereignis werden. 

Reicht das für einen Anfangsverdacht, auch die Kulturstaatsministerin habe einen an der Klatsche? Oder kann sich jemand daran erinnern, dass sie im Zusammenhang mit einer "beleidigenden" Mohammed-Karikatur erklärt hatte, es sei die Aufgabe der Kunst, zu provozieren und unbequem zu sein? Und was ihre Hoffnung angeht, das Großprojekt könnte auch ein Weltereignis werden – hat Deutschland nicht schon genug Großprojekte in die Welt gesetzt, die zu einem Weltereignis wurden? WK 1, WK 2, die FKK-Bewegung, die Homöopathie, den Dieselmotor, die Willkommenskultur und das Reinheitsgebot bei der Bierherstellung? Wie wäre es, wenn Deutschland zur Abwechslung es mal mit etwas Kleinem versuchen würde, z.B. dem Bau eines Flughafens in Berlin?

Aber das fällt ja nicht in die Zuständigkeit von Frau Grütters. Dafür wird sie die erste sein, die um Aufnahme in die Mini-DDR bitten wird, natürlich um ein Zeichen zu setzen, wie provozierend und unbequem Kunst sein kann. 

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Leserpost

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Jörg Plath / 15.09.2018

Mit Verlaub, sie passt perfekt in die Berliner Verhältnisse. Die Berliner CDU hat nichts besseres verdient, als Rot-Rot-Grün. Insgeheim ist sie doch schon selbst kommunistisch.

robert renk / 15.09.2018

zwei an der Klatsche haben gibt die deutsche Sprache nicht her ! Wenn die Klatsche dem Sachverhalt nicht völlig gerecht wird, könnte man noch die Waffel ins Spiel bringen. Also z. B. Frau Grütters hat einen an der Klatsche und einen an der Waffel, das deckt dann ziemlich alle identifizierten Defizite ab. Aber dann muss auch genug sein, wegen der Würde des Menschen !

Jens Commentz / 15.09.2018

Lieber Herr Broder, bitte beleidigen Sie nicht die Wissenschaftler, die diese Bezeichnung durch nachweisbare Leistungen (Promotion, Habilitation, Publikationen (peer reviewed!) zu recht verdienen, indem sie diese Berufsbezeichnung auf Frau Kaddor ausdehnen, deren fragwürdigen Doktortitel Sie ja selbst erwähnten. Auch wenn ich glaube, Ihren Sarkasmus in der wiederholten Erwähnung dieser “Qualifikation” zu erkennen, andere könnten dennoch dieser “genuin dummen” Person auf den Leim gehen.

Andreas Rochow / 15.09.2018

Staatlich geförderte, politisch korrekte “Großkunst”, meist realisiert von wenig begabten Aktivistinnen, die wissen, mit welchem Mist man Fördermittel abgreifen und noch Lob von Frau Grütters einheimsen kann: Eine öde Masche ohne Überraschungspotential.

Werner Kirmer / 15.09.2018

“Unsere neuen Eliten” wären alle , wie sagten wir damals? 175% ige Parteisekretäre gewesen. Honni hat Recht behalten, jedenfalls bis jetzt: Vorwärts immer, Rückwärts nimmer!

Wolfgang Kaufmann / 15.09.2018

Die Mauer könnte als Prototyp dienen, wie man das Problem NRW in den Griff kriegt. Es gibt eine Theorie, dass daraus längerfristig sogar ein HighTech-Produkt wird, das wir beispielsweise nach Saudi-Arabien exportieren könnten. Es gibt eine andere Theorie, nach der das schon passiert ist.

Dr. Klaus Amann / 15.09.2018

Danke Kollege, welch ein Balsam für mein politisches Gemüt.

Werner Kullmann / 15.09.2018

Eine Mauer um Berlin wäre schön. Für die real existierende Kultur alle rein und keinen raus lassen.

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