Nathan Gelbart
Letzte Woche fand in Brüssel ein internationales Juristen-Symposium über Antisemitismus statt. Ehrengast war ein ganz besonderer Jurist. Seine Exzellenz, der Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika in Belgien, Mr. Howard Gutman. Besonders ehrenhaft waren vor allem die Ausführungen des Absolventen der Harvard Law School zu aktuellen Erscheinungsformen des Judenhasses in Europa.
Wenige Tage zuvor waren in einer belgischen Schule fünf junge muslimische Damen auf ihre jüdische Mitschülerin Oceane S. losgegangen, misshandelten sie schwer und liebkosten sie hierbei mit den Worten „Dirty jew – go home to your country“. http://www.ejpress.org/article/news/54571 .
Was die junge Oceane jedoch nicht wissen konnte, verriet dann endlich Mr. Gutman einige Tage später. Denn Oceane wurde offenbar einfach nur Opfer der aktuell stockender Friedensverhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern. Die fünf jungen Damen aus Marokko wussten zwar weder, wo Israel, „Palästina“ oder gar ihr eigenes Heimatland auf der Landkarte zu finden sind, ihre Gewalttat war dennoch lediglich Ausdruck der Frustration darüber, dass Netanyahu den bereits sechsfach von Mahmud Abbas und Khaled Mashal ausgefertigten und mit einem Chanukka-Grußwort von Ahmadinedschad versehenen Friedensvertrag einfach nicht gegenzeichnen will.
Denn, so Mr. Gutman, man müsse zwischen dem traditionellen und zu verurteilenden Antisemitismus einerseits und dem aktuellen muslimischen Haß auf Juden unterscheiden. Dieser Haß habe seine Ursache lediglich im aktuellen israelisch-palästinensischen Konflikt und würde sich bei Abschluss eines Friedensabkommens schnell wieder in das ostgalizianische Schtetl verabschieden. http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-4156355,00.html
Recht hat er, der Herr Botschafter. Auch die Abschlachtung der gesamten jüdischen Gemeinde Hebrons im Jahre 1929, die Intervention des Großmuftis von Jerusalem 1943 bei Himmler gegen die mit ihm nicht abgesprochene Freilassung von 5000 jüdischen Kindern erfolgten zwar vor der Existenz des Staates Israel. Aber offenbar waren es rein präventive und dem zukünftigen israelisch-palästinensischen Konflikt lediglich vorgreifende Maßnahmen, um bereits vorab gegen die zukünftige jüdische Präsenz in Jerusalem und die dortige Errichtung völkerrechtlich problematischer Apartments zu protestieren.
Auch die iranische Leugnung des Holocaust und die Androhung der physischer Vernichtung des “zionistischen Gebildes” sowie der Raketenbeschuss durch Hisbollah und Hamas haben ihren Grund dann verwirkt, sobald sich Israel endlich auf die Waffenstillstandslinien von 1948 zurückzieht.
Ja, so einfach ist es mit dem heutigen Antisemitismus, Mr. Ambassador!
Und die Moral der Geschicht: Harvard schützt vor Dummheit nicht.