Promille, die glücklich machen? Habe ich das richtig verstanden?
Da muss ich den Vorredner beipflichten. Es sind Überzeugungen, die mich zu einer Wahl veranlassen. Wenn man die Politik der aktuellen regierenden Politiker für falsch hält, wäre es nicht klug, diese Politik zu wählen. Der Alexander van der Bellen macht sich gerade Freunde, negativ gemeint. Wie abgehoben und weltfremd muss man sein, sich nach diesen Patt als großen Sieger aufzuspielen und nun schon jetzt anzukündigen, dass man das Votum zur Bundeswahl nicht akzeptieren möchte. Die Wähler, die den gewählt haben, müssen sich doch echt in Grund und Boden schämen.
Warum wird eigentlich immer “Unmut” und “Protest” als Grund für die Wahl freiheitlicher und konservativer Parteien unterstellt? Ist es nicht in allen Parteien gleichermaßen so, dass eine treue Kernwählerschaft eher gering ist? Abgesehen davon, dass man “Inhalte” bei Parteien wie SPD/SPÖ und CDU/ÖVP sowieso mit der Lupe suchen muss. Wenn diese Logik vom “Protest” stimmen würde, dann müßte es ja umgekehrt heißen, dass CDU-SPD-ÖVP-SPÖ nur aus Gewohnheit oder aus Angst vor Veränderung gewählt werden. Wenn also FPÖ und AfD “Protesparteien” sind, dann die CDU und SPD und Co “Angstparteien”, weil sie vor allem von Wählern gewählt werden, denen man von der Veränderung dauernd Angst eingeredet hat. Ist es linksliberalen Zeitgenossen wirklich so unvorstellbar, dass ein erklecklicher Teil der Bevölkerung tatsächlich konservativ und patriotisch sein sollte?
Herr Grimm, dieses Mal irren Sie sich. Es sind die Eigenheiten einer Stichwahl in Kombination mit der Denkzettelwahl im ersten Wahlgang die hier die Kommentatoren reihenweise in die Irre führen. Der erste Wahlgang ist als Denkzettelwahl für die Volkszparteien zu werten, deren Wählerpotential ist wohl nicht generell auf einstellige Werte geschrumpft. Die Österreicher nutzen die Wahl zum Präsidenten (der über keine direkte legislative Macht verfügt) recht eindrucksvoll um ein Zeichen zu setzen (man erlaube mir die Phrase). Dann gab es die Stichwahl welche wohl für große Teile der Bevölkerung eine Wahl zwischen Pest und Colera war. Vielen Zeitgenossen ist es zwar unbegreiflich, aber es gibt nicht wenige Leute für die ist es eine Zumutung zwischen Grün und Rechts wählen zu müssen. Die Zugewinne im zweiten Wahlgang (Hofer+12% und VdB +25%) dürfen nicht mit Zustimmung verwechselt werden. Es gab einfach Leute die den VdB zwar nicht leiden konnten aber den Hofer noch weniger und anders herum. Zeit Online titelte heute “Gott sei dank, kein Nazi”, inklusive der Anführungszeichen, der Titel war ein Zitat. Dieses zu verwechseln mit “Gott sei dank, ein Grüner” ist eine vollkommene Mißdeutung. Die Kandidaten Hofer und VdB haben das kapiert. VdB freute sich nicht besonders überschwänglich, er darf davon ausgehen, daß er nur gewonnen hat weil sein Gegner Hofer war, das bedeutet nichts Gutes für seinen Rückhalt in der Bevölkerung. Hofer aktzeptierte die Niederlage überraschend würdevoll. Kein Wort von einer Beschwerde zur Neuauszählung. Es ist der FPÖ vielleicht auch recht wie es jetzt ist. Das Dreigestirn aus Schwarz, Rot und Grün kann jetzt bis zur Nationalratswahl 2018 en bloc aufs Korn genommen werden. Vielleicht hat Hofer aber auch kapiert daß er im Falle eines Sieges gegen VdB eigentlich nicht gewonnen hätte, er wäre im Endeffekt nur gewählt worden weil vielen Menschen die Grünen ein größeres Übel zu sein scheinen. Unter der Bedingung als Präsident gegen das Parlament zu opponieren ist keine gute Idee. Wie auch immer, der Fieberthermometer für Österreich wird die offene Nationalratswahl 2018 sein, diese Stichwahl ist es jedenfalls nicht, die Stichwahl hatte folgendes Ergebnis: Grüne nur 3 Promille beliebter als die Rechten, richtig leiden kann die Mehrheit beide nicht. Nicht mehr und nicht weniger ist daraus zu lernen.
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