Rainer Bonhorst / 25.12.2020 / 12:00 / Foto: Imago / 34 / Seite ausdrucken

Happy Brexmas! Ein Deal oder zwei Deals?

Jetzt ist es da, das Handelsabkommen zwischen London und Brüssel. Der Deal, wie das Ding schon heißt, seit es vor viereinhalb Jahren angepeilt worden ist. Der Deal? Wer sich die Beschreibung angeschaut und angehört hat, die Boris Johnson gab, und die mehrsprachige Beschreibung unserer Ursula von der Leyens, muss zu dem Schluss kommen: Es ist nicht ein Deal, es sind zwei Deals. Zwei zum Preis von einem.

Boris Johnson hielt eine an Martin Luther King erinnernde „Free-at-last“-Rede. Volle Souveränität für sein Land, Herrschaft über die eigenen Grenzen, das eigene Meer, die eigenen Fische. Passend dazu trug er eine Symbol-Krawatte mit lauter kleinen Fischchen drauf. Der Medienprofi kennt sein Metier. Und vor allem: Der verhasste Europäische Gerichtshof hat im England des neuen Jahres nichts mehr zu sagen.

Ursula von der Leyen hielt eine Rede, die die Einigkeit und Standfestigkeit der Europäischen Union beschwor und darauf bestand, dass sich die Briten beim künftigen Freihandel mit der EU strikt an die europäischen Regeln halten müssen. Regelverstöße werden unter neuem Etikett geahndet: statt des Europäischen Gerichtshofs übernimmt eine andere, unabhängige Instanz die undankbare Aufgabe. Einer muss nun mal den Streitschlichter spielen.

Also: Dort die große Freiheit, hier die enge und strenge Verbindung. Ein klassisches Werk des politischen Kompromisses. Das Abkommen ist tausend Seiten stark. Da ist viel Raum, aus dem sich jeder seine Leckerchen herauspicken kann. Und viel Raum für künftige Konflikte. Die vor allem betroffenen Wirtschaften beider Seiten werden eine Weile brauchen, um sich durch die tausend Seiten zu hangeln und um herauszufinden, welche Fallstricke in dem Mammut-Text für sie versteckt sind. Was jetzt schon klar ist: Sie dürfen sich auf noch mehr Bürokratie freuen. Denn ein Freihandel ist kein Binnenmarkt. Der ist ab dem 1. Januar passé.

Aber ein Deal, der Raum für zwei Deals bietet, ist besser als kein Deal. Ein schönes Weihnachtsgeschenk also, das auch dank Corona-Sorgen noch rechtzeitig zum Fest geliefert wurde. Prost Neujahr. 

Foto: Imago

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Thomas Brox / 25.12.2020

@ claude de jean. Sehr gut. ++ Stand heute sind mit allem drum und dran locker 80.000 EUparasiten tätig, wobei die Anzahl stark wächst. In dem Artikel [Süddeutsche Zeitung: In Brüssel regiert ein aufgeblähter Beamtenapparat] vom Mai 2014 ist die Zahl 60.000 angegeben. Für den Stand im Dezember 2020 habe ich diese Zahl eigenmächtig nochmal um 20.000 erhöht. Ich finde im Internet keine zuverlässige Quelle zur gesamten aktuellen Anzahl. ++ Interessant ist auch der Artikel [Spiegel: Alle sind gleich, Europa-Beamte sind gleicher] von Jan Fleischhauer. Da wird einem richtig schlecht.

Gottfried Meier / 25.12.2020

“Der verhasste Europäische Gerichtshof”, nicht nur in England verhasst. Ein Gericht mit einer politischen Agenda!

Gudrun Dietzel / 25.12.2020

A. Ostrovsky, das Selbst dieser Leute ist im Trotzalter steckengeblieben. Aus den meisten heutigen üblichen Verdächtigen sind grandiose Narzissten geworden - zuallererst unfähig zu jedweder Empathie. Allerdings für sich selbst die tiefste.

Harald Römpp / 25.12.2020

Seit längerem hing es nur noch an den Fischrechten, das heisst,  an etlichen Pfeffersäcken, die nie auf einem Kutter sassen. Boris musste die aussitzen.

A. Ostrovsky / 25.12.2020

@Gudrun Dietzel / 25.12.2020 “Kleingeister, Streithanseln, Sandförmchen” Ich denke, das verkennen Sie. Die dienen einem höheren Prinzip, das unerbittlich fordert und dem ihre moralischen oder ethischen Anwandlungen, falls soe doch einmal aufkommen, hoffnungslos unterlegen sind. Was beim Kleinkind im Buddelkasten vielleicht noch zu reparieren wäre, ist bei den EU-Hanseln und den Anti-EU-Hanseln eingraviert und wäre sogar nach dem Sandstrahlen noch der beherrschende Schriftzug. Dieses höhere, nein höchste Prinzip ist das Selbst.

Giovanni Brunner / 25.12.2020

Mit dem nun endgültigen Austritt Großbritanniens aus diesem Konglomerat, angegührt von diesem unfähigen deutschen Politdarsteller,  ist die EU für mich persönlich unwiderruflich gestorben. Gratulation an Mr. Johnson und die Briten.

Arthur Sonnenschein / 25.12.2020

So wie in 1984 Ozeanien in letzter Minute die Wende gegen Eurasien erreichte, wurde das No-Deal-Szenario abgewendet, das vor wenigen Tagen unausweichlich schien. Die Nomenklaturen auf dem Kontinent und der Insel bereiten im Hintergrund die Wiederannäherung mit dem Ziel der Wiederaufnahme Grossbritanniens in die EU vor. Deshalb war die Einigung zu erwarten. Die letzten Tagen waren ein Vorgeschmack darauf, was passieren wird, wenn die Wiederanbindung scheitert. Der Kontinent würde unter gemeinsamer Führung die dauerhafte Isolation der Insel auf französisch-deutsche Initiative hin betreiben, die bisher von beiden Ländern allein nicht durchgesetzt werden konnte, während die Insel versuchen wird einzelne Partner aus dem europäischen Verbund herauszulösen. Die Stärke der anti-britischen Berichterstattung der Staatsmedien Eurasiens wird Aufschluss geben, in welche Richtung das Pendel schlagen wird.

Helmut Scheid / 25.12.2020

Danke@Gudrun Dietzel und@Claude de jean, sie sprechen mir aus der Seele oder dem Herzen, ne beides…............

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Rainer Bonhorst / 12.03.2024 / 17:00 / 9

Die Kate-Krise oder viel Lärm um nichts?

Ein Familienfoto der Royals ist schon kurz nach Erscheinen als ungelenke Bildmanipulation entlarvt worden. Medialer Wirbel dank Photoshop! Ist Englands königliche Familie eine Fälscherbande? Wenn ja, dann keine…/ mehr

Rainer Bonhorst / 08.03.2024 / 12:00 / 19

Bye bye Nikki, hello Oldies

In den USA duellieren sich Biden und Trump um den Einzug ins Weiße Haus. In diesem Alter würde man in Deutschland weniger auf Karriere als…/ mehr

Rainer Bonhorst / 22.02.2024 / 14:00 / 26

Kamala gegen Nikki – ein Traum

Statt der beiden betagten Kontrahenten Joe Biden und Donald Trump wünsche ich mir eine ganz andere Konstellation im Kampf um das Amt des US-Präsidenten. Man…/ mehr

Rainer Bonhorst / 13.02.2024 / 12:00 / 39

Gendern im Fußball? Fans zeigen rote Karte!

Wie woke soll der Fußball sein? Oder genauer: Wie viele Geschlechter soll der Fußball kennen? Es wird Zeit, mal wieder auf den Fußballplatz zu gehen.…/ mehr

Rainer Bonhorst / 12.02.2024 / 12:00 / 35

Giorgia Meloni als Mamma Europa?

Georgia Meloni beginnt in Europa eine wichtige Rolle zu spielen. Die Politik hält sich mal wieder nicht an die ideologischen Vorgaben deutscher Medien.    Ja, darf…/ mehr

Rainer Bonhorst / 04.02.2024 / 14:00 / 33

Gedanken beim Demo-Gucken

Im Grunde haben wir ja Glück, dass in Deutschland die Verhältnisse so klar sind. Wir haben keine dunkelhäutigen Politiker in Berlin, die die Frechheit besitzen…/ mehr

Rainer Bonhorst / 30.01.2024 / 06:15 / 88

Danke! Die ungehaltene Rede auf meiner Traum-Demo

Ich habe einen Traum. Den hab ich öfter mal, aber jetzt hat er sich aus aktuellem Anlass wieder gemeldet. Weil ich in den letzten großen…/ mehr

Rainer Bonhorst / 24.01.2024 / 11:30 / 65

Ich wäre gerne mitmarschiert

Schade, ich bin zu den großen Demonstrationen gegen rechts leider zu spät gekommen. Ich wäre so gerne mitmarschiert. Aber ich war zu langsam. Weil ich…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com