Handball und Rassismus im WDR

Als großer Sportfan verfolge ich zurzeit gebannt die Handball-Europameisterschaft in Österreich, Schweden und Norwegen. Zum Handball hatte ich immer ein besonderes Verhältnis, da ich den Sport selber vier Jahre lang aktiv spielte. Als regelmäßiger Verfolger der Bundesliga und Liebhaber des Sports versuche ich, so viel es geht von der WM aufzusaugen. Dabei muss ich leider auf das Programm der Öffentlich-Rechtlichen zurückgreifen, da man die Spiele der deutschen Nationalmannschaft sonst nirgendwo schauen kann.

Auf den YouTube-Kanälen von ARD und ZDF gibt es zudem mehrere Highlight-Videos von anderen Spielen sowie Hintergründe zum Turnier. Nicht das Beste, was ich vom Sportfernsehen gesehen habe, aber durchaus guter Content, und unpolitisch, dachte ich zumindest. Was ich aber da letztens gesehen habe, hat mir fast die Sprache verschlagen: ein Video mit dem Titel ,,Handball in Deutschland: Weiß und deutsch wird zum Problem“ – bitte was? 

Nun ist Politik also auch bei den Sportsendungen der Öffentlich-Rechtlichen angekommen. In dem Video wird sich darüber beklagt, in deutschen Vereinen seien kaum Spieler mit Migrationshintergrund. Dazu muss man wissen: Das stimmt tatsächlich. Im Video wird angeführt, sogar Tennis und Reiten hätten einen höheren Anteil an Migranten. Mit diesem Beispiel werden jedoch wieder Vorurteile verschärft und Tennis und Reiten als ,,Alman-Sportarten“ hingestellt, der Punkt jedoch ist richtig. In meinem Handballverein war damals mittem im Ruhrgebiet nur ein Dunkelhäutiger, jedoch viele Russlanddeutsche.

Im türkisch-arabischen Raum wird Handball kaum gespielt

Handball ist in Osteuropa nämlich sehr populär, genau wie auf dem Balkan, in Skandinavien, auf der iberischen Halbinsel und in Frankreich. In den höheren Altersklassen gab es ein paar Türkisch- und Arabischstämmige, aber das war nichts im Verhältnis zum Migrationsanteil beispielsweise meiner Schule mit 54 Prozent. Im Video wird die deutsch-türkische Familie Dogan aus Lemgo, einer Kleinstadt in Ostwestfalen, deren großer Stolz ihr Handballbundesligist ist, gezeigt. Der Vater dieser Familie echauffiert sich doch tatsächlich darüber, dass in seinem Verein nur eine Handvoll Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund spielen.

Als Gründe hierfür vermutet er den Rassismus und die Vorurteile der Deutschen. So rassistisch, dass Yilmaz Dogan als türkischstämmiger Jugendtrainer und Videoanalyst bei einem Bundesligisten sein darf und sein Sohn in der Jugend spielt. Dieser wird im Beitrag übrigens als armes kleines Migrantenkind symbolisiert, welches nur mit weißen Kindern im Verein spielen muss. So könnte man die Bilder des WDR nämlich deuten. Der Zwölfjährige kommt dabei selbst gar nicht zu Wort. 

Im Folgenden wird genau eine kluge Aussage getroffen, und das von Tim Suton, dem zweiten deutschen Nationalspieler mit Migrationshintergrund hinter Patrick Wiencek, der dem WDR wohl zu blond und blauäugig war. Sutons Vater, ein Kroate, war selber erfolgreicher Handballspieler im Handballland Kroatien, seine Mutter ist Deutsche. Von Geburt an besaß Suton die doppelte Staatsbürgerschaft, legte die kroatische aber ab und ist seitdem stolzer Nationalspieler des ach so rassistischen deutschen Handballbundes, welcher das Thema Migration versäumt hätte. Damit ist Suton patriotischer als die meisten, da er sich bewusst für Deutschland entschied, obwohl er auch für Kroatien hätte spielen können. Suton bringt es auf dem Punkt: Im türkisch-arabischen Raum wird Handball kaum gespielt, und wenn es überhaupt ein Problem gibt, müsste man den Sport bei diesen Gruppen beliebter machen.

Im Sport ist die Nationalität egal

,,Da sind die Fans mehr Fan davon, wenn ihre Kinder Fußball spielen“, erklärt er. Dem WDR scheint diese Aussage nicht zu reichen: Weiter geht es nach Berlin, um den braven ,,Vorzeigeclub in Sachen Integration“ zu zeigen, die Füchse Berlin mit 10 Prozent Migrationsanteil und Betreiber einer Berliner Schulliga. Zum Abschluss wird ein ,,Paradebeispiel“ der Integration gezeigt, nämlich ein Sportverein aus Brandenburg mit 40 Prozent Migrationsanteil. Gezeigt wird das Jugendtraining, bei dem lauter arabischstämmige Kinder mitspielen, kopftuchtragende Mütter auf der Zuschauerbank inklusive. So sieht Integration nun wirklich nicht aus: In einem Ort mit 8 Prozent Migrationsanteil spielen 40 Prozent Migranten in einem Verein. 

Im Sport ist die Nationalität egal. Dem WDR jedoch nicht. Der Beitrag ist zutiefst rassistisch nicht nur gegen Deutsche, sondern auch gegen mittel-, ost- und nordeuropäische Migranten, die dem WDR zu weiß sind. Wiencek, Suton, Yilmaz Dogan und mein dunkelhäutiger Kumpel im Handballverein, welcher mittlerweile zu den Leistungsträgern seines Clubs zählt, zeigen, dass jeder im Handball willkommen ist, auch mit Migrationshintergrund kann man es zu etwas bringen, also besteht absolut kein Problem.

Jeder sollte sich frei aussuchen dürfen, was er spielen möchte und was nicht. Dass sieht man beim WDR wohl anders. Zum Abschluss sei zu erwähnen, dass mir bis auf Frankreich und Spanien keine Topnationen im Handball bekannt sind, bei denen es viele offensichtliche Migranten als tragende Säulen des Nationalteams gibt. Aber wir Deutschen sind wieder die bösen Rassisten. Um uns belehren zu lassen, zahlen wir sogar Steuern. So langsam habe ich es satt. Zum Glück zeigt „Sportdeutschland TV“ jedes Spiel der EM im Internet, sodass ich getrost auf ARD und ZDF verzichten kann.

 

Der Autor dieses Beitrags ist 16 Jahre alt. Dieser Artikel wurde zuerst auf dem Schülerblog Apollo-News veröffentlicht.

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Leserpost

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Jochen Brühl / 24.01.2020

Es ist viel schlimmer: Dem WDR ist die ehemalige oder nebenbei bestehende Nationalität egal, aber nicht die Hautfarbe bzw. das Aussehen. Und das ist der eigentliche und offenkundige Rassismus beim WDR. Wie im übrigen auch bei der quasi staatlich alimentierten Annetta Kahane von der Amadeu-Antonio-Stiftung mit ihrem Zitat: Das größte Problem des Ostens ist der, dass er überwiegend weiß geblieben ist. Problem resultiert also aus weiß. Man stelle sich vor, man würde eine solche Analyse in einem schwarzafrikanischen Land mit ausgeprägter Korruption, Überbevölkerung und wirtschaftlichen Problemen genau umgekehrt machen. Wie dem auch sei. Die völlig bekenntnisfreie “Mannschaft” beim Fußball war jedenfalls bei der letzten WM deutlich erfolgloser als die Handballer. Das werden sie ohne Rückkehr zu einem nationalen Bekenntnisfundament auch bleiben.

Rudolf George / 24.01.2020

Man fragt sich, warum der WDR sich nicht gleich Eishockey ausgesucht hat. Aber da wäre es vielleicht dem Dümmsten direkt aufgefallen, dass de geringe Migrantenanteil sicher nicht an irgendwelcher Diskriminierung liegt, sondern schlicht daran, dass dieser Sport für die meisten Einwanderer aus dem muslimischen oder afrikanischen Raum unbekannt bzw. uninteressant ist.

Manfred Lang / 24.01.2020

Wenn man wie der WDR hinter jeder Ecke Rassismus oder Rechtsextremismus wittert und unbedingt hinter jedem Baum einen Nazi sehen will, dann kommen solche Beiträge wie der WDR-konstruierte Rassismus im deutschen Handball zustande. Dabei wäre es doch für diese politisch korrekten Fake-Filmemacher so einfach gewesen, sich mit dem deutschen Handball sachgerecht und wahrheitsgetreu zu beschäftigen. Ein Blick in die Sportgeschichtsbücher hätte da schon weitergeholfen. Der Handball ist eine relativ junge Sportart und wurde von wenigen Nationen aus Nordamerika, Skandinavien, Süd- und Osteuropa sowie Mitteleuropa 1928 als internationaler Verband gegründet. Unter ihnen befand sich kein südamerikanischer, afrikanischer oder Verband mit muslimischem Kulturhintergrund, so dass dieses Spiel in diesen Kulturkreisen vergleichsweise erst recht spät eingeführt wurde. In Deutschland, das man als Wiege des Handballs betrachten kann, gab es zwei soziokulturell unterschiedliche Zugänge. Zunächst über die Arbeitersportvereine und lange Zeit über die bürgerlichen Turnerschaften, bis die Turnerschaft beschloss, dass in ihren Vereinen keine Spielsportarten betrieben werden durften. Mit Rassismus in deutschen Handballvereinen hat das alles nichts zu tun. Ich selbst habe 20 Jahre Handball gespielt und als Trainer sowie als Sportlehrer Handball unterrichtet. Ich erinnere mich an Jugoslawen, Spanier und Italiener in „meinen“ Mannschaften, die auch so etwas wie Migrationsgeschichte widerspiegeln. Rassismus ist mir dabei nicht begegnet. Aber der WDR schafft sich seine eigenen Nazis. Dumm nur, dass wir dafür noch Rundfunkgebühren zahlen müssen.

Rainer Knoche / 24.01.2020

Wir müssen unbedingt dafür sorgen, dass auch im Leistungssport eine Quotenregelung eingeführt wird.

Karl Eduard / 24.01.2020

Meine Güte, lasst Euch doch nicht andauernd Schuldgefühle einimpfen. Rassismus ist völlig normal und wenn er nicht dazu führt, andere Rassen umzubringen oder zu diskriminieren, nur weil sie einer anderen Rasse angehören, völlig in Ordnung. Jede Volksgruppe ist auf ihre Weise rassistisch, weil es sie klar von anderen Volksgruppen abgrenzt und so den Zusammenhalt stärkt. Bayern und Preussen, Tutsi und Huti, Kurden und Türken usw.,..Und wegen der Rassismusvorwürfe durch den WDR, dem kann man nur sagen, ja, was denn? Entweder gibt es keine Menschenrassen, weil ja angeblich alle gleich sind, deshalb ist es auch wurscht, daß sich nur Weißhäutige zum Handball hingezogen fühlen, entweder ist Rasse ein soziales Konstrukt, wie auch behauptet wird, weswegen sich schon etliche beknackte Leute zu Indianern, Juden oder Negern erklärt haben, weil sie gerne deren “Opferstatus” geniessen möchten oder es gibt Rassen, mit all den Unterscheidungsmerkmalen, was körperliche und geistige Beschaffenheit betrifft. Aber was gar nicht geht, heute erklären, es gibt keine Rassen und damit Rassenunterschiede, um allen weiszumachen, was da seit 2015 kommt, ist uns gleichwertig und dann wieder, das Gegenteil zu behaupten und die ÖR-Beitragszahler für Idioten zu halten. Ach ja, Freiwillige Feuerwehren sind ja auch der Gipfel des Rassismus, die Verwehren doch glatt den “Menschengeschenken” Zugang, obwohl diese wie verrückt Schlange stehen, um Brände zu löschen und Verkehrsunfallopfer aus Autos zu schneiden. Beim THW sieht es sicher ähnlich aus.

Sigrid Miller / 24.01.2020

Ich kann nur Zustimmen. Es wird sicher niemand aufgrund seiner Nationalität davon abgehalten, Handball zu spielen und bei entsprechendem Talent und Fleiß eine tolle Leistung zu erbringen und im Team erfolgreich zu werden. Aber das wird man nicht durch Wunschdenken (oder schlimmstenfalls durch Quote…), sondern nur dadurch, dass man sich für die Sportart (oder andere Aktivität, wie zum Beispiel freiwillige Feuerwehr, THW u.s.w.) interessiert, sich einen Verein (resp. Ortsgruppe) sucht, und dorthin geht und mittrainiert. Wer nicht kommt, kann nicht teilnehmen…egal welchen ethnischen Hintergrund man hat….so einfach ist das. Und diesen WDR Rassismus, für den “Kartoffeln” per se im eigenen land Sch*isse nsind, halte ich nichts. das ist einfach nur völlig idiotisch.

Birgitt Mangelsdorf / 24.01.2020

Mein 6-jähriger, durchaus durchsetzungsfähiger Enkel hatte sich sehr auf sein Probetraining des örtlichen Fußballvereins im Hamburger Norden gefreut. Er folgte brav den Anweisungen des Trainers, im Unterschied zu den in großer Zahl anwesenden türkischstämmigen Kindern (viele kopftuchtragende Mütter saßen auf der Tribüne). Enttäuscht äußerte er nach dem Training, dass er nicht wiederkommen wolle, weil er mehrmals von türkischen Jungen aggressiv angegangen worden war.

Günter Wagner / 24.01.2020

Prima, ein 16 Jähriger kann die Wirklichkeit besser verstehen als der ideologisch versiffte WDR. Im Übrigen ist dies schon wieder ein Beitrag für den sich der WDR Oberste entschuldigen müsste. Was mehr Migrationshintergrund in Sportarten heißt, wissen wir doch vom Fußball. Da spielen in der Nationalmannschaft Bekennende von Recep dem Schrecklichen und sorgen für Einblick in diesen enormen Erfolg gutmenschlicher Integrationsbemühungen. Da werden mit großer Regelmäßigkeit Schiedsrichter daran erinnert, wie sie das Zusammenleben täglich neu auszuhandeln haben. Ich bin da doch froh, dass diese Erscheinungen den Handballsport in unserem Land noch nicht erreicht haben. Und noch eine kleine Geschichte aus der Wirklichkeit: da kommt eine Integrationsorganisierende zum Handballverein und sagt, “wollt ihr nicht mal einen Syrer haben”. Ohne Diskussion, ja man will. Zwei dort spielende Kartoffelbrüder holen ihn regelmäßig mit ihrem Auto ab zum Training, das nun neue Herausforderungen mit sich bringt, denn der neue Trainingsteilnehmer pflegt so zu trainieren, dass regelmäßig Mitspieler im Training verletzt werden. Es ist ihm nicht beizubringen, dass dies nicht angezeigt ist. Schließlich wird er nicht mehr gesehen, hat seine Aktivitäten in einen eher körperbetonten Club verlegt, der eher der Philosophie der Parallelgesellschaft verpflichtet scheint. Aber an der praktischen Front braucht sich kein WDR Ideologe im Training vermöbeln lassen. Das ist Pfui-Teufel-Journalismus!

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