Viele Bücher lese ich als E-Book, auch Druckausgaben bestell(t)e ich häufig im Versandhandel. Allerdings ist man ja jetzt quasi fast gezwungen i.S. der Meinungsfreiheit auch amazon und buch.de und Thalia wegen des Pirinci-Boykotts zu meiden. Wenn mir mal langweilig wird, werde ich die lokalen Buchhändler mit der nachfrage nach Büchern von Princi nerven und mich über die Reaktionen amüsieren. Vielleicht erpart mir das künftig auch in der Kleinstadt Klienten , die ich nicht haben will.
Wenn die gute Frau Heike Hüser (gesetzt den Fall, ICH wäre ihr Kunde) “gerne „über den Inhalt diskutieren“, den Kunden also eines Besseren belehren.” wollte, dann würde ich ihr meinerseits genau erläutern, warum ich bei selbsternannten Gesinnungspolizisten nichts kaufe. So herum geht es nämlich auch.
Der Artikel trifft ins Schwarze. Ich selbst habe mich mit einem Arnsberger Buchhändler (30 km südlich von Hamm) über das Buch “Unter Linken” von Jan Fleischhauer unterhalten. Es erschien 2009 und war in dem Jahr der Sachbuchbestseller. Schnell wurde es persönlich. Der linke Buchhändler widerlegte nicht Fleischhauers Argumente, die politische Linke sei altersstarr. Vielmehr wurde psychologisiert. Der Autor sei in der Kindheit gehänselt worden und daher gegen Linke. So argumentativ dürftig und persönlich werden Diskussionen schnell, wenn man bei Linken ins Schwarze trifft. Eine andere Buchhändlerin - ebenfalls aus der Stadt - hält ihre Kunden für zu klug, um Bücher von Akif Pirincci zu kaufen. Stattdessen verkauft sie aber gern Mario Barths geistige Ergüsse. Es ist so eine Art Blockadehaltung. Kunden, die Bücher von Pirincci, Sarrazin und Fleischhauer wünschen, sollen sich wohl so fühlen, als würden sie am Bahnhofskiosk Schmuddelheftchen kaufen. Da benötigt man keine Argumente, man nutzt Blockademacht. Genau das beschrieb Fleischhauer als Ausdruck des Altersstarrsinns im linken Lager.
Eine Köstlichkeit über traurige Zustände. Danke, Herr Broder!
Buchhändler haben offenkundig eine Neigung, pädagogisch-belehrend tätig zu sein. Mein Buchhändler, bei dem ich nach eigenen Aussagen der zweitstärkste Kunde bin, hat mir vor einiger Zeit mit Bedauern mitgeteilt, eines meiner bestellten Bücher nicht besorgen zu wollen. Begründung: Das müsse er direkt beim Verlag bestellen, weil sein Großhändler es nicht gelistet habe. Allerdings sei der Verlag problematisch (ich meine, die Klassifikation sei “rechtsaußen” gewesen) und dort wolle er, der Buchhändler, auf keinen Fall auf der Kundenliste stehen. Das Buch handelte von der EU, ich hatte den Hinweis auf das Buch im Handelsblatt gefunden. Beim Herzeigen des entsprechenden Zeitungsausschnittes musste mein Buchhändler einräumen, dass er nicht ganz genau wisse, was an dem Buch problematisch sein solle. Ich habe dann auf die Bestellung des Buches verzichtet - ebenso wie auf die Bestellung einiger weiterer Titel. Pirincci gefällt mir aufgrund seiners Sprachstils nicht, so dass ich nur die frühen Felidae Katzenromane kenne. Unbeschadet dessen gefällt mir die Schere im Kopf von Buchhändlern noch viel weniger als die vulgäre Sprache eines Autors. Ziehen wir unsere Konsequenzen und schauen wir mal, ob Geldverdienen wirklich derartige Grenzen hat, die schlußendlich nichts anderes als Gesinnungsdiktatur sind.. Eine hierüber geführte Abstimmung mit den Füßen dürfte manches kleine Buchgeschäft nicht überleben. Und das ist dann auch gut so.
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