Lieber Hamed, Sie haben meinen Respekt für das, was Sie ertragen müssen weil „muslim supremacists“ Ihnen nach dem Leben trachten, und ich erlaube mir, meine persönliche Antwort auf Ihre Frage, welche Identitätsmodelle eine Antwort wären, hier beizusteuern. Das Problem nämlich, dass unser Bekenntnis zur Freiheit so schwach ist, liegt daran, dass der Westen sein Bekenntnis zum „Eigentümer“ der Freiheit seit 200 Jahren, und insbesondere in den letzten Jahrzehnten, aufgegeben hat. Es ist Jesus Christus, der wirklich frei macht. Und bitte... das hat nichts mit Religion zu tun! Hört sich nur so an. Wer seine persönliche Identität in ihm festmacht, muss nicht religiös sein. Religion ist das Streben des Menschen, Gott zu gefallen. Und genau das ist ja seit Jesus nicht mehr nötig. Er hat uns Gottes Wohlwollen schließlich hart erkämpft. Wenn wir aber im Westen meinen, wir könnten die Freiheit losgelöst vom Freien haben, oder all die Segnungen (Wohlstand, Rechtsstaatlichkeit, inneren Frieden usw.) losgelöst vom Segnenden, dann täuschen wir uns sehr. Diese kulturellen Vorzüge, die im Westen gegenüber anderen Kulturen unzweifelhaft (noch) vorhanden sind, haben nichts mit irgendeiner Auserwählung zu tun und begründen absolut kein Überlegenheitsdenken „weisser supremacists“. Diese Vorzüge sind keine Verdienste, sondern Geschenke der väterlichen Liebe Gottes. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass in dem Maße, wie im Westen jeder Einzelne sich von Jesus abwendet, auch die Segnungen sich vom Westen abwenden. Das erleben wir derzeit leider schmerzhaft.
Der Artikel von Hamed Abdel Samad ist sehr sachlich geschrieben und sagt das Wesentliche.Lediglich die Verwendung des Begriffs´´Ausgrenzung´´,im Kontext zwar zutreffend,gab mir einen kleinen Stich.Wortklauberei?Mag sein.Manfred Kleine-Hartlage widmet in seinem Buch´´Die Sprache der BRD´´dieser Vokabel ausführliche fünf Seiten.Diesen Begriff hat Links-grün sozusagen zur Geisel genommen und ausschliesslich negativ besetzt.Sprachtabu`?Nee,sowas machen nur die o.g.Und ich pers.wäre glücklich,wenn die ÖR mich aus ihrer Zuschauerschaft ausgrenzen würden,und ich nicht mehr bezahlen muss,was ich schon längst nicht mehr kaufe.Schönen Sonntag.
"Die Geister, die ich rief ..." Willkommen in der Welt der kommunizierenden Vakuumröhren!
Hamed Abdel-Samad ist wie schon häufig so auch hier eine Stimme der Vernunft und Distanz in einem Thema, auf das die meisten Journalisten, Politiker und die Öffentlichkeit unvorbereitet sind und reagieren wie aufgescheuchte Hühner. Viel hinzuzufügen habe ich nicht. Nur ist meines Erachtens das Problem der beiden gegensätzlichen Kulturen (Islam versus Rest der Welt) hauptsächlich zurückzuführen auf deren aktuelles schnelles Aufeinanderprallen. Solange diese Kulturen getrennt sind und nicht miteinander kommuniziert haben, wie es seit Jahrhunderten der Fall war, passiert nicht viel. Nur wo diese Kulturen durch weltweite Nachrichtennetze, Verkehrsinfrastruktur und Masseneinwanderung plötzlich miteinander konfrontiert sind, dort rappelt es, und manchmal explodiert es. Die Diskussion, welche Kultur die bessere ist, kann man sich sparen. Man muss nur für eine Trennung sorgen. Ein Zusammenwachsen aller Kulturen der Welt ist durch technische Erfindungen mittelfristig unvermeidlich. Nur sollte dieses Aufeinandertreffen moderat und moderiert geschehen und kann auch gerne ein paar Jahrhunderte in Anspruch nehmen. Es gibt keine Eile. Leider sind die allermeisten Politiker jeglicher Couleur Lichtjahre weit davon entfernt, dies auch nur ansatzweise zu begreifen.
Lieber Herr Abdel-Samad, Sie sind der einzige, von dem ich diese Beobachtung einmal beim Namen genannt lese; einer meiner ersten Gedanken anläßlich dieser erneuten Tragödie war: Nun schauen wir mal, wer sich findet, vor Pauschalisierung, Verallgemeinerung und Instrumentalisierung zu warnen! Sie sind der einzige, und ich fürchte, Sie werden es bleiben.
Identifikation findet auf der Gefühlsebene und nicht auf rationaler Ebene statt. Nehme ich dem Menschen die Dinge, mit denen er sich bisher identifizierte (Heimat, Religion, Nationalität, sein Geschlecht, seinen Stolz, seine Nachbarschaft usw.) dann entsteht ein Vakuum. Dieses kann ich weder etwa durch Sportbegeisterung (die ja noch in Verbindung mit Nationalgefühl „erlaubt“ ist), noch durch einen sogenannten Verfassungspatriotismus ersetzen. Denn dieser erreicht die Gefühlsebene nicht und die Begeisterung etwa für den Fußballverein ist als Ersatz nicht hinreichend. Aufgrund des Vakuums entsteht Orientierungslosigkeit. Es wird immer häufiger zu beobachten sein, dass Menschen völlig irrational reagieren, ausrasten, man könnte sagen : Die Menschheit wird verrückt. Vor allem im Westen, dort ist die Orientierungslosigkeit am stärksten zu spüren. Vertreter des Islam haben dieses verstanden, oder möglicherweise erfassen sie dieses intuitiv. Deshalb erfreut sich der konservative Islam zunehmender Beliebtheit. Er bietet eine Orientierung an, die auf der „Gegenseite“, der „westlichen Moderne“ abhanden gekommen ist. Selbst die Sympathien, die Vertreter dieser Moderne, etwa linksgrün Eingestellte, gegenüber dem Islam empfinden, könnte auf ihre, ihnen unbewusste Orientierungslosigkeit, zurückzuführen sein. Selbst ihnen erscheint der Islam wie ein Versprechen darauf, auf geheimnisvolle Weise eine Antwort auf ihre unterschwellig gefühlte Orientierungslosigkeit parat zu haben. Wenn dem Menschen alle bisherigen Gewissheiten genommen werden, sucht er nach Ersatz. Dieser Ersatz wird weder ein Grundgesetz noch ein EU-Patriotismus sein. Dieser „verlassene“ Mensch wird sich etwas suchen, was ihn auf der Gefühlsebene beruhigt. Er benötigt in der Phase zwischen Geburt und seinem Tod Gewissheiten, die ihm die Angst vor der Ungewissheit nehmen. Dieses ist die Orientierung. Nimmt man ihm diese, erleidet er eine (unbewusste) Todesangst. Diese kann zu (selbst)-zerstörerischem Verhalten führen.
"Worte verbinden nur, wo unsere Wellenlängen längst übereinstimmen." Max FrischMeine Fragen nach dem Massaker in Neuseeland:Habe ich den Aufruf bzw. Appell der muslimischen Gemeinden in Deutschland verpasst, der vehement dafür eintrat, dieses Attentat in Neuseeland nicht zur Stimmungsmache gegen die Mehrheitsbevölkerungen in den Heimat-, Gast- und Aufenthaltsländern zu instrumentalisieren?!Habe ich es richtig verstanden, dass die Glaubensgemeinschaft, die weltweit verantwortlich zeichnet für die überwältigende Zahl von fanatischen Übergriffen auf ihre Mitmenschen, jetzt zum gesellschaftlichen und moralischen Ankläger/Richter der friedlichen Nichtmuslime wird?!Habe ich die Bilder missinterpretiert, wenn nach islamistischen Attentaten - und insbesondere denen mit hohen Opferzahlen und Wirkkraft - die Umma überregional jauchzte, tanzte und frohlockte?!Hören Sie auch das dröhnende Schweigen und Nichtbeantworten all meiner Fragen in den muslimischen Gemeinden und bei unseren Nachbarn?!Beschleicht Sie nicht auch der Verdacht, dass unsere Regierung, der Großteil der Medien und des Kulturbetriebs diese Fragen unterdrücken?!Sollen wir uns dem ausgrenzenden Autismus der uns beherrschenden "Eliten" folgen und aufhören uns Fragen zu stellen?!"Unsere Einstellung der Zukunft gegenüber muß sein: Wir sind jetzt verantwortlich für das, was in der Zukunft geschieht." Karl Raimund PopperLassen Sie uns die Realität und die tiefe Wahrheit in den Worten von Max Frisch erkennen und uns im Sinne von Karl Raimund Popper unsere Zukunft gestalten. Dazu gehören auch, dass ich/wir ein Recht habe(n), schlüssige Antworten auf unbequeme Fragen zu erhalten!
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