Ja, liebe Presse, verschweige mir bitte Sachverhalte, die bei mir zu Vorurteilen führen könnten. Darüberhinaus bin ich für die Kennzeichnungspflicht von Medienprodukten, die rücksichtslos die Wahrheit berichten.
Ein Vorschlag für den Presserat: Der Kodex wird dahingehend geändert, dass künftig unter jedem betroffenen Artikel zwingend der Satz stehen muss: ” Beim Verfassen dieses Artikels wurden gemäß Punkt XY des Pressekodex Informationen zurückgehalten, die geeignet sein könnten, die Meinungsbildung des Lesers in unerwünschter Weise zu beeinflussen. Der Presserat weißt vorsorglich darauf hin, dass dieser Vorgang nicht mit Zensur gleichzusetzen ist”. Ich gebe diesem Vorschlag gute Realisierungschancen - eben weil er so abartig ist.
Nein, Herr Trakhtenbrot, Vorurteile entstehen nicht einfach durch Desinformation, sondern sie sind sehr oft auch tatsächlich “Nachurteile”, d.h. auf Erfahrung gegründet, auch wenn diese Erinnerung von Erfahrung oft zuspitzt. Jedes Vorurteil hat durchaus seinen wahren Kern, sonst würde es sich nämlich nicht auf Dauer halten können. Oder wäre es etwa ein Vorurteil, dass es sich bei den Deutschen um ein obrigkeitshöriges, zivilkulturell recht feiges, immer um Anpassung und Beifall bemühtes Volk von provinziellen Ignoranten handele? Die derzeitigen Ereignisse könnten jedenfalls als Bestätigung selbst der übelsten alliierten Feindpropaganda von 1939 - 1945 gelesen werden….
Wie entstehen denn Vorurteile? Durch Desinformation. Wer ständig falsche Tatsachenbehauptungen über eine Menschengruppe hört, akzeptiert sie irgendwann als wahr. So und nicht anders kommt es zu Vorurteilen. Aber niemals kann die Verbreitung von Wahrheit Vorurteile schaffen. Zur Desinformation gehört natürlich auch das Verschweigen von Fakten, wo ein unvoreingenommener Leser ihre Erwähnung erwarten würde. So schaffen Medien selber Vorurteile ganz anderer Art.
Im Grundgesetz steht: “Zensur findet nicht statt.” Ist dieser einfache Satz für Journalisten so schwer zu verstehen?
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