Werte Leserschaft,
ich grüße Sie aus Deutschlands “Ökohauptstadt” Freiburg! Hier reflektiere ich Licht fürs Lokalfernsehen und fülle Zeilen für die örtliche Presse. Daneben führe ich ein privates elektrisches Diarium und werde diese Plattform künftig für Anmerkungen von überregionaler Relevanz nutzen.
Gestern sah ich in der Tagesschau eine etwa zweiminütige Meldung, deren Kritiklosigkeit mich mukka-mukka* machte.
Von der Homepage des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Entwicklung und viel zu lange Namen:
Neuer entwicklungspolitischer Freiwilligendienst für Jugendliche
Berlin, 05.01.2007
Das Engagement unter Jugendlichen in Deutschland für ehrenamtliche Arbeit in Entwicklungsländern ist groß. Die Anfragen übersteigen bei weitem die bisherigen Möglichkeiten eines Einsatzes in Entwicklungsländern. Auch aus gesellschaftspolitischer Sicht ist es zu begrüßen, dass sich junge Frauen und Männer engagieren und gleichzeitig internationale Erfahrungen und Qualifikationen sammeln, die für ihre spätere Orientierung im Berufsleben hilfreich sind. Der freiwillige Einsatz junger Menschen in Entwicklungsländern stärkt in den Partnerländern die zivilgesellschaftlichen Strukturen und ist ein wichtiger Beitrag zur Entwicklung dieser Länder.
Deshalb wird das Bundesentwicklungsministerium einen neuen aus öffentlichen Mitteln geförderten Freiwilligendienst in Entwicklungsländern einführen. Die Laufzeit wird flexibel von 3 bis 24 Monaten sein. Der Freiwilligendienst wird fachlich und pädagogisch begleitet werden und soll sich an junge Erwachsene mit Abitur oder vergleichbarem Abschluss zwischen 18 und 28 richten.
Ein Zuschuss für Unterkunft, Verpflegung, Taschengeld, fachliche und pädagogische Betreuung sowie Versicherungen soll sich auf 580 Euro pro Person und Monat belaufen. Hinzu kommt der Betrag für die Krankenversicherung. Das mittelfristig vorgesehene Volumen soll 10.000 Plätze (=70 Millionen Euro) umfassen.
Die Abwicklung erfolgt über die bewährten Förderverfahren des BMZ über private Träger und Nichtregierungsorganisationen. Zunächst ist eine dreijährige Pilotphase geplant.
Deutschland verfügt im Unterschied zu anderen Ländern (unter anderem USA und Großbritannien) bisher nicht über einen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst. Die von privaten Trägern aus Eigenmitteln angebotenen Freiwilligendienste sind häufig mit sehr hohen Kosten für die Bewerberinnen und Bewerber verbunden.
Wir wollen, dass auch einkommensschwächere Jugendliche sich international engagieren können. Insbesondere sollen auch junge Frauen angesprochen werden, für die keine Fördermöglichkeiten nach dem Zivildienstgesetz bestehen.
Bis Mitte 2007 werden die genauen Bedingungen, Verfahren und Ansprechpartner festgelegt, so dass der entwicklungspolitische Freiwilligendienst mit Beginn des Jahres 2008 seine Arbeit aufnehmen kann.
Das klingt gut, ist aber böse. Wenn junge Leute den Armen der dritten Welt persönlich und vor Ort Gutes tun möchten, empfehle ich ein Studium der Medizin und anschließenden Dienst bei den “Ärzten ohne Grenzen”, oder aber eine fundierte Ausblidung, gefolgt von einem Job bei der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit.
Das BMZ möchte an anderer Stelle dringend benötigte 70 Millionen Euro ausgeben, um total unqualifizierte junge Menschen in Entwicklungsländer zu verfrachten, wo sie ausgebildeten Fachleuten bei der Arbeit im Weg herumstehen. Es gibt nicht einen einzigen Job in der Dritten Welt, den man für über 580 Euro monatlich nicht mit einem Einheimischen besetzen könnte, der um Längen motivierter und qualifizierter ist (und wahrscheinlich eine Familie damit ernähren würde), als irgendwelche deutsche Mittelstandskids, die mal mit Abhängigen kuscheln wollen. Widerlich!
* “mukka-mukka” ist Japanisch und bedeutet “So wütend sein, daß man sich vor Wut übergeben möchte” - ich habe das Wort durch einen Muttersprachler verifiziert und arbeite seitdem an seinem Import.