Henryk M. Broder / 23.12.2018 / 10:00 / 47 / Seite ausdrucken

Halal exportieren und immer an Churchill denken

Sehen Sie es mir bitte nach, liebe Leser in der Schweiz, wenn ich heute von der Vorgabe für diese Kolumne abweiche. Da es die letzte in diesem Jahr ist, will ich mir eine Extravaganz erlauben und Ihnen eine Extrawurst zumuten.

Sie haben es sicher schon vor mir erfahren. Toblerone wird seit einigen Monaten „halal“ hergestellt, also im Einklang mit den für Muslime geltenden Speisegeboten. Trotzdem bleibe „die Rezeptur dabei unverändert“, versichert das Unternehmen. Das kann man eigentlich nur so verstehen, dass Toblerone schon immer „halal“ war, ohne dass dies öffentlich verkündet wurde. Die einen wussten es, und den anderen war es egal.

Ich habe nichts gegen „halal“-Speisen, so wie ich nichts gegen „koschere“ Lebensmittel habe. Ich nehme sogar vegane und vegetarische Gerichte zu mir, alles außer Tofu. Eines meiner Lieblingsessen sind Röschti mit Spinat. Toblerone allerdings wird mit sofortiger Wirkung von der Liste meiner Favoriten gestrichen. 

Mir ist klar, dass der Markt seine eigenen Regeln hat. „Mit fast zwei Milliarden muslimischen Konsumenten sind Halal-Produkte drauf und dran, den Weltmarkt zu verändern“, schreibt BLICK. Das mag stimmen oder auch nicht. Der Weltmarkt verändert sich täglich. Ich jedenfalls habe keine Lust, Teilnehmer einer Appeasement-Kampagne zu sein. Ich möchte zumindest die Wahl haben, wenn ich bei Coop oder bei Migros einkaufe. So wie ich bei vielen Produkten zwischen „laktosefreien“ und „laktoseunfreien“ wählen kann.

Sie haben vor beinahe zehn Jahren in einer Volksabstimmung für ein Bauverbot von Minaretten votiert. Erinnern Sie sich noch, wie Sie von allen Seiten gewarnt wurden, eine solche Entscheidung könnte furchtbare Folgen für die Schweiz haben? Für den Export von Uhren, Schokolade, Medikamenten und anderen Chemie-Produkten? Touristen aus islamischen Ländern würden einen Bogen um die Schweiz machen. Nichts davon ist eingetreten. 

Was haben Sie als nächstes vor? Werden Sie Scharia-Gerichte in der Schweiz zulassen? Separate Zeiten für muslimische Frauen in öffentlichen Bädern einführen? Die Kinderehe legalisieren? Was Sie auch machen, denken Sie immer an einen Satz von Winston Churchill:

„Ein Appeaser ist jemand, der ein Krokodil füttert, in der Hoffnung, es werde ihn als Letzten fressen.“

Zuerst erschienen in der Zürcher Weltwoche

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Leserpost

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Susanne Weis / 23.12.2018

Schon immer meine Rede: Es geht nur ums Geld. Es geht nur um Gewinnmaximierung. Die muslimische Welt wird bald prozentual die meisten Menschen der Welt haben - also sollen die konsummäßig abgeschöpft werden. Dem wird Politik, Kultur, Religion untergeordnet. Es geht nicht um Kultur, Religion, Polititk, sie werden nur als Vorwand benutzt, um Kohle zu machen. Leider begreifen das ja auch viele Neoliberale nicht und wundern sich nun immer mehr ...

Wolfgang Kaufmann / 23.12.2018

@Gabriele Schulze: Nicht die Milchkuh wird geschächtet, sondern das Kalb. Es geht um „Süßmolkenpulver, das tierisches Lab enthält, [welches] »aus dem Labmagen junger Wiederkäuer im milchtrinkenden Alter gewonnen und zum Ausfällen des Milcheiweißes bei der Herstellung von Käse benötigt wird« – oder eben von Schokolade“ – Quelle: Die WELT, Die Islamisierung der Toblerone, 17.12.2018.

Karl-Heinz Vonderstein / 23.12.2018

Als auf der letzten Islamkonferenz in Deutschland auch Blutwurst am Buffet angeboten wurde, regten sich hier viele darüber auf. Ein Kabarettist im Fernsehen wunderte sich darüber und sagte:“Die Blutwurst gehört auch zu Deutschland.” Es heißt immer, wir müssten auf die religiösen Gefühle von Muslimen Rücksicht nehmen, schön und gut und wie ist es umgekehrt? Die vielen Anhänger und Beführworter einer Multi Kulti-Gesellschaft bei uns neigen dazu (aus einer falsch verstandenen Toleranz heraus), den Kulturen (hier und da auch die Werte) von Minderheiten, speziell die der muslimischen Minderheiten, ein Vorrecht zu geben, gegenüber der Kultur der deutschen Mehrheitsgesellschaft.    

Helmut Ehmer / 23.12.2018

Überhaupt Churchill! So etwas von verhasst bei den Relotius Gläubigen! Der ‘Trump’ von damals, nur mit ‘schwerer Sprache’.

Robert Wenger / 23.12.2018

Als eifriger Schweizer Schokoladeesser und -kenner muss ich sagen: Die “klassische” Toblerone gibt es schon seit Jahren nicht mehr, Rezeptur (was für ein idiotisches Wort!) hin oder her. Das aktuelle, gleichnamige Produkt - ob halal oder haram - esse ich schon längst nicht mehr. Dieser neue Trend ist nicht überraschend. Übrigens: Eine Imitation seitens der Migros kommt dem Original viel näher und ist erst noch günstiger…

Paul Siemons / 23.12.2018

Vor zwei Jahren hatte mein liebstes, zudem regional hergestelltes Apfelkraut plötzlich einen Halal Aufkleber. Es gab etwas Aufregung in der Presse bzw. in der Leserschaft der Presse und ich nahm die Position ein: “Halal, nix halal, ist doch mumpe. Man kann es auch übertreiben mit dem Protestieren ” . - Nein, kann man nicht, wie ich lernte. Mit den Tantiemen aus dem Halalgeschäft wird Terror finanziert. Auch sind es alles kleine Mosaiksteine, das Apfelkraut, die Toblerone, die Schokolade. Stetes halal höhlt haram. Wer halal essen will sollte dort leben, wo das Standard ist. Ich kaufe nicht nur kein hallales Produkt, sondern boykottiere auch Geschäfte, die mit “halal” Werbung machen, so wie neuerdings Kaufland unter Hinweis auf Fleisch.

Robert Jankowski / 23.12.2018

Der nächste Toblerone Werbespruch lautet dann “Sieg halal!”

Uta Buhr / 23.12.2018

@helge-rainer decke. Uups, na wenn das kein Neujahrsgruß an den “gezeichneten”  Herrn Broder ist. Mit dem kommt er - deo volente -sicherlich gut durchs neue Jahr!! Ach übrigens, Herr Decke, ich wollte Ihnen noch nachträglich meine Hochachtung für Ihre in einem Ihrer Kommentare in gewohnter Bescheidenheit geschilderte humanitäre Tat ausdrücken. Danach haben Sie und Ihre “Angebetete” eine syrische Familie in Ihrer geräumigen Villa aufgenommen. Nur jammerschade, dass Ihre Gäste inzwischen ganz freiwillig in ihr zerbombtes Zuhause in Syrien zurückgekehrt sind. Ich hätte sonst gern mal bei Ihnen vorbeigeschaut und mich nach deren Wohlbefinden erkundigt.  Claas vom Spiegel hätte diese anrührende Geschichte nicht schöner erzählen können. Bitte mehr von diesen Stories, Herr Decke, Ich freue mich darauf.  Und noch ein Vorschlag zur Güte: Sie können Ihren Schützlingen im fernen Syrien doch sicherlich mit einer Ladung Toblerone eine Riesenfreude bereiten, nachdem diese Köstlichkeit jetzt auch halal auf dem Markt ist. Ab imo pectore.

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