Manfred Haferburg / 06.04.2023 / 10:00 / Foto: Achgut.com / 32 / Seite ausdrucken

Haferburgs großer Kernkraft-Countdown (6)

Noch 10 Tage Kernkraft in Deutschland: Deutschlands ungeliebte Weltmeister. Unser Autor Manfred Haferburg nimmt auf seine Weise Abschied.

Die Merkel-CDU ruinierte das Land unter dem Wahlspruch: „Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben“. Das meinten die im Jahre 2017 ernst, und eine CDU-Geistesgröße und Generalsekretär Namens Peter Tauber („Wer nicht für Merkel ist, ist ein Arschloch“) erfand dafür die Abkürzung Fedidwgugl. Für solche mentalen Meisterleistungen kassiert man in der deutschen Politik 10.000 Euro im Monat. Im Fedidwgugl ist es auch unter der Ampel-Regierung woke, alles zu verachten, was Wohlstand der arbeitenden Bevölkerung begründet. Geld kommt aus dem Bankomat oder vom Amt und Essen aus dem Drive-In-Schalter einer weltumspannenden Junkfood-Kette. Strom kommt in Deutschland aus der Steckdose. 

Ein gutes Beispiel für diese Art Wohlstandsverwahrlosung ist der Umgang mit dem Kernkraftausstieg. Mit 18 Atomreaktoren produzierte Deutschland 2004 die vierthöchste Menge an Atomstrom nach den USA, Frankreich und Japan. Atomenergie steuerte fast 50 Prozent zur sogenannten Grundlast bei. Da kostete die Kilowattstunde die Verbraucher noch im Durchschnitt 18 Cent. 14 Kernkraftwerke schaltete Deutschland seit 2011 ab, die letzten drei gehen in zehn Tagen den Bach runter. Im Resultat zahlen Kunden zum Jahresbeginn 2023 bei einem jährlichen Stromverbrauch von 3.500 Kilowattstunden durchschnittlich 48,12 Cent pro Kilowattstunde. 

Die von den ideologisierten deutschen Maschinenstürmern niedergemachten Kernkraftwerke waren nicht irgendwelche Kraftwerke, viele von ihnen waren offizielle Weltmeister. Sie waren nicht nur sicher – es kam in ihren insgesamt rund 500 Betriebsjahren nicht ein einziger Mensch durch Strahlung zu ernsthaftem gesundheitlichem Schaden. Und wie das in der Kernkraft-Industrie stets ist – die Sichersten sind auch die Produktivsten. Mit einer Jahreserzeugung von 12,24 Milliarden Kilowattstunden (kWh) wurde das Kernkraftwerk Isar 2 sechsmal in Folge „Weltmeister“ der atomaren Stromproduktion. Fünf Weltmeister-KKW stehen in Deutschland: Isar, Emsland, Brokdorf, Neckarwestheim, Grohnde.

Millionen Tonnen CO2 eingespart – und stillgelegt

Sehen wir uns als Beispiel einmal das Kernkraftwerk Grohnde an der Weser an. Das Kernkraftwerk Grohnde hatte seine erste Netzsynchronisation am 5. September 1984. Seitdem war der Druckwasserreaktor achtmal Weltmeister der Kernkraftwerke in der Stromerzeugung eines Jahres.

Das Kernkraftwerk Grohnde war zwar 36 Jahre in Betrieb, könnte aber locker noch mindestens 20 Jahre sicher und günstig Strom produzieren. Es war in erstklassigem technischem Zustand und wurde von einer hochqualifizierten Mannschaft vorbildlich betrieben. Seine Sicherheitstechnik war auf dem neuesten Stand. Das KKW produzierte Strom mit einer durchschnittlichen Verfügbarkeit von 92 Prozent – und zwar dann, wenn man ihn benötigt, unabhängig von Wind und Wetter. Zum Vergleich: Windräder bringen es auf eine Verfügbarkeit von etwa 20 Prozent der installierten Leistung – gerne dann, wenn sie gerade nicht gebraucht wird, oder sie fehlt, wenn sie gebraucht wird.

Am 7. Februar 2021 hatte das Kernkraftwerk Grohnde die Marke von 400 Milliarden Kilowattstunden erzeugten Stroms überschritten. Um Punkt 23.01 Uhr sprang der Zähler auf der Kraftwerkswarte auf die magische Zahl um. Mit diesem neuen Rekord wurde die Erfolgsgeschichte des Grohnder Druckwasserreaktors fortgeschrieben. Weltweit existiert kein einziger Kernkraftwerksblock, der jemals mehr Strom erzeugt hat. Damit hat das Kernkraftwerk Grohnde während seiner Laufzeit ungefähr 400 Millionen Tonnen CO2 eingespart. Das ist in etwa ein halbjähriger CO2-Gesamtausstoß Deutschlands. Am 31. Dezember 2021 wurde das Kernkraftwerk Grohnde sang- und klanglos stillgelegt.

Noch zehn Tage. Dann werden die letzten drei deutschen KKW-Weltmeister eingeschläfert. Von nun an werden andere Länder die Weltmeister der Stromerzeugung stellen. Aber Deutschland bleibt ja zum Trost immer noch der absolute Weltmeister beim Strompreis. 

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Leserpost

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Jürgen Fischer / 06.04.2023

Das wird als nächster Deal mit der Ukraine kommen: „Tausche Atomstrom gegen Flugpanzer“.

Peter Krämer / 06.04.2023

Wir werden in den Medien ständig gewarnt, wieviel Menschen durch Feinstaub und Stickoxyde innerhalb der EU vorzeitig sterben. Die Gegenrechnung, wie viele Leben durch den Betreib von Kernkraftwerken anstelle von Kohlekraftwerken verlängert worden sind, stellt natürlich niemand auf.

Kurt Schrader / 06.04.2023

“Wenn es dem Esel zu gut geht, geht er auf’s Eis….” …. und da ist Deutschland grade… … und das Eis wird immer dünner… aber keiner merkt’s….

Chris Kuhn / 06.04.2023

Das baden-württembergische KKW Philippsburg reihte sich einst auch in die Reihe der Weltmeister-KKWs ein. Für die GRÜNschwarze Regierung des Ex-Maoisten Kretschmann war es trotzdem Ehrensache, nach Stillegung auch des zweiten Blocks die Kühltürme zu sprengen. Unter dem Jubel der GRÜNEN Deppen, von denen nicht wenige glaubten, es handele sich um das Kraftwerk selber. Zusammen mit den KKWs in Neckarwestheim und Obrigheim deckte das KKW Philippsburg einst mehr als die Hälfte des baden-württembergischen Stromverbrauchs ab. Von einer Fläche von etwa 50 Fußballplätzen! Ein Wort des Dankes von Kretschmann und Genossen? Fehlanzeige! Das gleiche trifft auf das ehemalige KfK zu, die Wiege der deutschen Kerntechnik, das sich nun im KIT mit woker Umwelttechnik befassen muß. Und nochmals aus sehr gegebenem Anlässen: den GRÜNEN Abschaffern wird ja seit Jahren noch alles geglaubt, nicht nur die Science Fiction von der erneuerbaren Energieversorgung mit Strom aus Solarspiegeln und Windrädchen und grünem Wasserstoff aus Afrika bis zu den Märchen bei Corona und den Lügen zum Ukrainekrieg.  Herr Haferburg , nicht ärgern, sondern genießen Sie Ihren Ruhestand in Europas Kernenergieland Nr. 1!

A. Ostrovsky / 06.04.2023

@D. Katz : “Bibeltreue Vegan-Trotzkisten.” Haha, wie kann man dort beitreten? Online können die sicher nicht, im Gegensatz zu den Zeugen La-Palomas, einer maurisch-kubanischen Konfession. Da bin ich schon Mitglied.

A. Ostrovsky / 06.04.2023

@Klaus Keller : “Das AKW befindet sich mit seinem A sprachlich näher an der Atombombe und suggeriert eine hohe Gefährlichkeit.” Das KKW befindet sich mit seinem K sprachlich näher an der Kernwaffe und den Kernwaffentests und schließt auch gefährlichen nuklearen Fallout aus oberirdischen Kernwaffentests mit ein, einschließlich Plutoniumbombe oder Wasserstoffbombe. Deshalb hat man in (West-)Deutschland, dem Bildungsstand und der Logik der Hausfrau folgend, die Kernkraftwerke in Atomkraftwerke umbenannt. In der DDR hießen KKW weiter KKW, weil die Kernspaltung auch weiter Kernspaltung heißt. Die Ablösung der Kernspaltung durch Haarspaltung oder durch Kümmelspaltung ist einfach nicht gelungen, außer - wie immer - in (West-)Deutschland.

Hermine Mut / 06.04.2023

Wäre es möglich, eine Einstweilige Verfügung (beim Bundesvefassungsgericht ?) zu erwirken, gegen das Abschalten / den Abbau der 3 noch verbliebenen Kernkraftwerke ? (Moratorium ?)

Wilfried Grün / 06.04.2023

Moral?  Mit Stockholm Syndrom? Ich habe versehentlich zu “puzzle: Das InterKulturMagazin | BR Fernsehen” (Einfältig und einmalig zugleich) gezappt. 1. Kulturelle Aneignung böse. (Vorschlag die Eisenbahn in Afrika sofort abbauen. ) 2. Eine POC:*_Innen mit Bullshit Job die einen Hut vom Mittelstand schwätzt und dann noch was von Abschaffung des Leistungsgedanken. Fazit, alles so unfassbar Rassismus.

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