Manfred Haferburg / 15.04.2023 / 06:00 / Foto: Achgut.com / 127 / Seite ausdrucken

Haferburgs großer Kernkraft-Countdown (15)

Der letzte Tag Kernkraft in Deutschland: Eine Kugel Eis. Unser Autor Manfred Haferburg nimmt auf seine Weise Abschied.

Ich möchte diesen letzten Beitrag zum Countdown mit einem afrikanischen Märchen einleiten, das ich irgendwo gehört habe, das aber noch nicht einmal die künstliche Intelligenz der Suchmaschine Bing im Netz finden konnte. Seither zweifle ich, ob künstliche Intelligenz nicht qualitätsmäßig so etwas ist wie Telefonsex. 

Also erzähle ich die Geschichte aus dem Gedächtnis und erfinde einfach die Namen der Protagonisten nach meiner Fantasie. Mir ist bewusst, dass dies als kulturelle Aneignung missverstanden werden wird. Ich weigere mich trotzdem, den aus Diktaturen überkommenen Disclaimer voranzuschicken, dass ich es gar nicht so gemeint habe, sondern so, wie es die Missversteher für richtig halten. Ich habe es so gemeint, wie ich es gemeint habe.

Die Geschichte geht so:

Das Volk der Kijinga lebte in der großen Savanne von der Rinderzucht. Doch den Rindern ging es schlecht, sie waren abgemagert, weil sie kein frisches Gras mehr fanden. Es hatte seit zwei Jahren nicht geregnet, der Fluss war eine ausgetrocknete Gesteinshalde. Das war schon öfter passiert, aber diesmal schien es besonders schlimm zu sein. Alle Gebete und Zauber des Schamanen hatten nicht geholfen. Und zur letzten Wasserstelle war es fünf Stunden weit zu gehen.

Kiswahili, die Enkeltochter des Schamanen Mkuu wa Kijani, ging jeden Tag mit dem alten Kanister auf dem Kopf zur Wasserstelle, um Wasser für die Familie zu holen. Sie war ein seltsames Mädchen, sah oft seltsame Dinge, die andere nicht sahen, und seit der Trockenheit war sie nicht mehr in die Dorfschule gegangen. 

Am Wasserloch angekommen, füllte sie ihren Kanister, als sie plötzlich im trüben Wasser ein Gesicht erblickte. Das sprach zu ihr: „Kiswahili, willst du, dass es regnet?“ Kiswahili nickte, das heißt, sie schüttelte den Kopf, weil bei den Kijinga das Nicken ein Kopfschütteln ist. Das Gesicht sprach weiter: „Willst du meinen Rat, wie alles ganz einfach wieder gut wird und es den Kijinga wieder herrlich gut geht?“ Die heiße Sonne brannte so heiß auf Kiswahilis Kopf, dass er weh tat. Kiswahili fragte: „Wer bist du?“. Das Wasser kräuselte sich, und das Gesicht sagte: „ich bin Swahili, der Gott aller Wasser. Und ich sage dir, es wird alles gut, wenn die Kijinga ihre Sünden büßen. Es gibt keinen anderen Weg“ 

Kiswahili sagte: „Wir sind einfache Leute. Was haben wir denn für Sünden getan?“ Wieder kräuselte sich das Wasser: „Ihr trinkt Wasser. Eure Rinder trinken Wasser. Das ist Sünde. Große Sünde. Die Savanne trocknet aus wegen Euch. Damit es wieder regnet, müsst ihr dafür büßen. Ihr müsst alle eure Rinder schlachten. Wirklich alle. Dann kommt der große Regen und die Götter werden Euch noch viel mehr Rinder schenken, dass es euch fürderhin gut gehe“. Das Wasser kräuselte sich, und das Gesicht verschwand. 

Im Kral angekommen, erzählte Kiswahili ihrem Onkel, dem Kijinga-Schamanen Mkuu wa Kijani, was sie gesehen hatte. Mkuu wa Kijani war tief ergriffen. Seine Nichte war eine Heilsbringerin, wie wunderbar für ihn und seine Position als Schamane der Kijinga. Sogleich verbreitete er die Nachricht unter den Kijinga. Einige erschraken so, dass sie an diesem Tag nichts mehr trinken wollten und Kopfschmerzen bekamen. Einer, der am Dorfrand wohnte und Asiyeamini hieß, sagte: „Was ist denn das für ein Unfug? Wo sollen denn die Rinder herkommen, wenn wir alle geschlachtet haben?“ Da wurde Mkuu wa Kijani ganz böse und führte die Dorfbewohner mit Knüppeln und Sensen vor die Hütte von Asiyeamini, auf dass sie ihn Mores lehrten. Asiyeamini wurde ordentlich verprügelt und seine Hütte niedergebrannt.

Tags darauf gab es ein großes Schlachtfest und die Kijinga stopften sich ein paar Tage die Bäuche voll, bis das viele Rindfleisch unter der Sonne stank und verbrannt werden musste. Mkuu wa Kijani hatte Regen angekündigt und alle warteten gespannt auf den Regen und die neuen Herden.

Und wenn sie nicht verhungert sind, dann warten sie noch heute.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, liebe Leser. Als ich diese Geschichte hörte, fiel mir gleich Greta Thunberg ein (deshalb habe ich auch den Namen Kiswahili ausgewählt) und als Schamanen-Onkel fiel mir Eiskugel-Trittin ein (deshalb habe ich ja auch diesen seinen Namen Mkuu wa Kijani ausgewählt). So wie die Kijinga (deshalb habe ich ja den Namen Kijinga so ausgewählt) sich von einem seltsamen Mädchen verführen ließen, unterstützt von einem selbstsüchtigen fanatischen Onkel, ihre Lebensgrundlage zu zerstören, so lassen sich die Deutschen auch verführen, ihre alten Brunnen zuzuschütten, bevor die neuen Brunnen genügend Wasser geben. Deshalb sind sie auch hasa wajinga wajinga wajinga. Das ist auch Swahili und heißt Mambo – plemplem, oder besser „besonders dumme Dumme“.

In meiner Geschichte steht nicht, was die Kijinga mit dem Mädchen Kiswahili und dem Schamanen Mkuu wa Kijani gemacht haben, als sie merkten, dass sie Betrügern aufgesessen sind. Warum? Weil die Deutschen inzwischen auch gemerkt haben müssten, dass das mit der Kugel Eis nicht stimmte und sich Mkuu wa Kijani-Trittin trotzdem unbehelligt im Land der Geprellten bewegen kann. 

Heute Abend um 24:00 Uhr ist es so weit, die Rinder werden geschlachtet. Dann warten die hasa wajinga wajinga wajinga auf den ständigen Sonnenschein und den mit 5 Bf konstanten Wind. Das ist komplett Mambo.

Redaktioneller Hinweis:

Morgen am Sonntag erscheint auf der Achse – wie es sich gehört – noch ein standesgemäßer Nachruf auf die Kernkraft in Deutschland. Außerdem werden wir ein Übriges tun, um den Tag der Schande nicht in Vergessenheit geraten zu lassen: Alle bisher im Rahmen von Haferburgs Kernkraft-Countdown erschienenen 15 Beiträge stellen wir als PDF-Broschüre ins Netz, illustriert mit Collagen von Archi W. Bechlenberg. Sie können sich diese dann demnächst kostenlos herunterladen, ausdrucken und ihren Enkeln dereinst vorlesen, welcher Wahnsinn in diesem Land anno 2023 grassierte.

Foto: Achgut.com

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Leserpost

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Dr. med. Jesko Matthes / 15.04.2023

Genau so, wie die Grünen heute Nacht die Kernkraft für immer besiegen und das Klima retten, werden sie morgen früh auch Russland für immer besiegen und Europa retten. Daran ist nicht der geringste Zweifel möglich.

John Brunswick / 15.04.2023

Was hatte ich doch für ein Glück, nach dem Fall der Mauer wenigstens einige Jahre in einem einigermaßen lebenswerten Deutschland zu verbringen. Bezahlbare Preise, einigermaßen fairer Rechtsstaat,Sicherheit im öffentlichen Raum und gesellschaftliche Verhältnisse, welche zumindest ansatzweise eine gewisse Zukunftsplanung erlaubten. Vergangen, vorbei. Jetzt muss ich mich mit Zuständen herumplagen, welche ich so nur in den Bürgerkriegsgebieten des Balkans erlebt habe, muss mich wieder mit den Tugenden des Überlebens im Sozialismus befassen und habe zusätzlich noch eine Bürgerfeindliche Bürokratie und Politik am Hals. Das gute ist, hier bei uns auf dem platten Land sind woke und grüne Spinner aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Was im Falle härterer innergesellschaftlicher Auseinandersetzungen (das Zusammenleben neu aushandeln) für deren sozialverträgliches Frühableben sorgen wird. Was für den Rest der Gesellschaft einen Segen darstellen sollte. Als Angehöriger der Freiwilligen Feuerwehr werde ich solchen Leuten nicht mal ansatzweise Hilfe leisten. Und ja, ich weiß wie ich das anstellen muss, um damit durchzukommen. Menschen, die ich als unnütz für die Gesellschaft ansehe, werden von mir keine Hilfe bekommen, und erschreckenderweise bin ich zumindest in unserer Region längst nicht der einzige mit dieser Einstellung. Solch eine Denkweise war mir früher fremd, aber mittlerweile bin ich ja dazu genötigt. Für die Generation Z könnte es also unschön werden, aber das haben sich diese faschistischen Spinner redlich verdient.

Alex Müller / 15.04.2023

Ich habe alles von Herrn Haferburg gelesen, einigem stimme ich zu, trotzdem bin ich froh, wenn die Dinger weg sind. Warum? Deutschland bewegt sich munter Richtung Failed State, da sollte man keine AKW betreiben, die vielleicht in 20 Jahren niemand mehr schützen mag. Oder für die es kein Fachpersonal mehr gibt. Außerdem werden sie wahrscheinlich durch Kohleverstromung ersetzt, weil grüne Physik ebensowenig funktioniert, wie die deutsche Physik vor 80 Jahren. Kohle ist genauso billig, hat keine Endlagersorgen,  macht keine Kopfschmerzen bei inneren Unruhen oder bzgl. Terroranschlägen, ist gut lagerbar, weltweit langfristig am Markt verfügbar, sogar aus heimischer Erde wenn nötig. Auch wird der vermehrte Einsatz von Kohle hoffentlich eine Diskussion über den unseligen Zwang zu Wärmepumpe und Elektroauto auslösen. Also immer weg mit den KKW.

Jan Häretikus / 15.04.2023

Ich lese gerade Walter Kempowskis „Der Rote Hahn, Dresden im Februar 1945“. Tagebuchauszüge verschiedenster Zeitzeugen vom Tag der Bombardierung Dresdens. Auf den Seiten 12- 15, ein solcher von Joseph Goebbels. Er schrieb, nachdem er das Ergebnis der Konferenz von Jalta mit der ihm eigenen Logik analysiert hatte, den Satz: „Wir müssen versuchen, militärisch wieder den einen oder anderen Erfolg zu erzielen, und dann werden wir uns weiter sprechen.“ Nein, ich lasse ich mir nichts unterstellen! Mich erinnert nur die Realitätsferne dieses zu Recht geschlagenen und Gott sei Dank, nur noch wenige Tage Lebenden, an die Realitätsferne anderer, ihm folgender Ideologen.

Sam Lowry / 15.04.2023

Mir wäre es deutlich lieber, wenn Deutsche die “Gefahr” der Atomkraft kontrollieren, und nicht irgendwelche Ukrainer in einem Kriegsgebiet. Was redet Habeck da eigentlich für einen Müll? Tschernobyl hat doch hinlänglich gezeigt, wozu die “fähig” sind. Der nächste GAU steht da schon lange vor der Tür…

Werner Liebisch / 15.04.2023

Gestern Ankümdigung vom Versorger, dass ab Juni die kWh um 20 Cent teurer wird. Das mache ich doch sehr gerne, dafür, dass ich im besten Deutschland aller Zeiten leben kann…

Gus Schiller / 15.04.2023

Atomkraft abgehakt. Vebrennermotor, Öl-, Gasheizung angezählt. Verbot von Milchwirtschaft und Tierzucht sowie Moorvernässung in Planung. Weitere Impfungen und Lockdowns Vision für die Zukunft. Läuft für Doofland. Was werden dann unsere gut integrierten Goldstücke machen??

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