Manfred Haferburg / 11.04.2023 / 09:03 / Foto: Achgut.com / 59 / Seite ausdrucken

Haferburgs großer Kernkraft-Countdown (11)

Noch 5 Tage Kernkraft in Deutschland: Die schwarzen Kernenergieunterstützer – Ökonomie und Physik neu erfunden. Unser Autor Manfred Haferburg nimmt auf seine Weise Abschied.

Die Landesgruppe der CSU fordert in einem Papier, Deutschland müsse die Energieversorgung sicherstellen: „weg von ideologischen Debatten über vermeintliche Moralenergien und hin zu einer Stärkung echter Vernunftenergien, um Blackouts zu verhindern und den Greenout in Deutschland zu beenden“.

Da bedarf es einiger Begriffserklärungen. 

Moralenergie wird in Klimawattstunden gemessen und besteht zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie ohne Spuren von Kohle, Gas, Öl und Kernkraft. Moralenergie kann von Windrädern und Solarpaneelen ohne Rechnung erzeugt werden und auch verlorengehen, wenn Kernkraftwerke das Netz verstopfen. Für Moralenergie gelten die Hauptsätze der Wärmelehre nicht.

Vernunftenergie kommt aus Bayern, darf keine Spuren von Denkverboten enthalten und wird auf einem neu zu erfindenden CSU-Bundesenergieforschungscampus erfunden. Es scheint sogar echte und unechte Vernunftenergien zu geben. „Sie besteht aus einem Mix aus erneuerbaren Energien, neuen Energiequellen wie Wasserstoff (die Quellen müssen noch gefunden werden), der Erschließung heimischer Gasvorkommen (nicht in Bayern, am besten in anderen Erdteilen) und neuer Forschung an der Weiterentwicklung der Kernenergie in beiden Bereichen, der Kernspaltung und der Kernfusion“, sagte CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt. „Dafür wollen wir einen neuen Bundesenergieforschungscampus einrichten für Spitzenforschung ohne Denkverbote.“ Hurra, endlich will mal jemand die Bundesenergie ohne Denkverbote erforschen. Dann steht ein CSU-Durchbruch bei der Kernfusion unmittelbar bevor.

Wieder mit den irren Sozen in die Koalition 

Sogar ein neues Atomkraftwerk soll gebaut werden. Na ja, kein richtiges. Sondern in erster Linie zu Forschungszwecken – also nicht zur Stromerzeugung. Da sieht man’s: Christsoziale Energiepolitik funktioniert voll ohne Denkverbote.

Blackouts ist die Mehrzahl von Blackout – aus dem Englischen – zu Deutsch: „Schwarz aus“ und steht umgangssprachlich für komplette landesweite Stromausfälle. Blackouts müssen verhindert werden – wo kämen wir denn hin, wenn es mit den Schwarzen in Deutschland aus wäre. Das kann nach dem neuen Wahlrecht aber leicht passieren, nämlich dann, wenn die CSU bundesweit unter fünf Prozent bleibt. Da nützen ihr auch 40 Direktmandate nicht. Merz kichert schon.

Blackout steht aber auch für Gedächtnisverlust – insofern hat die CSU schon einen Blackout – nämlich ganz vergessen, dass die CDU/CSU unter Kanzlerin Merkel es war, die den Kernenergie-Salto rückwärts in den Kernenergieausstieg vollzog. Nichts ist vergessen: 16 Minuten standing ovations für Merkel – auch von der CSU.

Greenout ist die Einzahl von Greenouts – aus dem Englischen – zu Deutsch: „Grün aus“ und meint umgangssprachlich einen Kater nach einer Cannabisüberdosis. Das scheint ein deutsches Phänomen zu sein, da der Greenout laut CSU in Deutschland beendet werden muss. Vielleicht aber meint die CSU, dass Greenout ein Abfallen der Grünen in der Wählergunst unter die 5-Prozent-Klausel bedeutet, und hat Sorge, dass ihr der künftige Koalitionspartner wegbricht. Dann müssten sie wieder mit den irren Sozen in die Koalition. Lauterbach und Faeser würden weiterhin Minister bleiben und Scholz würde Vizekanzler. 

Saurer Wein in Turbo-Schläuchen

Die CSU will mit „Turbo-Genehmigungsverfahren“ die Ausbauziele von neuen Anlagen für „Wasserkraft, Fotovoltaik, Windenergie, Geothermie und Bioenergie in einer noch höheren Geschwindigkeit erreichen“. Das ist zu großen Teilen abgeschriebener Unfug vom CDU/CSU „Energiewende-Turbo“ aus dem Laschet-Wahlkampf des August 2021. Es lohnt, sich das peinliche Gestammel des Turbo-Dreamteams im Video der Pressekonferenz (Link)* anzutun. Kabarett pur – sinkende Strompreise, wirre Ausbauziele und das ständige Verwechseln von Leistung und Arbeit beim Jonglieren mit Megawatt und Terawattstunden.

Und wie will die CSU nun den schon vor zwei Jahren gescheiterten Turbo neu zünden? Natürlich mit dem Geld der Steuerzahler: neue Superabschreibungen und einem Bonus von 20 Prozent der Investitionskosten als Zuschussförderung für Sonnenkönige, Windfürsten und Hedgefonds. 

Und dann hat die CSU noch eine zündende Idee: „Mit südeuropäischen und nordafrikanischen (neudeutsch: westasiatischen) Ländern könnte durch Terminals an Mittelmeerhäfen und Pipelines über die Alpen die „Voraussetzung für den Aufbau einer eigenen Wasserstoffproduktion“ entstehen. Leider hatte der Genosse Greenout Habeck diese Schnapsidee schon lange vor ihnen.

Vernunftenergie und die Ideen der CSU – das ist so schwachsinnig, das kannst du dir nicht ausdenken.

 

* Anmerkung der Redaktion: Der Link funktioniert nicht mehr, das Video wurde offenbar entfernt.

Foto: Achgut.com

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Leserpost

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D. Schmidt / 11.04.2023

Immer öfter liest man nun auf der letzten Meile, auch bei den MSM, von der „tollen“ Idee, die letzten KKWs abzuschalten. Als ob das Thema erst vor 1 Woche aus dem Hut gezaubert wurde. Ihr habt es alle versaut und verpennt. Soviel mal dazu. Ansonsten hoffe ich dringend, dass danach dann möglichst zeitnah wirklich der Strom in D. öfter mal ausfällt. Wäre das dann nicht der Fall, würden die Grünen noch mehr triumphieren, wie toll ihre Idee doch war. Also lasst den Blackout endlich kommen. Wir brauchen wenigstens Beweise für das dumme Agieren.

A. Ostrovsky / 11.04.2023

@finn waidjuk : “O.K., Herr @Ostrowsky, trotz der immensen Schwierigkeiten bei der Uranförderung,” Wir haben beide noch nicht versucht, Brennstäbe zu kaufen, sonst hätten wir sicher massive Schwierigkeiten mit dem Staat. Das ist ein Unterschied zum Kauf von 50 Liter Diesel an der Tankstelle. Der Markt ist nicht so transparent beim Uran und es gibt auch noch keine App, die die aktuellen Preise anzeigt, im Gegensatz zu Diesel und E10. Deshalb sind alle Vermutungen, wer etwas verkauft und zu welchen Bedingungen bei uns beiden eher von akademischem Wert. Und die “Schwierigkeiten bei der Uranförderung” sind keine Schwierigkeiten, sondern das ist der ganz normale Vorgang in einer hochkomplexen Technologie. Der zeitaufwendigste Teil ist sicher die Anreicherung. Vor allem ist das seit 70 Jahren praktisch unverändert. Es ist keine Hochtechnologie im Ganzen, die ersten Schritte können sogar die Nigerianer nach einer halbtägigen Einweisung.. Ob Ihre Zahlen stimmen, weiß ich nicht. Kanada hat z.B. nach 2018 (Ihre Zahlen) die Förderung massiv reduziert, weil der Preis zu niedrig ist. Man muss aber vom Ist-Stand ausgehen. Und dass die Chinesen alles wegkaufen glaube ich nicht, sonst wäre der Preis nicht so niedrig. Sicher hätte man vor drei Jahren oder auch noch vor zwei Jahren neue Brennstäbe bestellen können. Damals hätte die Regierung Merkel garantiert bei den Russen bestellt. Aber kurzfristig geht da nichts. Der Drops ist gelutscht und sicher schon vor dem Amtsantritt der aktuellen Krisen-Chaoten-Regierung Scholzschen Typus. Aber das Gesamtbild stimmt nicht. Wir wollen aus moralischen Gründen von Russland kein Erdgas und kein Öl, kaufen aber bei den windigsten Diktaturen. Beim Uran interessiert sich niemand für die extremen Umweltschäden. aber wir sparen CO2, weil wir so moralisch sind. Das ist einfach ideologischer Schwachsinn. Und wenn wir genug Erdgas hätten. würden nur noch die ganz Hartgesottenen wegen den KKWs heulen. Die gibt es auch, besonders auf der Achse.

Reinhold Schmidt / 11.04.2023

Könnte man nicht Samstag den 15.04.23 zum AKW-Gedenktag erklären und aus diesem Anlaß, sagen wir um 20:00 Uhr alle im Haushalt verfügbaren Elektrogeräte, Herdplatten, Backofen, Fön, Mixer, komplette Beleuchtung, Waschmaschine, Spülmaschine, alles was geladen werden muß an die Steckdose usw. usw.. für eine Stunde laufen lassen um damit der auf der ganzen Welt einmaligen, erfolgreichen, absolut unfehlbaren deutschen Energiepolitik zu huldigen? Könnte doch vielleicht interessant werden.

Patrick Meiser / 11.04.2023

“Lese gerade in der WELT, nach dem grünen Eiskugel-Lügner kommt eine neue grüne Lügnerin an: Die ehem. Spülhilfe “rechnet” (kann die das?) “mit sinkenden Strompreisen nach Atomausstieg”.@ ArnoldBalzer - Sie und meine Wenigkeit, wir verstehen deren Gedankengänge einfach nicht, weil uns beiden dafür vermutl. ein paar Mio. zusätzlicher Hirn(ver-)windungen fehlen. Kürzlich hat ja auch die Großmeisterin im Rechnen, ihres Zeichens Außenministerdarstellerin, ernsthaft behauptet, daß man davon ausgehen soll, daß die Lkw-Maut von vielen Speditionen nicht an die Endkunden weiterbelastet werden. Die Speditionen, die diese Kosten selbst tragen, haben sogar lt. Baerbock einen Wettbewerbsvorteil…........eine “glasklare Logik”, die Sie und ich und viele andere nur einfach nicht verstehen. Bestimmt beeidruckt Baerbock auch demnächst Xi Jinping mit ihrem reichhaltigen Wissen - wir werden es bald zu lesen und hören bekommen.

giesemann gerhard / 11.04.2023

Un petit mot zu FR: Häuptling “Warme Pumpe” und der Eismann Trittin: Ich denke, die glauben wirklich, was sie so daher reden. Hier greift Hanlon’s Razor. Deshalb müssen wir gegen halten, bei so viel Dummheit, es geht nicht anders. Derweil heizen die Franzosen direkt mit billigem Atomstrom, ohne umständlich Wärmepumpen damit zu betreiben. Ob Häuptling „Warme Pumpe“ das wohl weiß? Klimaanlagen allerdings, die betreiben sie dann doch mit Atomstrom. Boff. Und bei Westwind sind die gebauten AKW in der UA sicher, bei Ostwind die französischen. Je nach Standpunkt, wir müssen da flexibel sein. Sagt der Häuptling WP.

giesemann gerhard / 11.04.2023

@A. Hanke: Stimmt, weil sie hat erkannt: Kohlestrom ist billiger ... . Als alles andere. Und das CO2 lässt sich prima recyceln - habe ich den Grünen schon vor Jahren gesteckt. Ob sie inzwischen anbeißen?

giesemann gerhard / 11.04.2023

@Joachim K.: Nach Deniz Yücel sollten FR und PO eh eine gemeinsame Grenze haben, längs durch den Rübenacker. München soll dann zu Polen gehören, weil die Polinnen sind einfach unschlagbar. So ist mein letzter Wille, Amen.

Arnold Balzer / 11.04.2023

@ A. Ostrovsky: Ich versteh Ihre Aufregung nicht und auch nicht, was Sie mit Ihren Brocken unzusammenhängender Fakten eigentlich sagen wollen, insbesondere mit dem, was Sie Herrn Luhmann andichten. Auch Ihr Hinweis darauf, dass Framatome das für die ausgelieferten Brennstäbe verwendete Uran nicht aus eignenen Quellen gewinnt, ist schlicht albern: Genausowenig wie das in zahlreichen Lagerstätten vorhandene, aber *nicht geförderte* Uran irrelevant für die Versorgung von KKWs ist, genausowenig relevant ist, woher das *geförderte* Uranerz kommt, das Framatome oder andere Brennstab-Lieferanten an KKWs ausliefern.  Was soll Ihr Hinweis, dass die Kasachen 30% des weltweit geförderten Urans liefern? Und die anderen 70%?  Nach Zahlen von 2020, wie sie die BGR auf ihrer Webseite ausweist, liefert KZ etwa soviel U wie die nächsten 4 Förderländer, der Rest liefert fast halb soviel wie KZ. Insofern seh ich keine einseitige Abhängigkeit von wenigen Förderländern für solche Staaten, die KKWs betreiben. Das “Argument” unseres naturwissenschaftlich insolventen Ministers, dass in von Framatome bezogenen Brennstäben böses Uran aus Putins Reich stecken könnte, und u. a. deshalb Kernenergie in DE abzulehnen sei, ist genauso albern wie sein stammelndes Philosophieren (s. Utube v=Cv3AdTGkYbg) darüber, ob im LNG, das wir kaufen, russische Methanmoleküle stecken. Er versichert, kein Gas oder LNG in RUS zu kaufen, kann aber nicht garantieren, dass ein paar “russische Molekülbestandteile” durchflutschen. (“Molekülbestandteile”! LOL Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen!) Kenntnisbefreit wie der Kerl nunmal ist, sei ihm gesagt, dass die EU 21% mehr LNG aus RUS bezieht als im Jahr zuvor!

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