Hans Ambos, Gastautor / 24.09.2022 / 12:00 / Foto: Archiv / 44 / Seite ausdrucken

Habecks Schummel-Wasserstoff aus VAE

Von Hans Ambos.

Angeblich sei die erste Wasserstoff-Testlieferung aus den Vereinigten Arabischen Emiraten im Hamburger Hafen angekommen – da lohnt sich ein genauer Blick auf die Meldung aus Robert Habecks Ministerium.

„Erste Wasserstofflieferung aus den Vereinigten Arabischen Emiraten in Deutschland eingetroffen“, heißt es in einer Pressemitteilung des Bundeswirtschaftsministeriums vom 15. September. Doch bereits in der Überschrift steht die erste Unwahrheit: Geliefert wurde nämlich Ammoniak (NH3), und nicht Wasserstoff (H2). Er nennt Ammoniak verschleiernd „Wasserstoffderivat“. In den Vereinigten Arabischen Emiraten kann mit elektrischem Strom vom Kernkraftwerk Barakah in einer Elektrolyse-Anlage aus Wasser (H2O) Wasserstoff erzeugt werden. In einer Dampfreformierungs-Anlage der Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) wird sogenannter Blauer Wasserstoff hergestellt (Erdgaskraftwerk). Im nächsten Umwandlungsschritt wird mit dem Haber-Bosch-Verfahren aus diesem Wasserstoff Ammoniak erzeugt, um ihn transportieren zu können. Nach dem Schiffstransport nach Deutschland wird durch einen „Cracker“ aus Ammoniak wieder Wasserstoff. Dieser Wasserstoff treibt mittels einer Brennstoffzelle LKWs oder den H2-Zug (Mireo) der Bahn an oder wird zur Herstellung von synthetischen Kraftstoffen, „E-Fuels“, verwendet.

Nach all diesen Umwandlungen und Rückumwandlungen bleibt jedoch kaum noch etwas von der ursprünglichen Energie übrig. Die Gesetze der Physik und Chemie sind leider nicht verhandelbar. Der Wirkungsgrad der Elektrolyse oder der Dampfreformierung beträgt ca. 75 Prozent. Die Haber-Bosch-Ammoniaksynthese hat einen Wirkungsgrad von 60 Prozent, NH3-Kompression und Transport: 85 Prozent, Ammoniak-Cracker: 70 Prozent, H2-Kompression und Transport: 90 Prozent, Brennstoffzelle: 70 Prozent. So erhält man von 100 kWh Strom aus dem Kernkraftwerk lausige 17 kWh Nutzenergie aus der Brennstoffzelle. Es ist fast so wie im Märchen von Hans im Glück. Aus einem Goldklumpen hatte er durch einen Reigen von Tauschgeschäften am Schluss einen Wetzstein.

Unfassbar teuer

Das Wasserstoffprojekt der Energiewende ist zudem unfassbar teuer: Eine CO2-frei erzeugte kWh vom KKW Barakah (oder deutschen KKWs) kostet ca. drei Cent. In Deutschland kostet dieser Wasserstoff ca. 90 ct/kWh. Zum Vergleich: Wasserstoff aus Erdgas kostet zurzeit min. 25 ct/kWh. Durch Förderprojekte und Subventionen wird der Preis künstlich niedrig gehalten. Habeck spricht vom Aufbau einer Wasserstoffwertschöpfungskette und hätte gerne grünen Wasserstoff aus den VAE. Den gibt es aber nicht, weil es dort keine Windkraftanlagen und nur wenige Photovoltaikanlagen gibt. Der Anteil der Erneuerbaren am Strommix beträgt dort nur drei Prozent (2021).

Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums kann man Ammoniak auch auf der Basis von sogenanntem Blauen Wasserstoff herstellen: Von Blauem Wasserstoff ist die Rede, wenn bei der konventionellen Herstellung von Wasserstoff mittels Dampfreformierung das dabei freiwerdende CO2 abgeschieden und gespeichert wird (Carbon Capture and Storage, kurz CCS). Dieses Verfahren hat der Minister Habeck allerdings in Deutschland verboten! Alternativ zum Ammoniaktransport lässt sich auch flüssiger Wasserstoff transportieren. Dafür sind Temperaturen von unter minus 230°C nötig. Das ist mit sehr viel Aufwand und sehr hohen Kosten verbunden und stellt hohe Anforderungen an die verwendeten Materialien. Faustformel: In die Verflüssigung von Wasserstoff müssen ca. 40 Prozent des Energiegehaltes des Wasserstoffes reingesteckt werden. Je länger die Strecke bzw. Speicherdauer, desto höher wird aber leider der Verlust an Energie.

 

Hans Ambos hat als Leiter des Radiochemielabors des Kernkraftwerkes Biblis und als Strahlenschutzbeauftragter einer Schweizer Firma gearbeitet. Seit 15 Jahren ist er freiberuflicher Dozent im Bereich Strahlenschutz und Kerntechnik.

Foto: Archiv

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Leserpost

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Wolfgang Richter / 24.09.2022

Derartigen RegierendenUnsinn ist “man” ja inzwischen gewöhnt. Für mich immer wieder erstaunlich, daß sich die HofberichterstatterMedialen an derartiger Verars…... des Souveräns beteiligen und dies nicht den Politverantwortlichen um die Ohren hauen. Ein weiteres Beispiel, warum der erkennbar Verhaltens und Argumentations auffällige Klabautermann nicht geschasst wird. Er ist unter Gleichen.

Dr Stefan Lehnhoff / 24.09.2022

Es scheint auch viel mehr Sonne dort. Ich schlage vor, das Sonnenlicht in Säcken hierher zu transportieren , dann besiegen wir die Dunkelflaute. Das hat schon in Schilda super funktioniert.

S. Malm / 24.09.2022

Es ist völlig egal, wie miserabel der Wirkungsgrad bei “grünem” oder wie auch immer farbigen Wasserstoff ist. Der ÖRR und die MSM werden einfach wie bisher das Blaue vom Himmel herab lügen und der Deutsche Michel wird es zufrieden sein!

Markus Viktor / 24.09.2022

Professor Thess, Energiewissenschaftler und Mitinitiator der hier am 16.09.22 von Frau Heinisch vorgestellten Petition für die Aufhebung des Atomausstiegs-Paragraphen, der künftig eine zunehmende Vielfalt an Energieversorgungstechnologien mit Wasserstoff als wichtigem Baustein erwartet, in einem Interview im Spezialheft “Wasserstoff” von Bild der Wissenschaft: “ich halte es für kein Problem, wenn Deutschland einen großen Teil seiner Energieträger importieren muss. Dem Import muss allerdings ein angemessener Gegenwert gegenüberstehen. Und da bin ich mir angesichts unseres heutigen Bildungswesens nicht ganz so sicher.”

W. Renner / 24.09.2022

Steht in der Pressemitteilung auch, wann das erste Ammoniak-Kraftwerk mit dieser gigantischen Energiemenge die DDR 2.0 zum Glanze erleuchten lässt? Oder sollte hier nur bewiesen werden, dass der Scheich, neben seiner Yacht, zumindest im Besitz eines kleines Gasschiffes ist? Dennoch unterstützen meine Frau und ich Habecks genialen Plan mit einem genau so nachhaltigen Plan. Seit August füllen wir Strom in Flaschen ab. Und da auf die Flaschen Pfand erhoben wird, ist der Strom darin sogar erneuerbar.

Dipl.-Chem.Ing M.Brüggemann / 24.09.2022

Ja die Grünen haben halt im Chemie und Physikunterricht nicht aufgepasst.

PALLA Manfred / 24.09.2022

+ + + Werter Autor et al. - die “Deutsche Energie-Wende” hat ausschliesslich mit der “Deutschen Einheit” (1990) und den SiegerMächten (WK II) zu tun - geschenkt wurde “SIE” den Deutschen nicht !?! - folglich KERN-Kraft aus FRANCE (GrundLast) und “Gerd”-GAS aus OST (plus USA-LNG) für GuD-KraftWerke, zur Stützung des “taumelnden” LUFT- und LICHT-Stroms !!! + + + und zum E N D E des “Zeh-Oh-Zwei-SpurenGas- und PflanzenNahrungs-KRISEN-K L A M A U Ks” gern auf der Seite “greenhousedefect.com” unter “Contrails . . . ” (mit spez. Post von Mir) weiter-“studieren” ;-)

Carsten Bertram / 24.09.2022

Das entspricht eins zu eins den Wunderwaffen des dritten Reiches. Der Endsieg ist nah, ich spüre es förmlich !

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