Das gestrige Sonntagsinterview des ZDF ist eine nähere Analyse wert, denn es ist bezeichnend für das Ausmaß an Geschichtsvergessenheit in unserer Gesellschaft. In den letzten Monaten gab es immer mal wieder Erschrecken über die Ergebnisse einer Studie des Forschungsverbundes SED-Staat der FU Berlin, die belegt, dass die Schüler unseres Landes nicht darüber informiert sind, dass es sich bei der DDR um eine Diktatur gehandelt hat. Wenn aber ein hoch dotierter Journalist des ZDF und sein Team nicht weiß, dass es sich bei der PDS und der Linken nicht um Neugründungen, sondern um die Fortsetzung der Staatspartei der DDR,SED handelt, muss man sich über die Ahnungslosigkeit unserer Schüler nicht wundern. Von einem Öffentlich-Rechtlichen Sender muss man verlangen, dass er seine Zuschauer wahrheitsgemäß informiert und keine Geschichtslegenden verbreitet. Es ist etwas grundlegend anderes, ob eine frische, unbelastete linke Partei sich anschickt, nach der nächsten Wahl im Bund mitzuregieren, oder ob es die bereits gescheiterte alte Staatspartei der DDR ist, die ausgerechnet im Jahr zwanzig nach ihrer erfolgreichen Ablösung wieder an die Macht strebt. Gysi ist ganz deutlich in der Formulierung der machtpolitischen Ambitionen seiner Partei. Er will die Wahl des Bundespräsidenten im Mai nächsten Jahres als Auftakt für die Regierungsbeteiligung im Bund sehen. . Wenn wir jetzt, das sage ich jetzt mal, uns bei der Wahl einheitlich verhielten mit der SPD und den Grünen und 2009 nach der Bundestagswahl passiert zwischen den drei Parteien gar nichts, dann wäre das so eine Art Vortäuschung, an der ich mich nicht gerne beteilige…Das habe ich auch der Kandidatin so offen gesagt.“ Damit es niemand überliest, hat die Redaktion diese Stelle mit einer Hervorhebung versehen.
Durch die Ausweitung der öffentlich-rechtlichen Aktivitäten ins Internet, steht das Interview heute im Netz und wird im Archiv zugänglich sein. Damit wird der Geschichtslegende der SED und ihrem neuen Machtanspruch gleichsam der Ritterschlag verpasst. Kein Wunder, dass Gysi vor Selbstbewusstsein nur so strotzt. Die ZDF- Bearbeitung seines Interviews ist von kaum zu übertreffender Servilität. Das der Vorsitzende einer Bundestagsfraktion seine Verachtung gegenüber dem Parlament kund gibt , die Bundesbeauftragte für die Stasiunterlagen nur mit „die“ oder „sie“betitelt, ist keine Hervorhebungen wert. Seine unwahre Behauptung, „die Behörde“(der Bundesbeauftragten) vertrete eine andere Auffassung als ihre Chefin, wird stehen gelassen, als wäre Gysis Desinformation eine Tatsache. Mit Grundverorgung der Gebührenzahler mit objektiver Information hat das nichts zu tun