Die Geschichte von Dr. Gysi und der PDS ist m. E. unter folgendem Gesichtspunkt herausragend. Bekannt wurde er, mir jedenfalls als damaligen U20 Wessi, als Möchtegern-Reichsverweser. In Erinnerung ist mir ein Fernsehinterview, indem der neue Partei-Hoffnungsträger den Aufbau eines „Verfassungsschutzes“ für die noch existierende DDR postulierte. Bürgerkomittees, kommunistisch auch Konterrevolutionäre genannt, hatten gerade erst einige Unterdrückungszentralen der Staatssicherheit besetzt, um u. a. die Aktenvernichtung zu beenden, da versuchte er noch den pluralistischen und weltoffenen Garnicht-Unrechtsstaat zu erhalten. Gysi ist die gelungene Metamorphose der SED im vereinten D zur Bürger- und Menschenrechtspartei gelungen. Der zunächst beoabachtende bundesdeutsche Verfassungsschutz war natürlich Feindbild. Heutzutage ist die SED/PDS/Linke weit gekommen. Es bieten sich ganz neue Möglichkeiten, wenn man mitregiert. Die meisten Menschen, die in der DDR Widerstand geleistet haben sind vergessen. Einige sind „umstritten“, wenn nicht Faschisten, aber Herr Dr. Gysi und diese Partei sind nun vertrauenswürdige Advokaten für Frieden und soziale Gerechtigkeit. Das ist leider eine unglaublich erfolgreiche Leistung. Bedauerlicherweise habe ich nur ein paar tausend Zeichen. Meinen ausführlichen Vortrag werde ich 2099 an die Henryk M. Broder Stiftung senden.
Nur weil er das “Gardemaass” von 1,50m hat ist er noch lange nicht Napoleon
Da hat der Genosse Gysi doch zu viel Sozialismusvertrauen gehabt, als er seine Doktorarbeit verfasste. Dabei wäre es doch ein Einfaches gewesen über die „Unvollkommenheit des kapitalistischen Rechts im ...“ (hier wäre er sicher clever genug gewesen, die optimale Fortsetzung zu finden) zu referieren. Und nach der Schnitzlerschen leider total unwissenschaftlichen Methode hätte er bestimmt hinreichend viele Einzelbeispiele gefunden, die das beweisen, was nicht zu beweisen geht aber wahnsinnig gut klingt. So muss er sich leider heute immer noch des geschossenen Eigentores erwehren. Aber zurück zur Realität: Glaubt er immer noch, dass eine Terrororganisation wie die Hamas plötzlich friedlich wird, wenn man versucht, ihr entgegen zu kommen, zumal sie ja weiter an ihrer Maximalforderung festhält. Und ob sich in der Zukunft aus Gaza jemals ein Hongkong entwickeln wird hinsichtlich wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit bei einer sehr hohen Bevölkerungsdichte ist mehr als fraglich.
Die Linken sind und bleiben halt die Vorzeige-Antisemiten ! Man denke da an Groth und Höger, die offensichtlich gerne mit der Hamas die “Juden ins Meer” getrieben hätten. Gregor Gysi macht da nur konsequenterweise weiter mit seiner Hetz-Rede. Er hätte seine um 2 Minuten überzogene Redezeit dafür nutzen sollen, dem hohen Haus Zeugnis darüber abzulegen, wo er die verschwundenen Millionen der SED seinerzeit gebunkert hat !
Ich komme nicht umhin, Herrn Broder zuzustimmen. Gregor Gysi ist ein, wenn nicht sogar das prominenteste Beispiel eines Wendehalses, der sich nach 1989 elegant an die neuen Verhältnisse angepasst hat. Er ist charmant, hat Esprit und Wortwitz, kann sich gewählt ausdrücken, bleibt aber am Ende der Schwätzer, der er immer war, einer der zweifellos anpassungsfähigsten Charaktere, die in jeder Gesellschaft vorne mitschwimmen ohne den Ansprüchen, die sie vor sich hertragen, jemals auch nur ansatzweise gerecht zu werden. Auseinandersetzung mit der eigenen Vita, gar der kritischen Art, Fehlanzeige. Ein Herr Gysi hätte auch im 3. Reich Karriere gemacht, um diese nach 1945 in der Bundesrepublik nahtlos fortzusetzen, wie viele der alten Genossen, die sich heutzutage im Berliner Establishment staatstragend geben und Abweichler als ‘Nazis’ diffamieren. Gelernt ist halt gelernt.
Herr Broder, könnte es sein, dass Sie den Doktor nicht mögen? Ich frag’ mal so ins Blaue ...
Als ob sich die “2-Staaten-Lösung” nicht schon mit der Gründung des Königreichs Jordanien in Ost-Palästina erledigt hätte. Zur Erinnerung: 1918 ging das “Mandatsgebiet Palästina” vom Mittelmeer bis zum Irak. Der *größere* Teil davon ist längst ein “palästinensisch-arabischer” Staat. Ein Staat, der mehrmals gegen Israel Krieg geführt hat, der zwischenzeitlich das Westjordanland (Judäa & Samarie) annektiert hatte, und der nach einen verlorenen Krieg gegen Israel in einem Friedensvertrag alle Gebietsansprüche westlich des Jordans aufgegeben hat. Jetzt wieder einen “Staat für Palästinenser westlich des Jordans” zu fordern, ist genauso doof, wie heute, fast 30 Jahre nach der Wiedervereinigung, einen “Staat für pommerische und schlesische Deutsche östlich der Oder” zu fordern.
Sehr schöner Artikel bzw saubere Analyse auf WO. Das WO-Abo bleibt aber dennoch gekündigt. Die Achgut-Patenschaft nicht. Zu Gysi wurde alles gesagt. Nur eine Frage - Darf der “Anfangsverdacht bzgl Antisemitismus’ von Gysi auf die Regierungsparteien übertragen werden?
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