Peter Grimm / 30.05.2018 / 12:00 / 13 / Seite ausdrucken

Gute Zahlen, schlechte Zahlen?

Wer sich am Sonntagabend Anne Will anschaute, bekanntlich eines der Flaggschiffe, die unter dem Banner gebührenfinanzierter Qualität auf den Meeren der Meinungsbildung segeln, konnte sehen, wie engagiert die Runde daran arbeitete, den für die Rolle des Bösen und des Buhmannes eingeladenen Alexander Gauland von der AfD als Lügner oder bestenfalls vernagelten Trottel darzustellen.

Es ging einen Moment lang um Abschiebung beziehungsweise die weitgehende Nicht-Abschiebung von Menschen, die sich nicht mehr im Lande aufhalten dürften, aber weiterhin geduldet werden, was mit staatlicher Rundumversorgung einhergeht. Das ist natürlich ein Thema, bei dem die böse, böse AfD populistisch punkten kann, weil keiner verstehen will, warum man beispielsweise gefährlichen Straf- und Gewalttätern, die man als solche erkannt hat, weiterhin ein freies Leben auf Kosten des deutschen Steuerzahlers ermöglichen muss. Erklären kann man das auch keinem, der sich seinen gesunden Menschenverstand bewahrt hat.

Doch bevor nun diese Menschen vom gefährlichen Gauland erreicht werden konnten, hatte der sich anscheinend mit den Zahlen der Ausreisepflichtigen vergaloppiert. Ätsch! Oder besser „Bätschi“, um die Vorsitzende der SPD zu zitieren, auch wenn die an dem Abend nicht mit in der Runde saß.

Jeder Zuschauer nahm am Ende der Sendung den Eindruck mit, der rechte alte Mann habe sich vergaloppiert.

In der „Welt“, auf deren Zahlen sich Gauland in der Diskussion berufen hatte, wird das Geschehen folgendermaßen beschrieben und erklärt:

„„Woher kommen Ihre 600.000?“, fragte Will […]. „Aus der WELT“, sagte Gauland. Ihre Recherchen seien wohl präziser, entgegnete die Moderatorin und sagte: „Wir können uns die Abschiebezahlen kurz mal anschauen, nicht dass sich da irgendwas festsetzt, und die Kollegen der WELT werden das dann sicher auch schnell korrigieren.“

Die Regie ließ nun einen Einspielfilm abfahren, in dem es hieß, in Deutschland lebten aktuell 230.000 Ausreisepflichtige. 170.000 davon hätten eine Duldung, beispielsweise, weil sie in einer Ausbildung steckten, krankgeschrieben seien oder keine Papiere hätten. Das Resümee: „Es bleiben 60.000, die eigentlich abgeschoben werden müssten. Aber im vergangenen Jahr wurden insgesamt nur rund 24.000 Ausreisepflichtige abgeschoben.“

Keine Null zu viel

Da hat der Gauland wohl einfach eine Null zu viel sehen wollen und aus 60.000 gleich 600.000 Fälle gemacht, wird sich so mancher Zuschauer gedacht haben. Doch wie Will schon ahnte, kümmerten sich die Kollegen von der Welt nun darum, im Zahlenchaos für Durchblick zu sorgen. Und das Bild ist ein etwas anderes als das von Anne Will:

„Tatsächlich gerieten in dieser Diskussion die Bezüge durcheinander. Gauland bezog sich offenkundig auf einen WELT-Artikel aus dem März, dem zufolge allein in 2016 und 2017 rund 600.000 Asylanträge abgelehnt wurden. In diesen beiden Jahren wurden nur knapp 50.000 Personen abgeschoben, zudem gab es etwa 80.000 freiwillige oder finanziell geförderte Ausreisen. Demnach bleiben 470.000 abgelehnte Asylbewerber übrig.

Warum aber sind lediglich 230.000 Migranten ausreisepflichtig, wie Will sagte, von denen wiederum nur 60.000 abgeschoben werden könnten? Die Antwort, die die Redakteure der Talkshow in WELT hätten nachlesen können: Rund 90 Prozent der abgelehnten Asylbewerber klagen gegen die Entscheidung.

Zwar gibt es lediglich für nur etwa zwölf Prozent von ihnen einen positiven Richterspruch, aber während ihres Verfahrens sind die Kläger vor Abschiebungen geschützt. […]

Angesichts dessen hat Gauland zunächst weitgehend korrekt darauf hingewiesen, dass 600.000 nicht abgeschoben würden. Denn zu den Zahlen von 2016 und 2017 kommen Antragsteller aus den früheren Jahren und solche aus 2018 hinzu. Doch der AfD-Vorsitzende übertrieb mit der Angabe, dass „die Hälfte“ jener 600.000 „gar keinen Grund“ zur Aussetzung der Abschiebung habe – es sind 230.000, nicht 300.000, also nicht 50, sondern 38 Prozent.“

Mit diesem Blick auf diese Zahlen hätte man aber den bösen Gauland nicht so gut vorführen können. Es gibt eben gute Zahlen und schlechte Zahlen.

Der Beitrag erschien auch hier auf sichtplatz.de

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Leserpost

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Gudrun Meyer / 30.05.2018

Es ist erstaunlich, wieviele aussagekräftige böse Zahlen doch noch an die Öffentlichkeit gelangen. Mehrfach geschönte, aber auch dann noch alarmierende Zahlen über die “Flüchtlings"kriminalität werden sehr oft erst gar nicht veröffentlicht, damit uns Tatsachen erspart bleiben, die unsere Ergebenheit gegenüber der herrschenden GroKo aus Merkel, deren Hofschranzen und vor allem den Medien infragestellen könnten. Man klärt uns weit lieber über den rein gefühlten Charakter der Bedrohung auf, die sich “statistisch nicht halten lasse”, während man besonders uns Frauen anrät, nicht allein, nicht abends und evtl. auch nicht ohne Hijab die Wohnungen zu verlassen. Um die Anzahl ausreisepflichtiger Migranten macht man sich noch viel weniger Gedanken. Kein Mensch ist illegal, weshalb bestimmte Menschen, nämlich illega - ,äh, unregistrierte Invasor -, äh, Schutzsuchende auch nicht illegal handeln können, ob es nun um eine ungesetzliche Einreise oder um ein bisschen Raubüberfall, Vergewaltigung, kulturell bereicherndes Herummessern oder sonstwas geht. Im übrigen ist Gauland so bäh-bäh, dass es auch dann zu einer vollautomatischen “Widerlegung” seiner bösen Zahlen gekommen wäre, wenn er von nur 60 000 ausreisepflichtigen Opfern des Rassismus/ Faschismus/ der dt.Gesellschaft/ der AfD gesprochen hätte.

Isabelle Nolte / 30.05.2018

Es war doch schon im irgend klar, daß Herr Gauland nur eingeladen wurde , um ihn vorzuführen!  Anne Will gehört wie ihre Kollegen Illner,Plasberg,Kleber,Miosga usw. der Merkel Propagandamaschine an! Eine vernünftige Debatte wird schon allein durch die Auswahl der Gäste verhindert!  Wenn aber KGE ihren geistigen Dünnschiss absondert, schnurrt Fr. Will wie ein Kätzchen!  Ein Schelm macht sich da vieleicht seine eigenen Gedanken dazu!.......

Sabine Schönfelder / 30.05.2018

Was wissen wir genau aus unseren Qualitätsmedien? SPD und CDU befürworten Migration und etablieren verschiedene rechtliche und kulturelle Wertesysteme in unsere Gesellschaft, die inhaltlich weit entfernt von unseren durch die Aufklärung erreichten Standards liegen. Die Grünen bilden den Antrieb dieser Politik und sitzen zusammen mit den Linken imaginär mit auf der Regierungsbank. Die FDP hat sich gerade von ihrer medialen Hinrichtung erholt und hat nicht die Chuzpe sich offensichtlich gegen Gutmenschpolitik zu positionieren. Der Bremer Asylskandal offenbart wie lange kriminelle Machenschaften im richtigen Zeitgeist unentdeckt bleiben. Es fragt sich bei der Auflösung des Betrugs wer mehr zu befürchten hat, die Täter oder die Aufklärer. Es gibt nur die AFD, die für wirklich kontrollierte Einwanderung steht. Die Heftigkeit mit der diese Partei bekämpft und skandalisiert wird nährt den Veedacht, daß hinter der Fassade der Altparteien einiges im Argen liegen muß. Wir wissen mit der AFD nicht was auf uns zukommt, aber wir wissen von den Altparteien nach jahrelanger Regierungsarbeit genau was wir nicht mehr wollen. Das Problem ist n i c h t die AFD, sondern die Altparteien, die die Probleme nicht offen ansprechen und denjenigen heimsuchen, der sich damit nicht zufrieden gibt, sondern nachfragt und den Finger in die Wunde legt.

U. Unger / 30.05.2018

Hallo Herr Grimm, neues Stichwort InquiProp, ausgeschrieben Inquisitions- Propaganda. Fernsehen und Radio sind nur die berühmte Spitze des Berges. Am Fuße tummeln sich Amtsstuben, Erwachsenenverwahranstalten, abgelegene Orte etc. pp. dies sollte allen Demokraten historisch bekannt sein und Sorge bereiten.

Jürgen Althoff / 30.05.2018

Die Merkel-hörige Frau Will kann es also bezüglich fake-News mit der SED-geschulten Linken Frau Illner aufnehmen.

Nico Schmidt / 30.05.2018

Sehr geehrter Herr Grimm, es wurde doch wieder Alle gegen Gauland gespielt. Es ging gar nicht um Zahlen. Was Böse ist, muß weg. meinen Sie, die gute Anne wird Ihre Zahlen zu einer Richtigstellung/Klarstellung verwenden? MfG Nico Schmidt

Frank Stricker / 30.05.2018

Es sei nochmal kurz darauf hingewiesen , dass auch Anne Will aktiv bei der strunzdoofen Aktion “Gesicht Zeigen” mitmacht. Es ist ihr “unheimlich wichtig”  dass Menschen   unabhängig von Religion , Hautfarbe und Geschlecht gesehen werden. Potz Blitz , wenn man sich links der Mitte aufhält , dann hat Frau Will Verständnis bis der Arzt kommt . Wenn es aber zu kritisch wird , wie bei Herrn Gauland , dann wird die Dame sehr schnell patzig und   läßt ihrer öffentlich-rechtlichen Gesinnung freien Lauf !

Reinhard Schilde / 30.05.2018

In Talkshows, wie die der Merkelschen Hoftrompete Anne Will, wird doch nur heiße Luft verblasen, da geht man als Zuschauer ohne nennenswerten Erkenntnisgewinn raus. Kann man sich also getrost sparen, schade um die Zeit. Und dann ist es ja leider mittlerweile Methode, alles was von der AfD kommt, ob richtig oder falsch, nieder zu machen oder auszubremsen. Man setzt sich mit Gesagtem, sinnvollen Vorschlägen und Forderungen überhaupt nicht ernsthaft auseinander. Die AfD ist der staatlich verordnete Buhmann, das Böse schlechthin, auf das eingedroschen wird um von der eigenen Unfähigkeit, Probleme zu lösen, abzulenken. Es werden sämtliche Register gezogen, diese Partei zu diskreditieren und ins Lächerliche zu ziehen. Ich persönlich bin der Meinung, dass die AfD auch nicht alle Probleme lösen wird und es durchaus grenzwertige Mitglieder in dieser Partei gibt, deren Ansichten und Aussagen ich absolut nicht teile. Und ja, hätten CDUCSUSPDGRÜNELINKEFDP ihre Hausaufgaben in der Vergangenheit richtig gemacht, würde es die AfD mit ziemlicher Sicherheit garnicht geben. Aber “Nun sind sie halt da.” würde die Raute sagen. Demokratisch gewählt von einem Teil des Volkes. Die einzige Opposition im Bundestag, die diesen Namen auch verdient und die restlichen Schlafwagenschaffner ab und an aus ihrer gelebten Lethargie aufscheucht.

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