Unwissenheit schützt nicht vor Strafe. In dem Fall Bürgschaftseinlösung. Wer das Gesetz aushöhlen möchte, macht sich zum Straftäter, das wurde uns schon in der Schule eingebläut. Weder ein Richter, noch ein Staatsanwalt und Rechtsanwalt darf ein Gesetz beugen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß sie es machen würden. Wir haben jetzt eine wirkliche Opposition, die hat mit Sicherheit ein Auge auf dieses brisante Thema geworfen.
Zum russischen Roulette wird das nicht nur in den Fällen der nicht abgeschlossenen Krankenversicherung, sondern in den meisten Fällen auch bereits bei der Bürgschaftsübernahme der laufenden Kosten zum Lebensunterhalt. Der schlechte Bildungsstand sorgt hier für ein solches Risiko. Es gibt nur einen kleinen aber doch erheblichen Unterschied. Das Russische Roulette mit den Bürgschaften ist nicht das klassische mit dem Trommelrevolver, sondern eines mit einer Automatikpistole. Und da sind die Überlebenschancen bekanntlich gering.
Tja, in einem Land, in dem mehrfach und andauernd geltendes Gesetz gebrochen wird kann der gutherzige Bürge leicht mal auf die Idee kommen, es werde sich im Ernstfall einer Bürgschaft übers Gesetz hinweg gesetzt. Dumm nzr, wenn es dann bei Mitleidsbekundungrn in dem darüber berichtenden Gazetten bleibt.
Im Grunde ist die Idee, Bürge zu sein für Flüchtlinge, ein konsequent gutmenschliche. Denn es nimmt zur Kenntnis, dass eben Kosten entstehen, die ansonsten ja Dritte zahlen müssten. Eine Forderung nach einer Willkommenskultur, die von Dritten Zahlungen fordert, einen selbst aber unbehelligt lässt, ist dagegen moralisch bedenklich. Die Häme sollte sich eher an die richten, die eben die Willkommenskultur beförderten und nicht die von ihnen verursachten Kosten beglichen. Die Forderung, die Kosten der Bürgschaftsverpflichtung zu begrenzen und den Bürgen vor dem vollständigen Ruin zu retten, halte ich für nachvollziehbar, bleibt aber strittig. Denn zu recht verweist der Autor auf die aktuelle Rechtslage, und die lässt einen vernünftigen Menschen eben keine echte Wahl, derartigen Verpflichtungen einzugehen. Wer es dennoch macht, muss eben damit rechnen, die Suppe auch auslöffeln zu müssen.
Als meine Mutter für meinen Vater eine Bürgschaft für dessen Geschäft leistete und nach seinem Tod das ganze Ausmaß einer gefälschten Buchführung sowie nicht vorhandener Waren sichtbar wurde, musste sie die Bürgschaft trotz ausgeschlagener Erbschaft mit entsprechendem Zinssatz über Jahre abstottern. Entsprechend arm und trostlos bin ich aufgewachen, da Teile unserer Einrichtung auch noch gepfändet wurden. Nicht umsonst sagt der Volksmund: “Bürgen heißt Würgen”. Das kann heutzutage jeder wissen bzw. in div. einschlägigen Ratgebern nachlesen bevor er solch eine Verpflichtung eingeht. Darum: Mein Mitleid hält sich doch arg in Grenzen.
Nicht gewusst? Sorry, das ist lächerlich. Ich habe selbst schon einige dieser Verpflichtungserklärungen für Verwandte meiner Frau aus Südamerika unterschrieben. Man bekommt die Rechtslage ausführlich von der Behörde erklärt. Insbesondere, dass man eine Krankenversicherung für den Eingeladenen abschließen sollte. Das wäre ja auch noch schöner. Der feine Herr läd sich seine Verwandschaft ein und wir sollen dafür zahlen? Wie dreist ist das denn?
Verstehe ich das richtig? Dieser deutschsyrische Gutmensch hätte seiner Verwandtschaft, die aus begründeter Furcht vor Verfolgung wegen der Rasse, Religion, Nationalität, politischen Überzeugung oder Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe auf der Flucht war, nicht geholfen, wenn er gewusst hätte, dass er und nicht der deutsche Steuerzahler für die Hilfe zahlen müsste? Damit ist ja sowohl fast alles über die tatsächliche Gefährdungslage seiner mittlerweile anerkannten Verwandtschaft als auch über die humanitäre Gesinnung dieses Mannes, der ein Musterexemplar all der anderen Gutmenschen ist, gesagt.
Politische Lösungen? Was meinen Sie damit? Lösungen, die geltendes Recht umgehen oder biegen? Lösungen, die die Lasten der Aufgabe auf andere als die übertragen, die davon profitieren wollten? Lösungen, die dem gesunden Menschenverstand und dem Rechtsempfinden widersprechen? Ja, fürwahr, das sind alles “politische” Lösungen. Wir aber wollen Gerechtigkeit und Rechtskonformität!
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