Gastautor / 15.09.2008 / 23:57 / 0 / Seite ausdrucken

Gunnar Heinsohn: Strategie gegen Deutschlands demographischen und pädagogischen Sinkflug

I. Die Lage
Der demographische GAU tritt ein, wenn die Lebenserwartung steigt, die Geburtenrate abstürzt und die Einwanderung unerheblich ist oder bewusst gebremst wird. Im GAU-Bereich verteidigt den Spitzenrang unangefochten Japan (127 Millionen Einwohner). Dort liegt das Durchschnittsalter bei 44 Jahren (im Jahre 2050 über 56) bei einem Weltdurchschnitt von 27 Jahren oder gar nur 15 in so blutigen Gebieten wie Kongo, Gaza und Uganda. Nur 13 von hundert Japanern sind jünger als fünfzehn, dafür aber 22 (gegen 8 im Weltdurchschnitt) älter als 65. Pro Frauenleben werden 1,22 Kinder geboren und seit 2007 nimmt die Bevölkerung absolut ab. Die arbeitsfähige Bevölkerung, die mit ihren Produkten heute noch den 4. Platz unter den Exporteuren der Welt schafft, soll zwischen 2005 und 2050 von 78 auf 48 Millionen sacken.
Zum demografischen GAU-Bereich gehören aber auch unauffällige Kandidaten wie etwa Jugoslawiens ehemaliges Musterland Slowenien (2 Millionen Einwohner und sinkend). Dort sind ebenfalls nur noch 13 Prozent unter fünfzehn und schon 16 Prozent über 65. Das Durchschnittsalter arbeitet sich an 42 heran und soll 2050 bei japanischen 56 Jahren liegen. Die Frauen schaffen 1,27 Kinder. Keine größere Stadt des Westens schrumpft schneller als das malerische Maribor (vor 1918 das ethnisch-deutsche Marburg an der Drau).
Bisher behauptet niemand, für Japan, Slowenien und ihresgleichen eine Lösung zu kennen. Dabei befinden sich diese Länder nicht einmal in der Sphäre eines Super-GAUs. Der allergrößte anzunehmende demographische Unfall tritt ein, wenn bei steigender Lebenserwartung und abtauchender Geburtenrate eine bildungsferne Masseneinwanderung erfolgt und zugleich heimische Eliten weggehen. In diesem Sektor tummeln sich vor allem westeuropäische Nationen, aber keine kann Deutschland vom letzten Platz verdrängen. In der Berliner Republik sind bald nur noch 13 Prozent der Einwohner unter 15 und schon 20 Prozent über 65. Das heutige Durchschnittsalter nähert sich Japans 44 Jahren. Die ethno-deutschen Frauen haben mit 1,1 Kindern noch weniger Nachwuchs als ihre ostasiatischen Schwestern. Aber alle weiblichen Einwohner zusammen schaffen 1,38 Kinder, weil die 20 Prozent der Migrantinnen 40 Prozent der Babys beisteuern.
Viele Länder ächzen unter noch heftigerem Talenteverlust als Deutschland und haben obendrein geringere Geburtenraten. Ganz vorne in dieser Schicksalsgemeinschaft liegen Russland, Ukraine und Polen – Übergewichtige im Trippelschritt auf Liliputanerbeinen. Insgesamt – mit Ausnahme der von Brüssel, Berlin et al. ausgehaltenen Territorien der Albaner – befinden sich alle Länder östlich der Oder zwischen Estland und Griechenland demografisch im GAU-Bereich. Keiner kennt einen Ausweg aus dem Fiasko dieser – bei Mitzählung von Armenien und Georgien - 22 Staaten. Ihr Großraum stürzt von 215 Millionen Erwerbstätigen im Jahre 2005 auf nur noch 140 Millionen gegen 2050, wobei die Gesamtbevölkerung von 350 auf 240 Millionen schrumpft. Und doch fällt selbst diese vorstehende Prognose zu optimistisch aus. Sie geht nämlich davon aus, dass die beteiligten Bevölkerungen den Sinkflug still mitmachen und nicht – zumindest in ihren tüchtigen und beweglichen Anteilen – rechtzeitig in den demographisch ebenfalls kämpfenden und deshalb massiv anwerbenden Anglo-Raum überwechseln. Allein für das Verlangsamen der Alterung – keineswegs für ihre Umkehr – brauchen Australien, England, Irland, Kanada, Neuseeland und USA pro Jahr 1,7 Millionen skilled immigrants. Das entspricht den 1,7 Millionen Neugeborenen pro Jahr in den fünf Staaten Deutschland, Schweiz, Österreich, Polen und der Ukraine.
Ungeachtet aller Handicaps ist der Kontinent zwischen Stettin und Wladiwostok mangels Budget von einem gewichtigen Nachteil frei, der Deutschland so wuchtig nach unten zieht. Ihm fehlen die Sozialsysteme, in die man einwandern kann, weshalb das beliebte „wir sind tolerant und geben Geld auf die Hand“ so gut wie nie zu hören ist. Hingegen ermöglicht das deutsche Sozialsystem gerade den niedrig Qualifizierten die stärkste Vermehrung. Denn erst über die Betreuung wiederum bildungsferner Kinder erzielen sie akzeptable und obendrein langfristige Einkommen. Die liegen zwar knapp unter dem deutschen Durchschnitt, aber mehrfach über dem der Herkunftsländer.
Seit langem bekannt sind die Ergebnisse der Berliner Immigrationspolitik, deren Rangfolge von (1) EU-Bürgern über (2) Familiennachzug, (3) weltweit Diskriminierte und (4) einheimische Illegale erst ganz zum Schluss (5) Könner für den Arbeitsmarkt berücksichtigt. Der hiesige Durchschnitts-IQ, den ja nicht kümmert, wie weit er vom DNA oder vom Milieu stammt, ist nach der 2007er Rindermann-Tabelle – von einst wohl 102 bis 103 – bereits auf 99 Punkte abgesunken. Wo andere Länder 55 % (USA), 75 % (UK) oder 99 % (Kanada) Qualifizierte unter ihren Einwanderern haben, gelingt Deutschland mit lediglich 5 % etwas so Originelles wie die Dequalifizierungsspirale, in der jüngere Jahrgänge schlechter ausgebildet sind als ältere, obwohl doch die Anforderungen in Zukunft nur steigen können.
Schaffen im Jahre 2000 noch 74,7 Prozent eines deutschen Jahrgangs eine Berufsausbildung oder gar das Abitur, so sind es – trotz erleichterter Hauptschulabschlüsse – im Jahre 2007 nur noch 72,5 Prozent. Der Anteil der Schulversager steigt von 25,3 auf 27,5 Prozent. Während die EU-Zielmarke von 85 Prozent gut Ausgebildeten für innovative Industriestaaten in immer weitere Ferne rückt, berichtet das Magazin Karriere 2007, dass gleichzeitig 87 Prozent der deutschen Hochschulabsolventen vom Leben im Ausland träumen. Dort legen die Anteile der Hochschulabsolventen zwischen 2000 und 2006 von 28 auf 37 Prozent zu. Hingegen bleibt Deutschland mit 18 auf 21 Prozent nahe der Stagnation, die zwischen 1995 und 2005 von einem Rückgang der Bildungsausgaben von 5,4 auf 5,1 Prozent am Inlandsprodukt begleitet wird (OECD September 2008).
Die bald 30 Prozent deutschen Leistungsversager machen vor allem die übrigen 70 Prozent der Schüler nervös. Bisher hat man ihnen nur verraten, dass demnächst 100 Aktive 70 Rentner versorgen müssen, falls es bis 2025 nicht gelingt, jährlich 100.000 – statt der heutigen 500 – Eliteeinwanderer zu gewinnen und zugleich 150.000 tüchtige Auswanderer jährlich in der Heimat zu halten. Scheitern diese Vorhaben, dann müssen 100 Aktive ab 2025 schon 100 Rentner versorgen. Nun finden die tüchtigen Schüler aber heraus, dass womöglich nur 80 Aktive nicht nur 100 Rentner, sondern auch noch 20 Gleichaltrige im Hartz-IV-Archipel finanzieren müssen – und dazu sämtliche Kinder. Nur übermenschliche Heimatliebe kann da die Flucht ins Ausland unterbinden. Und das lockt immer heftiger, weil ja in allen Spitzenländern die demografische Malaise bereits brusthoch steht und niemand sich damit trösten kann, dass Deutschland sie schon Oberkante Unterlippe spürt.
Da in Deutschland Migranten jünger und schlechter qualifiziert sind als Alteingesessene, benötigen sie über viel längere Lebensphasen Unterstützung aus deren Taschen. Durch die daraus erwachsenden Zusatzkosten liegt die deutsche Staatsschuld – bei Einschluss der Rentenansprüche – nicht bei 4,2, sondern bei 5,2 Billionen Euro. Diese Last liefert einen gewichtigen Grund dafür, dass jährlich jene 150.000 Tüchtigen – ob nun ethnodeutsch oder migratorisch– im Ausland ihre Karrieren und Altersversicherungen aufbauen.
Es sind diese 1000 Milliarden Euro – 25.000 Euro Schulden auf jeden der 40 Millionen Erwerbsfähigen in Deutschland – , die beispielsweise Japan sich spart. Sie bewirken im besten Falle, dass gegen 2050 Deutschlands Durchschnittsalter mit 52 vier Jahre unter dem japanischen oder slowenischen liegen soll. Wer hierzulande in sozialpolitische Musterkommunen schaut, wird solche „Jugendlichkeits“-Prognosen gerne glauben. So ist etwa Bremerhaven mit seinen 115.000 Einwohnern eine vergleichsweise junge Stadt, weil bereits 52 Prozent aller Babys direkt in die Hartz-IV-Viertel geboren werden. Das dreimal so menschenreiche Neukölln schafft sogar weltrekordverdächtige 75 Prozent. In Nordrhein-Westfalen – repräsentativ für die gesamte Republik – stellen Migranten erst 25 Prozent der Gesamtbevölkerung, aber schon 65 Prozent der Schulabbrecher. Bereits in jungen Jahren wählen diese Nachkommen ihrerseits junger und bildungsferner Eltern die Elternschaft, weil man sie dafür bezahlt, während sie am Arbeitsmarkt nur unten oder gar nicht unterkommen. Wer das – à la „mehr Einwanderer, die uns nützen, und weniger die uns ausnützen“ – als Schmarotzertum angreift, vergisst, dass doch jedermann staatliche Geldangebote abgreift, solange sie zu seinem Erwartungshorizont passen. Das Angebot ist Schuld und nicht die Hereindrängenden, die es gerührt abgreifen.
Die Wege von Weser, Spree und Rhein werden wohl noch viele Jahre beschritten, weil die deutschen Alten bisher kaum ahnen, dass einmal sie für viele der quirligen Neubürger sorgen müssen – und nicht umgekehrt. Schon jetzt sind 34 Prozent der 7,4 Millionen Bundesdeutschen unter 65 im Hartz-IV-Archipel jünger als 18 Jahre, während es bei den übrigen 58 Millionen unter 65 nur 20 Prozent sind. Solche Probleme der hiesigen Alten kennen die Senioren in Japan nicht. Deshalb geraten sie so gut wie nie in Schlägereien mit zornigen Jünglingen aus der Fremde.
Die deutsche Führung will ihr Megaproblem aus Überalterung, Überschuldung und Entqualifizierung dadurch in den Griff bekommen, dass sie die Prämien für dritte bis sechste Kinder noch einmal erhöht. Die sollen mit diesem Geld klüger gemacht werden. Niemand hat eine Ahnung, ob das funktioniert. Man will die Kleinen bei Sprechbeginn, also ab dem 18. Lebensmonat aus den heimischen Milieus lösen, dann mit hoch eloquenten Deutschsprachigen viele Stunden pro Tag konfrontieren und so nach oben sozialisieren. Noch ist nicht einmal absehbar, ob die etwa 100.000 pädagogischen Spitzenkräfte für die Intelligenzformung von bald fünfzig Prozent der Neugeborenen zu haben sind. Sie müssen schließlich aus der heimischen Elite rekrutiert werden, die besonders intensiv über Auswanderung nachdenkt. Ob dann ihnen gelingt, woran die Lehrkräfte in Anatolien oder Afrika bei der Erziehung unserer Immigranten gescheitert sind, kann man erst gegen 2020 ermitteln, wenn die ersten Absolventen Aufnahmetests für die höheren Schulstufen zu bestehen haben. In jedem Fall spielt die deutsche Bildungspolitik mit dieser gigantischen kognitiven „Umvolkung“ ihren letzten Joker. Wenn der nicht sticht, bleibt am Ende nichts als die Vergeudung von Milliarden für den subtilen Rassismus eines pädagogischen Überlegenheitsdünkels und noch mehr „weniger, älter, dümmer und ärmer.“
Ungeachtet dieser Unwägbarkeiten wird – jenseits der Regierung und ihrer Soziologenteams – leicht verstanden, dass die Zusatzprämien noch mehr dritte bis sechste Kinder im bildungsfernen Sektor hervorbringen. Es muss ja immer ein Kind unter drei da sein, damit die Mütter dem Arbeitsmarkt entkommen können. Von der Leyens Zulagen für dritte und weitere Kinder dürften die Entscheidung gegen elterliche Eigenverantwortung noch profitabler machen. Ein beamtenähnlicher Status als Berufsmutter mit staatlicher Alimentierung bis zum Lebensende muss dann kein mehr Traum bleiben. Schon 2007 leben 2,6 Millionen Kinder von Sozialtransfers, während es im viel ärmeren und überdies abtreibungsfeindlichen Jahr 1965 gerade mal 160.000 waren.

II. Strategie
Gibt es andere Optionen als staatliche Anreize für mehr Bildungsferne? Man könnte sich anschauen, wie vier technologische Spitzennationen, die ob ihrer geringen Geburtenraten eigentlich bald verschwunden sein sollten, dennoch wachsende und zudem besonders intelligente Bevölkerungen aufweisen. Es geht um Singapur (1,08 Kinder pro Frauenleben; Durchschnitts-IQ 107), Hongkong (1,0 Kinder; IQ 106), Taiwan (1,1 Kinder; IQ 108) und Kanada (1,57 Kinder; IQ 102). Diese Territorien mit knapp 70 Millionen Einwohnern sind Pioniere beim demografischen Ausschlachten der Volksrepublik China (1,7 Kinder), das trotz geschlossener Schulen und Lehrerabschlachtungen unter Mao beim IQ immer noch mit 107 glänzt. Die vier Chinaprofiteure ähneln Österreich und der Schweiz, die – wiederum als wenig beachtete „Kleine“ – beim Absaugen der Besten aus Deutschland vorne liegen. Insgesamt gibt es bereits 65 Staaten unterhalb der Nettoreproduktion von 2,1 Kindern pro Frauenleben. Keiner von ihnen kann bei der gegenseitigen Kannibalisierung für Talente nicht mitmachen. Sie können lediglich daran arbeiten, auf der anzapfenden und nicht auf der angezapften Seite zu landen.
China wird in der Tat alt, bevor er reich wird, was seine intelligenten Bewohner so gut verstehen, das schon jetzt eine Million pro Jahr in Länder mit oberen Rängen in der globalen Innovationskonkurrenz streben. Dort können sie noch am ehesten eine eigene Altersversorgung aufbauen. Bei einem Abwandernden auf 1300 Einwohner pro Jahr – gegen einen auf 500 in Deutschland – scheint das ein geringer Aderlass zu sein, aber er wird umso kräftiger, je mehr junge Leute ihre prekäre Lage begreifen. In China mag das schneller gehen als hier, denn beim demografisch fundamentalen Verhältnis zwischen 15-19-jährigen Jungen und 0-4-jährigen Mädchen, die ja allein einmal die Kinder bekommen können, liegen die Asiaten – wegen häufigerer Tötung weiblicher Föten – mit 100:65 sogar noch hinter Deutschland mit 100:71.
Chinas Geburtenlücken und Abwanderungen sorgen dafür, dass sein Durchschnittsalter 2050 bei 51 Jahren liegt. Die Westeuropäer sollen dann mit 49,5 Jahren kaum jünger sein und – selbst bei Maximalerfüllung der Träume von Elitezuwanderern – bei den Arbeitsfähigen von 200 auf 160 Millionen absinken (830 auf 730 Millionen in China). Hingegen wird der US-Konkurrent, der schon heute bald 4 Millionen Chinese Americans beherbergt, im Durchschnitt jünger als 40 sein und seinen Bevölkerungsrückstand auf China um 80 Millionen verringern (1330:300 Millionen 2005 gegen 1370:420 im Jahre 2050). Bei den Arbeitsfähigen werden die USA von 180 auf 230 Millionen zulegen. Nach dem 2008er 20-Millionen-Rückstand auf die 200 Millionen Arbeitsfähigen Westeuropas, die dort Weltmachtsphantasien beflügeln, werden die Amerikaner auf einen Vorsprung von 70 Millionen davon ziehen. Dieses 2050er Verhältnis von 230 (USA) zu 160 Millionen (Westeuropa) mag für die Alte Welt noch viel zu optimistisch aussehen, weil wiederum unterstellt wird, dass ihre Tüchtigsten einfach in der Falle sitzen bleiben und die Einladungen nach Seattle oder Boston ausschlagen. Davonziehen wird Westeuropa lediglich bei der Softpower: 2050 werden hier knapp 100 Millionen Rentner gegen dann 85 Millionen in den USA stehen.
In Kanada (33 Millionen Einwohner) sorgen 1,4 Millionen Chinesen dafür, dass es als erstes Land der Welt bei den Kindern der Zuwanderer mehr Intelligenz misst als beim Nachwuchs der Alteingesessenen. Hätte Deutschland (80 Millionen Einwohner) vergleichbar gehandelt, gäbe es zwischen Rhein und Oder fast 4 Millionen Han. Allein im Ruhrgebiet hätten die ein halbes Dutzend kleine Shanghais aufbauen können. Stattdessen liegen nirgendwo auf der Welt Einwandererkinder beim Schulerfolg so weit unter den einheimischen wie in Deutschland.
Gewiss, auch in Kanada gibt es scheele Blicke auf Fremde. Die weichen aber schnell einem zufriedenen Schmunzeln darüber, dass die einen keineswegs 25.000 Euro kosten, sondern später sogar versorgen werden. Ein preiswerteres und obendrein einträglicheres Mittel gegen Ausländerfeindlichkeit ist schwer vorstellbar. Die kommt nur selten als Rassismus daher, sehr oft aber als Widerstand dagegen, Schulversager ferner Länder versorgen zu müssen. Je leistungsfähiger die Zuwanderer antreten, desto irrelevanter wird ihre Hautfarbe. Nicht Rassismus steuert Kanadas Einwanderungspolitik, ein Art „Intelligenzismus“ aber schon.
Ganz schlecht stehen die ostasiatischen Optionen für Deutschland nicht. An seinen Universitäten besetzen 25.000 Chinesen unter ausländischen Studenten Platz eins. Wer mit dem Pfund einer ‚gelben Erlösung’ allerdings erfolgreich wuchern will, muss den chinesischen Standardtraum von einem späteren Leben in Nordamerika im Auge behalten. So berichten niederländische Kollegen, dass die Technische Hochschule Delft direkt und teuer in China Studenten rekrutiert und dann mit ansehen muss, dass die nach dem Examen oft nicht zu Philips, sondern nach Kalifornien gehen. Auch ein japanischer Griff nach dem chinesischen Rettungsring hätte mit demselben Problem zu kämpfen.
Das Festhalten mehr noch als das Anlocken von Eliten lenkt den Blick auf bisher gänzlich unerprobte Verfahren der Bevölkerungsstabilisierung. Da in besagten 65 Ländern vor allem das zweite – und nicht selten sogar das erste – Kind der Karrierefrauen fehlt, nicht aber das dritte oder gar fünfte der Bildungsfernen, kann man die Steuergelder der Bürger so konzentrieren, dass es Prämien nur noch für ein zweites Kind gibt. Alle Mittel für erste sowie dritte und weitere Kinder würden dabei umgeleitet auf das zweite Kind. Das ergäbe schon aus den heutigen deutschen Budgets eine fast sechsstellige Eurosumme, die – wie Peter Mikolasch bemerkt hat – bei Zwillingsmüttern sogar schon beim ersten Sprössling anfallen.
Eine so fokussierende Sozialpolitik streicht die öffentliche Fürsorge nicht, begrenzt sie allerdings, woraufhin die Schulversager der Welt hier auch nicht mehr ihr Heil suchen. Mit einem derart gezielten Einsatz von Steuergeldern hätte man sogar Kanadiern und Australiern etwas voraus und müsste das auch, wenn man Talente hierher umleiten will. Diese Anglos offerieren ja als einzige Verlockung, dass man – so Alter (unter 44) und Bildung stimmen – herein darf, um die Produktions- und Sozialsysteme der neuen Heimat zu stützen. Die Familienbildung wird vor allem dadurch angereizt, dass man von 100 Einkommen 70 bis 80 und nicht nur 40 bis 60 in der Tasche behält.
Der üppige Betrag für ein zweites Kind könnte sich nebenher auch als Mittel gegen hiesiges Schulversagen erweisen. Da er auch an Bildungsferne ginge, erhielten deren Zöglinge erstmals eine Chance. Daheim müssten sie nur noch mit einem geschwisterlichen Rivalen um die so intelligenzrelevante elterliche Zuwendung konkurrieren. Weitere Konkurrenten gäbe es nicht mehr. Und das würde niemanden schmerzen. Denn anders als bei realen Schulversagern entsteht durch ihr Ungeborensein niemandem ein Schaden. Draußen könnten Migrantenkinder auf ehrliche Integrationsangebote rechnen. Denn man würde nicht mehr skeptisch und lustlos Kümmerungsappellen der Politklasse folgen, sondern angesichts des zu verdienenden Geldes diesen Kindern hochklassige pädagogische Dienste anbieten.

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