Sie haben es getan: Die Kühltürme des bayrischen Atomkraftwerks Gundremmingen wurden heute pünktlich um 12 Uhr gesprengt. In diesem Land fährt zwar kaum ein Zug mehr pünktlich in einen Bahnhof ein, die willkürliche und sinnlose Zerstörung eines Kernkraftwerkes klappt aber immer noch auf die Minute. Es soll keine Umkehr auf dem einsamen und zunehmend verlustreichen Weg zur deutschen Energiewende mehr möglich sein. Deutsch sein, so ließ Richard Wagner dereinst wissen, heißt, eine Sache um ihr selbst willen zu tun.
Das technologische Vorzeigeland Bayern und sein Ministerpräsident Markus Söder ließen die Zerstörung des bis 2021 noch voll funktionsfähigen Kraftwerkes mehr oder weniger tatenlos geschehen – obwohl man noch zu Anfang dieses Jahres gegenteiliges verkündet hatte. Die Hoffnung, jemand könne den Verantwortlichen bei diesem wirtschafts- und energiepolitsch suizidalen Akt noch in den Arm fallen, erwies sich wie so oft als vergeblich. Kein Wunder, dass der bayrische Ministerpräsident, der sonst für jedes Stuntfoto zu haben ist, Gundremmingen am heutigen Tage weiträumig umfuhr. Der Mann lässt sich zwar gerne mit illusionären Lufttaxis abbilden, an einer Konfrontation mit der selbstzerstörerischen Wirklichkeit unserer industriellen und wirtschaftlichen Basis ist er aber offensichtlich nicht interessiert.
Gundremmingen lieferte über viele Jahrzehnte zuverlässig – und ohne dass ein Mensch zu Schaden kam – etwa ein Viertel des Stroms in Bayern. Das Befahren der unfallträchtigen Staatsstraße 2028, die nicht weit vom Kraftwerk entfernt vorbeiläuft, ist jedenfalls deutlich gefährlicher als ein Arbeitsplatz im Kraftwerk.
Diesmal war doch etwas anders
Wie bei solchen Happenings üblich, waren tausende Schaulustige angereist, aber diesmal war doch etwas anders.
Ich hatte dem Kraftwerk am Sonntag vor zwei Wochen einen Abschiedsbesuch abgestattet, unter den Kühltürmen hatten sich da schon Grüppchen von Besuchern eingefunden. "Ich weiß ja nicht, ob das mit der Sprengung wirklich eine gute Idee ist", begann ein junger Mann ein tastendes Gespräch. Der Zweifel an der Sinnhaftigkeit der deutschen Energiepolitik ist im Volk angekommen und nagt an der Erzählung von der Großartigkeit der Energiewende. Es trauen sich aber nur wenige, es laut auszusprechen.
Dank der unabhängigen Online-Medien sind aber eben doch immer mehr Menschen darüber informiert, was solche Aktionen für die Zukunft des Landes bedeuten, nämlich nichts Gutes. Für die großen Medien war die Berichterstattung über den "Rückbau" hingegen eine Gelegenheit, sich mal wieder zu blamieren; besonders gefallen hat mir eine ahnungslos plappernde Moderatorin des bayrischen Rundfunks, die mit ihrem Köpfchen den Blick auf die im Lifestream gerade fallenden Kühltürme zuverlässig versperrte.
Die Türme von Gundremmingen waren ein sichtbares Zeichen für die Vollversorgung der Bewohner dieses Landes, nicht nur was die Lieferung von Strom anbetrifft. Gundremmingen ist eine wohlhabende Gemeinde, die Straßen hübsch gepflastert, die Kirche renoviert, die öffentlichen Gebäude tadellos in Schuss, vor den Häusern Carports mit vielen gepflegten Fahrzeugen der Mittel- und Oberklasse. Und mittendrin der gut besuchte Gasthof Ochsen mit gutbürgerlicher schwäbischer Küche, ein Metzger und ein Dorflädle mit der medial viel gehypten roten "Sprengwurst".
Ein Endlager darf auf keinen Fall gefunden werden
Die Zukunft soll jetzt mit einem "Batteriespeicher" und einem "Gaskraftwerk in Planung" gemeistert werden, mal sehen, was in ein paar Jahren daraus geworden ist. Ansonsten gibt’s noch ein überirdisches Lager für Castoren mit Atommüll, das dringend benötigt wird, um die Atomangst in Deutschland hochzuhalten. Ein Endlager darf auf keinen Fall gefunden, eine Wiederverwertung auf keinen Fall organisiert werden, weil dies dem gemeinen Bürger signalisieren würde, dass dieses Problem gut lösbar ist – außer In Deutschland. Da muss es aus volkspädagogischen Gründen aufrechterhalten werden.
Ansonsten sieht es für die Apologeten des Atomausstiegs jenseits des deutschen Hobbitlandes nicht gut aus. Denn es gibt kein wohlhabendes Land mit geringem Energieverbrauch, die beiden Faktoren korrelieren unmittelbar miteinander. Beispiel: China baut gerade 33 weitere AKWs und plant 43 weitere. Und auch in Europa dreht sich längst der Wind: In Finnland wurde das neue Reaktor-Unit Olkiluoto 3 in Betrieb genommen, In Tschechien ist am Standort Dukovany Nuclear Power Station ein Plan zur Errichtung zweier zusätzlicher Reaktoren mit im Gang, in den Niederlande sind zwei neue Kernkraftwerke geplant, in Belgien wurde der geplante Ausstieg aus der Kernkraft verschoben. Die Europäische Kommission hat angekündigt, dass im EU-Haushalt 2028–2034 „neue oder zusätzliche“ Kernspaltungs-Kapazitäten gefördert werden könnten.
Die Milliardäre Bill Gates (Microsoft), Jeff Bezos (Amazon), and Sam Altman (Open AI) investieren für den sprunghaft ansteigenden Stromverbrauch gewaltige Summen in neue oder zu reaktivierende Kernkraftwerke. Für Gundremmingen ist es wohl zu spät, da mal ein Bewerbunbgsschreiben zu verfassen. Und Markus Söder hat ein schönes Foto verpasst.
Dirk Maxeiner ist einer der Herausgeber von Achgut.com
Lesen Sie zum gleichen Thema das Buch Atomenergie – jetzt aber richtig von Manfred Haferburg und Klaus Humpich aus der Edition-Achgut.

Ich bin recht froh, daß in Deutschland keine Kernkraft mehr betrieben wird. Selbst wenn alles so gut funktionierte, wie Herr Haferburg immer schreibt, bleibt die Gefahr durch terroristische Angriffe, sei es auf Kraftwerke, Zwischenlager oder Verarbeitungsbetriebe. Angesichts Masseneinwanderung und Allverfügbarkeit von Drohnen kein unwahrscheinliches Szenario. Kernkraft scheint mir auch insgesamt bzgl. praktisch aller Kriterien (Baukosten, Entsorgungskosten, Brennstoffkosten und -verfügbarkeit, Risiken, etc...) einem Kohlekraftwerk unterlegen. Warum also Risiken eingehen? Zumal wie Kohle im eigenen Land haben, Uran aber nicht. Frankreich hat wohl gerade Sorgen, weil Niger sich nicht mehr billigst ausbeuten läßt. Sollte es eines Tages billige SMR, Dual-Fluid-, oder sonstige Wunderreaktoren nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch geben, kann man immer noch umschwenken.
Übrigens geschah ja das Gleiche mit den Kühlttürmen von Grafenrheinfeld letztes Jahr. Es sind alles Sabotageakte im Auftrag der Regierung. Ist ein Ankläger in Sicht? Sabotage im Verbund mit Volksverhetzung.
@Markus Abt Natürlich haben Sie völlig recht.Nur weil die größten Tech Giganten der Welt, dazu Finanzinvestoren und Industrieunternehmen, unfassbare Summen darin investieren, heißt das gar nichts.Was wissen die schon im Vergleich zu einem Markus Abt?Zumal die ja auch in der Vergangenheit nur in Blödsinn investiert haben, der sich nie durchgesetzt hat:Computer, Smartphones, Software, Digitalisierung, Internet, KI.
"Die Zukunft soll jetzt mit einem „Batteriespeicher“ und einem „Gaskraftwerk in Planung“ gemeistert werden, mal sehen, was in ein paar Jahren daraus geworden ist. Ansonsten gibt’s noch ein überirdisches Lager für Castoren mit Atommüll, " - - - Zur Energie produzierenden Verwendung des "Mülls" gibts inzwischen Technik, allerdings russische, mittels derer für Jahrhunderte Energie erzeugt werden könnte, statt Milliarden für eine Art "Entsorgung" auszugeben, und das in einem Land, wo "Nachhaltigkeit" in jedem 2. Satz des täglichen Politgeschwätzes und der Plakatschwinger auf Straßen und Plätzen hoch gelobt wird. "Gaskraftwerke" als Ersatz, für die es noch keine konkreten Bauplanungen gibt, in einem Land, wo die Aufstellung einer "Parkbank" schon mal Jahre dauern kann, ganz abgesehen davon von den EUrokraten in der Menge auf nur noch 12 reduziert. Und das "Gas" dafür wird es nach dem aktuellen "Rußlandbann" der EUroidiotie ohnehin nicht mehr auf dem Weltmarkt geben, von fehlender Bezahlbarkeit ganz zu schweigen. Und "Batteriespeicher" ? Wovon träumen sie nachts? Zumal ihnen der mögliche Lieferant der möglichen und erforderlichen Grundstoffe gerade derart den Stinkefinger zeigt, als Antwort auf die Enteignung eines Chip-Herstellers in den Niederlanden, vorgenommen auf "Bitten" der "Amis", in den hiesigen Qualitätsmedien als "Unstimmigkeiten" mit China glatt dem Bürgen ins Gesicht gelogen. Den gespeicherten "Strom" könnte sodann ohnehin niemand bezahlen. Und die Netzstabilität des Flatterstroms stellen die auch nicht her. Warum nur dauert es mit dem "Knall" so lange, bis das ganze Irrsinnssystem endlich in die Luft fliegt, wo es doch mit dem Sprengen hiesiger Infrastruktur -von Nordstream bis Grundremmingen- so pünktlich und "nachhaltig" klappt.
@Michael Hoffmann : >>Bisher dachte ich, Volksvermögen zerstört nur der Feind im Kriegsfalle. Wenn die Zerstörung von Infrastruktur durch die jeweilige Regierung sowohl legal wie legitim ist (was einer kollektiven Enteignung gleichkommt), spricht nichts dagegen, z.B. auch Straßen und Brücken zu sprengen, sobald die Regierung dies für geboten hält.<< ## Ich mache mir schon Sorgen, ob ich gar nicht mehr alles verstehe. Volksvermögen, klingt gut. Was ist das? Wir werden nichts besitzen und glücklich sein. Das muss reichen. Woher kommt Ihr absurder Besitzanspruch? Die Kühltürme haben IHNEN nie gehört, und mir auch nicht. Der Unterschied zwischen uns scheint nur zu sein, dass ich das auch begreife. Und selbstverständich werden Straßen und Brücken gesprengt, falls die Regierung das für geboten hält. Warum fragen Sie überhaupt? Und nein, gar nicht die Regierung. Den Befehl gibt irgendein Unterstaatssekretär auf Probe. Und die Eigentümer sind froh, wenn der sich ENDLICH bequemt hat.
Herr Maxeiner,auch das gute Gefühl wird irgendwann umschlagen wie bei einigen Teddiebärwerfern wenn die Konfrontation mit der Realität bevorsteht.
Das ist grüne Geist des Nihilismus. Der sich bei der Sprengung schon mal aufwärmt an der Sehnsucht, dass beim nächsten Mal das Hassobjekt aus Fleisch und Blut, die blauen Türme weggeblasen werden. Die Gefühle sind dieselben wie bei der Kristallnacht.