Vieles kann ich nur unterstreichen. Auch ich war der Meinung, dass Guido, wenn nicht Finanzminister, dann als Fraktionsvorsitzender die Regierung hätte vor sich hertreiben müssen! Dann wäre wirklich egal gewesen, wer Ministerchen wird. Und der FDP wären die politischen und vor allem rhetorischen Talente Westerwelles erhalten geblieben, die er als Außenminister zum Leidwesen der FDP nicht mehr ausleben konnte. Der Pflock für den Niedergang der FDP wurde eingerammt in den ersten vier Wochen nach der Regierungsbildung, alles, was danach kam, spielte keine große Rolle mehr. “Die meisten Fehler werden in der Euphorie des Sieges gemacht!” habe ich einmal gesagt und fühlte mich bestätigt. Die Wahl wurde gewonnen mit den fulminanten Auftritten Westerwelles und den vielen Aktionen, gesteuert durch die Zentrale unter Führung des Bundesgeschäftsführers Beerfeltz. Und diese “Kommandozentrale” wurde von einem Tag auf den anderen augelöst ohne einen Ersatz zu haben. Und diese Wehrlosigkeit nutzten vor allem die Grünen und deren ihnen zugeneigte Journaille und auch die anderen Parteien. Hier verfestigten sich Bilder, getreut über Medien an das “Publikum”, die die FDP nie mehr losgeworden sind. Was mich am Leidensweg von Guido auch betroffen machte ist die parallelität dieses Weges zu seinem engen Vertrauten Hans-Jürgen Beerfeltz, der nach der Wahlniederlage mit in die Stiftung “Westerwelle Foundation” wechselte, am gleichen Leiden erkrankte und leider auch bereits im Januar verstorben ist. Beide werden der FDP fehlen.
Für mich war Westerwelle ein durchgestylter Parteigänger,- ohne Ecken und Kanten. Kilometer entfernt von Genscher, Lichtjahre von Figuren wie Wehner, Strauß und vom -sozusagen parallel verstorbenen- Lothar Späth. Wie auch: Gutbürgerlich aufgewachsen in Bonn, zur Schule gegangen in Bonn, Studium in Bonn, Karriere in Bonn. Der Wechsel nach Berlin nur aufgrund eines Bundestagesbeschlusses zur Hauptstadt. Tragisch ist aber seine Krankheit und sein früher Tod. Seiner Familie und seinem Mann mein Beileid!
Alles was Sie zu Guido Westerwelle schreiben, kann ich unterschreiben! Ein großes politischrs Talent, ein außerordentlich guter Redner! Ich habe ihn immer bewundert und seinen Weggang bedauert. Sein viel zu früher Tod hat mich erschüttert, zumal ich mit der fürchterlichen Krankheit Leukämie Erfahrungen habe.
Nur ein Glücksfall! Der beste Politiker seit 30 Jahren! Nur deshalb habe ich immer FDP gewählt.
Eine überaus gelungene Würdigung. Die größte Tragik seines viel zu kurzen Lebens war wohl, daß ihm in den entscheidenden Stunden der Verhandlung über Kabinettsposten 2009 kein persönlicher Berater zur Seite stand, der ihm riet, den anstrengenden Job des Finanzministers anzustreben. Hans-Dietrich Genschner war da ein vor seinem persönlichen Erfahrungshorizont sicherlich aufrichtiger, aber untauglicher Ratgeber. Der Focus der FDP in der politischen Debatte hatte sich bis 2009 völlig zutreffend von der Antreiberrolle für einen Abbau der Ost-West-Konfrontation auf die Gestaltung einer gegenüber überbordende staatlicher Bevormundung freiheitlichere Gesellschaft verändert. Als Außenpolitiker konnte Westerwelle nur noch tatenlos zuschauen, wie auf Konsenz mit dem Koalitionspartner getrimmte ‘Polit-Softies’ Deutschland in ein “alternativloses” Chaos einer grundsatzlosen staatlichen Übergriffigkeit merkelscher CDU-Politik trieben. Westerwelle hätte das Zeug dazu gehabt, das zu verhindern, wäre er 2009 politisch konsequent geblieben, statt seinen persönlichen politischen Neigungen zu folgen.
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