Grüne: Ein Allerwelts-Produkt hat sich zu Tode gesiegt

Liegt die Talfahrt der Grünen vielleicht auch daran, dass sie ihre Ideologie allgemein durchgesetzt haben – und die Menschen wieder zu ihren konkreten  Sorgen zurückkehren?

Viel wird darüber geschrieben, dass die Grünen die Zeichen der Zeit nicht erkannt haben und auf die falschen Themen setzen, Kampf gegen den Klimawandel und Förderung von sogenannten Minderheiten, ihr Markenkern, ist zur Zeit nicht angesagt, bei Migration, innerer Sicherheit oder Wirtschaft haben sie nichts zu bieten und hecheln den anderen gegen ihren Willen hinterher. 

Das ist alles richtig, allerdings verzwergen oder verschwinden Parteien nicht nur, wenn sich der Zeitgeist ändert, sondern auch, wenn sie alles erreicht haben und nicht mehr gebraucht werden, weil nun andere Themen anstehen, vor allem wenn es sich nicht um Volksparteien, sondern um ideologische Parteien handelt, die eine bestimmte Zielgruppe bedienen. Zweifellos wird man das bei den Grünen anders sehen: ihrer Meinung nach ist der Klimawandel das größte Problem unserer Zeit, werden sogenannte Minderheiten immer noch überall massiv benachteiligt, ist die Gleichberechtigung noch lange nicht erreicht bis auch der letzte gendergerecht spricht. Nur haben es wegen böser rechter Trolle in den sozialen Medien die Leute noch nicht begriffen.

Aber in Wirklichkeit sind die grünen Themen, zumindest die, für die sie ursprünglich standen, längst Konsensus in der Gesellschaft, ob man das nun gut findet oder nicht. Jede Firma, jeder Verein, jede Behörde schreibt sich Kampf gegen Klimawandel, gegen rechts und für mehr Diversität auf die Fahnen, ob aus Überzeugung oder eher aus Opportunismus, sei dahingestellt. Die Atomkraft ist abgeschafft, Deutschland ist vermischt wie nie zuvor, die EU reguliert fast jeden Aspekt des Zusammenlebens und breitet seine Macht immer weiter aus, Frauen in Machtpositionen sind schon lange nichts außergewöhnliches mehr, auch wenn immer noch so getan wird. 

Kein neues Produkt mehr

Es ist wie in der Wirtschaft: wenn ein Produkt neu erfunden wird, ist es teuer und heiß begehrt und nur die Avantgarde kann es sich leisten und stellt es stolz zur Schau. Man denke an die ersten Autos, die ersten Handys, die ersten Elektroautos. Dann machen es viele nach, mit einigen Veränderungen die es billiger machen, und bald hat es jeder. Die Firma, die ein Produkt erfunden hat, muss entweder dieses weiterentwickeln, etwas ganz neues entwickeln, oder sie wird irrelevant und geht bankrott. 

Da grüne Themen überall sind und Teil der gesellschaftlichen DNA geworden sind, machte sich allmählich die Erkenntnis breit, dass nun auch andere Themen behandelt werden müssen, zu denen die Grünen nichts beizutragen haben. Um relevant zu bleiben, meinte man bei den Grünen, immer hysterischer die Wichtigkeit der eigenen Themen in den Mittelpunkt zu stellen und die Schraube immer weiter drehen zu müssen. Dann trägt die Bevölkerung, die lange Zeit die grünen Themen mitgemacht hat, weil man entweder davon überzeugt war, oder durch mediale Dauerbeschallung nichts anderes mehr sagen und denken konnte, dies irgendwann nicht mehr mit.

Sebastian Biehl, Jahrgang 1974, arbeitet als Nachrichtenredakteur für die Achse des Guten und lebt, nach vielen Jahren im Ausland, seit 2019 mit seiner Familie in Berlin.

Foto: Montage achgut.com

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Arthur Dent / 26.09.2024

Viele der grünen Themen wurden sehr lange Zeit ja nicht bepreist. Man hat moralisiert, aber Kosten/Auswirkungen verschwiegen Natürlich wird kaum jemand gegen Umweltschutz, etc. sein, wenn man ihn danach fragt, solange man das nicht bepreist.  Jetzt zeigen sich aber langsam die Kosten/Auswirkungen, z. B, die Umstellung sämtlicher Heizungen (Privathaushalte, Firmen, und öffentliche Gebäude) auf 0 CO2-Ausstoss mit hohen 5- bis 6-stelligen Kosten pro Einwohner verbunden sind, oder Arbeitslosigkeit durch nicht wettbewerbsfähige Energiepreise droht. Tja, kleinen Kindern kann man hundertmal erzählen, dass die Herdplatte heiß ist und man sich die Finger verbrennt, wenn man drauflangt. Und viele Wähler wollten auch nicht glauben, dass man sich mit grüner Politik die Finger verbrennt.  Jetzt spüren sie es.

Gregor Waldersee / 26.09.2024

Vielleicht sind Frauen in leidender Position das Hauptproblem. Wir haben ihnen zu viele Zugänge in entscheidende Positionen verschafft. Merkel, Göring-E., Baerbock, Lang etc. Das Umweltbewusstsein gab ihnen magische Waffen, die ihnen ermöglichen, den Bürgern alle bisherigen Rechte zu rauben und sie auf Mangelwirtschaft zu trimmen.

S.Buch / 26.09.2024

Den grünen Zeitgeist (= vorgebliche Weltverbesserung) muss man sich leisten können (und wollen). Das können aufgrund der aus dem grünen Zeitgeist folgenden, das Leben massiv verteuernden grünen Realpolitik immer weniger Menschen. Infolge wird der grüne Zeitgeist wieder irrelevant. Ich denke, das ist der Hauptgrund für den starken Abwärtstrend. Otto-Normalwähler erkennt zunehmend, dass die Auswirkungen des utopischen grünen Narrativs von der besseren Welt für sie eher das genaue Gegenteil bewirken. Das heilt.

kai marchfeld / 26.09.2024

Problem No. 1 ist für mich - auch vor dem Hintergrund einer zu Grunde gehenden Umwelt - die immer noch wachsende Weltbevölkerung. In den 80ern gab es einen kapitalismuskritischen Slogan: “In einer begrenzten Welt gibt es kein unbegrenztes Wachstum”. Scheinbar bezogen sich die Erfinder dieser Phrase nur auf die Wirtschaft…nicht auf die Anzahl der Menschen. Auch wenn der Mainstream nicht müde wird, mittlerweile alles - vom Pickel bis zur Vorhautverengung - auf den “menschengemachten” Klimawandel zurückzuführen…die meisten Katastrophen hängen zumindest mittelbar mit der extremen Bevölkerungsdichte zusammen. Fast überall, wo früher ein kräftiges Sommergewitter mit Hagel und Blitzschlag unbemerkt durchrauschte, steht heute eine schicke Neubausiedlung im Weg - wenn möglich mit Wintergärten und erschlossen durch Strassen. Jede Strasse wiederum wird bei Starkregen zum Abflussbeschleuniger…in Summe mit entsprechenden Konsequenzen (die dazugehörige Versiegelung lasse ich hier mal aussen vor). Auch bei der klimabedingten Dürre gilt: Valide Zahlen liegen zwar nicht vor, aber man geht davon aus, dass 6 Prozent der Bundesfläche versiegelt sind - Tendenz steigend. Es müsste also jährlich 6 Prozent mehr regnen, damit dem Wasserhaushalt des Bodens die gleiche Menge Wasser zukommt, wie in früheren Jahren - vorausgesetzt, er kann dieses Plus überhaupt aufnehmen. Aber für dieses Eingeständnis müsste man die Karten auf den Tisch legen und endlich Massnahme gegen die Bevölkerungsexplosion unternehmen…und dann wäre Schluss mit der billigen Ware Mensch. Denkbare “humane” Massnahmen wären z.B.: Die Gelder der Entwicklungshilfe fliessen nur noch in Rentenfonds für eben diese Länder. Grundlegende, echte Stärkung von Frauenrechten. Kindergeld nur noch für die ersten beiden Kinder.

F.Bothmann / 26.09.2024

@Robert Schleif: Ich muss Ihnen entschieden widersprechen. Ich arbeite im Umwelt- und Naturschutz. Dort gibt es eine absolute Sättigung und im Prinzip in D keine grundlegenden Probleme mehr. Es gibt zu viel Leute, die in dem Bereich Dank des Grünen Marsch durch die Institutionen arbeiten, die sich über eine künstliche Katastrophisierung und eine Überregulierung ständig wichtig machen.

K.Schönfeld / 26.09.2024

Könnte auch daran liegen, daß die Wissenschaft früher Umweltprobleme erkannt hat (dreckiges Wasser, dreckige Luft, die Ozonschicht wird immer dünner), und von der Politik Maßnahmen gefordert, das zu ändern. Als der Druck zu groß wurde, wurde sinnvoll gehandelt und es hat funktioniert. Danach hat die Politik die Wissenschaft gekapert und bestimmt, was Wissenschaft ist. Weil die Wissenschaftler vom Geld der Politiker abhängig sind, haben die Wissenschaftler, die Wissenschaft auf den Müllhaufen der Geschichte geworfen, und aus der Wissenschaft eine Geisteskrankheit gemacht mit dem Ziel uns zu belügen, zu betrügen und zu bestellen. Jetzt merken die Menschen, dass es nicht funktioniert. 25 Jahre Geschwätz über kostenlose Energie von der Sonne, und die Strompreise sind zigmal höher. Früher war nicht nur mehr Lametta. Früher waren auch weniger Temperaturrekorde. 25 Jahre und Billionen Euronen später, weltweit, ist nichts eingetreten, was uns versprochen wurde. Ausser die Sache mit der Kugel Eis. Die kostet jetzt viermal soviel. Genau wie die Kilowattstunde.

Peter Petronius / 26.09.2024

Das ist wie mit der Punkbewegung in den 70ern, die der guten alten Rockmusik den Todesstoß versetzte: Kaum hatten die Modedesigner Elemente der Punkklamotten in ihre Entwürfe einfließen lassen und die Punks zum Trend gemacht, begann sich die Zahl dieser gesellschaftlichen Grätze drastisch zu reduzieren. Die Altparteien (jetzt bald minus GRÜNE) sollten sich dies zum Beispiel nehmen und Elemente der AfD (auch des BSW) übernehmen, dann wäre mit diesen politischen Geschwüren auch bald Feierabend.

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