Meine Hochachtung vor Ihrer Haltung und Ihrer Prägnanz, Frau Kaus! Ich bin in den 70ern geboren, ertrage alles nur noch mit Sarkasmus oder gar nicht mehr. Hoffentlich verstehen mich meine Kinder.
In der Mongolei treffe ich seit einiger Zeit zwei Typen von motorisierten deutschen Touristen: Die eine Gruppe hat lange dafür gearbeitet, sich einen mehr oder weniger großen Luxus auf vier allrad-getriebenen Rädern zu leisten. Die schauen sich nun die Welt an und sind größtenteils froh, länger oder für immer weg von Deutschland zu sein. Die zweite Gruppe ist jung, hat “irgendwas mit Kunst, Sozial oder so” studiert und sich ein altes Fahrzeug besorgt. Die schnorren sich durch die Welt und beschimpfen Jeden, der sich Kritik an den momentanen Entwicklungen in Deutschland erlaubt. Interessant ist es immer, wenn Vertreter beider Gruppen auf neutralem Boden aufeinandertreffen. Da fliegen die verbalen Fetzen, dass es (k)eine Freude ist.
Sehr treffend analysiert! Noch ein wesentlicher Aspekt für den schlechten Zustand der nachfolgenden Generation ist diese unerträgliche “Politische Korrektheit”, die wiederum teilweise von den Jungen selbst iniziert wurde, zumindest aber kritiklos vollends unterstützt wird. Schon in den Anfängen wurde es von der Mehrheit versäumt, diese undemokratischen Deutungshoheitler in ihre Schranken zu verweisen, zumal dies alles von einer relativ kleinen Gruppen be-/empfindlicher Personen mit Nischendasein ausging, begleitet natürlich mit wohlwollender medialer Unterstützung. Und jetzt ist es natürlich ein Leichtes von allen Problemen abzulenken, wenn der Sprachgebrauch - selbst in böswilliger Absicht - nicht als regelkonform angesehen wird. Auch die Werbung hat den infantilen Egomanentrieb bereits bemerkt und sich nicht nur darauf eingestellt, sondern befeuert ihn noch. Aussagen wie: “Du willst es , Du kriegst es”, “Du hast es Dir verdient”, “wie ich will”, “Celebrate yourself”, “weil Ihr alle so brav wart” wird einem täglich in Endlosschleife um die Ohren gehauen und verfehlt die beabsichtigte Wirkung nicht. Das Lied “Wer soll das bezahlen? Wer hat soviel Geld?” ist zwar aus der Zeit gefallen, die Rechnung kommt aber trotzdem garantiert pünktlich.
Ich leite ein Labor mit vielen jungen Mitarbeitern aus verschiedenen Nationen. Tatsächlich kann ich, Zeus sei´s getrommelt, auch viele gegensätzliche Erfahrungen machen: Engagierte junge Leute mit Interesse und Einsatz. Es sind zwar die Ausnahmen, aber keiner zwingt mich die Anderen, deren erste Frage im Vorstellungsgespräch sich um die Life-Work Balance dreht, einzustellen.
Chapeau, Frau Kaus! LEIDER haben Sie Recht! Aber der von Ihnen zitierte Spruch: “Wer mit 18 noch kein Kommunist ist, hat kein Herz ...” geht noch weiter: “... aber wer es mit 30 noch ist, hat keinen Verstand”.
Bei der Bundestagswahl 2017 konnten die Grünen den größten Zuspruch bei der Altersgruppe der 18-24 jährigen verzeichnen. Ich war schon immer dafür, das Wahlalter heraufzusetzen. Mindestens auf 25 Jahre.
Liebe Frau Kaus, es sind schon immer wenige einer Generation gewesen, die selbständig über gesellschaftliche Dinge nachgedacht haben. Für die andern gilt, was Herr Themlitz von einem Professor gehört hat:”...In Ihrem Alter ist Politik sowieso nur nachäffen.” Nur dass das für die älteren leider fast genauso gilt. Auch zu meinen Zeiten auf der Uni war es in den Geisteswissenschaften so, dass der Meinungsszug strickt in eine Richtung ging. Nur wer sich ein bisschen zurückzog, konnte dialektisch grübelnd zu Ergebnissen kommen, die auch mal von dem abweichten, was sich Studenten unter Anleitung ihrer Professoren in geistiger Isolationshaft sich anideologisierten. Selbst gedacht wurde selten. Das geisteslebenspraktische Verfahren war immer das ‘mitgenommen werden’. Für die meisten war es ja schon schwer genug, die komplexen Produkte der großen Denker einigermaßen zu verstehen. Zu mehr als zur Übernahme des erlernten reichte es bei den wenigsten. Und zur Anregung des eigenen Denkens wurden sie leider nicht verwendet. Ähnliche Denkfaulheit wie im universitären Raum habe ich nur in den Warteräumen von Zahnarztpraxen erlebt. Und so kommt es wie es kommen muss: So mancher Akademiker meint sein Leben lang, dass es reicht, Demokratie ganz toll super zu finden.
Gestern war ich locationbedingt für eine längere Weile umzingelt von lebhaften, brüllenden, kreischenden Jungvölkern, Hauptschule bis Gymnasium und Erstsemester. Mein Blutdruck stieg, ich verspürte Aggression, dachte an Flucht. Dann mein Emotionsmanagement: das muß so sein, und so warst du auch. Hinzu kam aber ein neuer Gedanke: was erwartet die jetzt noch Munteren? Arme Schweine!
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