Manfred Haferburg / 28.04.2020 / 12:00 / Foto: toni-hofreiter.de/ / 55 / Seite ausdrucken

Größenwahnsinn in der Krise – Grüne fordern weltweiten Atomausstieg

21 Grünen-Mitglieder des Deutschen Bundestages haben mitten in der Corona-Krise nichts Besseres zu tun, als einen Antrag in den Bundestag einzubringen, in dem die Bundesregierung aufgefordert wird, massiv auf den weltweiten Atomkraftausstieg hinzuwirken.

Der Bundestag wolle beschließen:

Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung auf, sich einer versuchten Renaissance der Atomkraft mit allen zur Verfügung stehenden guten Argumenten entgegen zu stellen und mit aller Kraft den europäischen und weltweiten Atomausstieg voran zu bringen. Dazu soll auch die EU-Ratspräsidentschaft genutzt werden“.

Es wird das Argument ins Feld geführt, dass „die Atomkraft längst die teuerste Art der Stromerzeugung ist“. Deshalb ist in Frankreich mit seinem dreiviertel Kernenergieanteil an der Stromerzeugung der Strompreis auch nur halb so hoch wie in dem Lande, wo Wind und Sonne keine Rechnung schicken.

Weiterhin wird der Kernenergie eine hohe CO2-Erzeugung angedichtet, angeblich mit 66 kg/MWh sechsmal so viel wie Windkraft. Da hat aber jemand ordentlich Pech beim Rechnen gehabt. Die Uni Bochum hat bei einem Vergleich herausgefunden, dass Kernkraftwerke in etwa einen gleich niedrigen CO2-Ausstoß verursachen wie Wind- und Solaranlagen. (Wikipedia: Nach einem ganzheitlichen Vergleich der Ruhr-Universität Bochum von 2007 beträgt der CO2-Ausstoß bei der Kernenergie 10–30 g/kWh. Im Vergleich dazu erzeugen Kohlekraftwerke 750–1200 g/kWh, GuD-Kraftwerke 400–550 g/kWh, Photovoltaik 50–100 g/kWh, Windenergie und Wasserkraft 10–40 g/kWh und Solarthermie in Afrika 10–14 g/kWh).

Eine ziemlich grüne Logik

Und dann darf in dem Antrag natürlich auch nicht fehlen, dass der „Grundlaststrom die Netze verstopft, Kosten für die Vermeidung von Engpässen verursacht und das intelligente Management der Nachfrage und von dezentralen Erzeugern verhindert. Deren Partner sind Speicher und flexible Verbraucher, keine Großkraftwerke“. Das ist allerdings eine ziemlich grüne Logik. Großspeicher sind nämlich noch nicht erfunden. Aber „flexible Verbraucher“ wird es demnächst geben. Stromabschaltungen ganzer Landstriche bei Flaute und Finsternis erzeugen ganz automatisch „flexible Verbraucher“. 

In der Bundestagsdrucksache 19/18679 wird die realitätsfremde Handschrift der 21 grünen Abgeordneten-Antragsteller überdeutlich. Sie kümmern sich um die Abschaffung der Kernenergie, unbeeindruckt dadurch, dass durch die Energiewende die Strompreise in Deutschland seit zehn Jahren nur eine Richtung kennen – nach oben. Deutschland ist nach den Bermudas das Land mit dem höchsten Strompreis der Welt. Wenn nach der Corona-Krise die Wirtschaft wieder angefahren werden muss, sind diese Strompreise ein ernstzunehmender Wettbewerbsnachteil für Deutschland. Gar nicht zu reden von den vielen Menschen, die ihren Arbeitsplatz oder ihr Geschäft verlieren und die horrenden Stromkosten dann nicht mehr bezahlen können. Schon 2019 wurde 350.000 Haushalten der Strom abgestellt, weil sie die Rechnungen nicht mehr bezahlen konnten.

Aber was kümmert einen grünen Bundestagsabgeordneten die Einkommensschwachen und die deutsche Wirtschaft. Unter ihnen ist kein einziger Fachmann, sondern einige Politologen, Agrarwissenschaftler, vier Soziologen und vier Studienabbrecher. Die 21 „Antragsteller“ sitzen fröhlich im Bundestag und kosten den Steuerzahler im Monat zusammengerechnet so um die 300.000 Euro an „Entschädigung und Aufwandspauschale“ plus zahlreicher anderer Vergünstigungen – Büro kostenlos, Mitarbeiter kostenlos, Reisen kostenlos – natürlich erster Klasse. Von einer üppigen Altersversorgung und zahlreichen Nebenverdiensten gar nicht zu reden. Bei solchen Bezügen macht das Weltretten auf Kosten der Steuerzahler so richtig Spaß.

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Leserpost

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Silvia Polak / 28.04.2020

Die große Transformation ist beschlossen und wurde auch ganz offiziell in Davos angekündigt, es gab kein Nachfragen, keine Reaktion, nichts. Alle, infolge der Pandemie durchgeführten Einschränkungen, sowie die massiven wirtschaftlichen Schäden erleichtern die Umsetzung und die generelle Umorientierung.

Hagen Müller / 28.04.2020

Hans-Peter Klein / 28.04.2020 Zitat: “... zunehmende Autarkie durch Solartheremie, PV, Wind, Bio und Wasser [halte ich] jedoch für zunehemend attraktiv.” Die *100% Ökostrom- Dörfer* oder Städte hängen allesamt am überregionalem Netz. Die Autarkie- Versuche auf Pellworm, El Hiero, Tilos sind allesamt gescheitert. Das neue Projekt in der finnischen autonomen Region Aland wird ebenso scheitern, aber wieder Fördermittel abfassen. Kappung der Förderung von *EE*- Projekten oder auch nur die Kappung des Einspeisevorrangs (ohne Ausgleich) werden absehbar zu Zubau Null führen und sogar zum Stillegen abgeschriebener Anlagen. Technologien, die auch nach zwanzigjähriger Förderung (EEG-basierte Abgaben der Bürger seit 2017 oder 18 bereits über 30 mrd.€ jährlich) sich am Markt nicht behaupten können, sind eben eines: nicht marktfähig. Ihre Marktfähigkeit erzwingen zu wollen mittels Verteuerung von herkömmlichen Alternativen, bedeutet am Ende ein wirtschaftliches Desaster erster Güte. Wer das nicht glaubt oder schönreden will, dem empfehle ich folg. Gedankenexperiment: Nur mit der flukturierenden Energiequelle aus Windrad und PV- Paneel ebensolche Windräder und PV- Paneele produzieren, d.h. Stahl verhütten, Zement brennen, Glas schmelzen, Wafer produzieren, Bergwerke betreiben… etc. Nicht eines werden sie bauen…

Herbert Frankel / 28.04.2020

@ Hans-Peter Klein: “Den Hunger nach Kernenergie halte ich da für sehr überschaubar, zunehmende Autarkie durch Solartheremie, PV, Wind, Bio und Wasser jedoch für zunehemend attraktiv.” Autarkie durch Sonne, PV, Wind? Was bitte ist so schwer zu verstehen, daß Grundlage eines entwickelten Gemeinwesens eine stabile und sichere Grundversorgung mit Strom ist? Daß diese 365/7/24 rund um die Uhr gesichert sein muß? Sie können noch so viele PV und Windräder aufstellen, scheint die Sonne nicht oder weht der Wind nicht, gibt’s keinen Strom. Denn 0 mal x ist immer 0, gleich wie groß x auch ist. Woher kommt denn der Strom, wenn Sonne und Wind nicht ausreichend liefern? Derzeit aus dem Ausland, richtig? Wie oft kommt es Ihrer Meinung nach vor, daß das auch tatsächlich so ist? Wie wollen Sie das ändern? Geben Sie doch bitte mal Butter bei die Fische! Und nicht nur leeres Wortgeklingel. PV und Wind taugen bestenfalls für Nischenanwendungen, aber nicht für eine 83-Mio-Gesellschaft, in deren Land es kaum eigene Rohstoffe gibt.

T. Brecht / 28.04.2020

Am grünen deutschen Wesen soll die Welt genesen. Um das mal mit den Worten von Herrn Trump zu Beantworten BULLSHIT !

Hagen Müller / 28.04.2020

ich möchte eine Frage -bzw. zwei Teilfragen- endlich beantwortet haben, von der Regierung oder mtw. von den Grünen oder von beiden: Soll die zukünftige Stromerzeugung (egal, ob zentrale oder dezentrale Erzeugerstruktur) wie bisher der Netzlast folgen, oder soll die Netzlast dem flukturierendem Angebot der sog. *Erneuerbaren* angepasst werden? //// Kein Rumgeeire mehr, Butter bei die Fische. Ich ahne aber, dass die Idee der Grünen zu 2. gehen soll. *Angebotsorientierung* taucht begrifflich in deren Antrag auf…. was das letztlich bedeutet, nämlich entgültigen Abschied vom Industrieland, erfassen die aber nicht, selbst die geballte Intelligenz von 21 Grünen Abgeordneten reicht dafür nicht aus. Sie reicht nicht mal dafür, Begriffe aus der Energiebranche exakt zu erfassen und zu verwenden. *Grundlaststrom* ist nämlich z. B. ein selten dämlicher Begriff. Grundlast ist die Last am Stromnetz, die minimal ist, aber die NICHT -zu keiner Zeit- unterschritten wird. Ca. 40 GW im deutschen Netz. Die Grundlast ist verbraucherseitig GEGEBEN, weil immer irgendwo Computer laufen, ein Kühlschrank, eine Nachttischlampe, eine Heizungspumpe, eine Fabrik, ein Krankenhaus am Netz ist.,... Natürlich muss die Energie dafür erzeugt werden, und zwar genau in dem Moment, wo die Nachttischlampe angeschalten wird…. Wie kann da irgendwas *verstopfen* oder mtw. als *zuviel* gedeutet werden?? Es ist einfach nicht mehr zu fassen… wer wählt denn solche Zerstörer noch? Ich kann es einfach nicht glauben…

Klaus Klinner / 28.04.2020

Die grünen Traumtänzer glauben wirklich, dass die Wirtschaftskraft unseres Landes, die allein unser nahezu konkurrenzlose Sozialsystem ermöglicht, auf Bäumen wächst und dass man dazu nichts tun muss, außer Wünsche zu äußern?

toni Keller / 28.04.2020

Nun ja eigentlich nur konsequent die Grünen, wenn schon die Leuten nicht mehr konsumieren können wollen, wie es ihnen gefällt, dann brauchen wir den vielen Strom., es reicht eine Kochkiste um den Reis zu garen. Der Lockdown hat doch gezeigt, dass man vieles nicht braucht, was man eigentlich für wichtig gehalten hat, Viele Bürogebäude sind überflüssig, viele Geschäfte auch, die ganzen Krankenhausbetten braucht man noch nicht mal, wenn alle Welt “Pandemie” schreit und bezahlen wird die ganze Sause, die die es immer bezahlt, also eigentlich die die es immer bezahlen, aber die wissen das noch nicht

Karl-Heinz Vonderstein / 28.04.2020

Gestern hieß es in einer Meldung der Tagesschau, Deutschlands Rüstungsexporte hätten sich um 10 Prozent erhöht und unter den 18 größten Rüstungsexport-Nationen wäre das der größte Anstieg.Zwei wurden nach der Meldung noch zitiert, Linke Chef Bartsch hätte gesagt “beschämend” und die Grünen hätten gesagt “bedrückend” und Deutschland müsse sich für eine weltweite Abrüstung einsetzen.Keiner wurde zitiert, der das begrüßt oder richtig findet.

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