Hervorragend Herr Wolf! Von Nichts kommt halt Nichts. Irgendwie muss man halt lernen, sich durchzubeißen. Auch die Digitalisierung der Klassenzimmer wird daran nichts ändern. Wer in Mathe gut sein will, der muss halt Aufgaben rechnen, das sind die Fingerübungen wie bei einem guten Musiker, egal welches Instrument er spielt. Und die guten Musiker oder auch Sportler, die trainieren viel, da sind sechs bis acht Stunden am Tag schnell weg. Und wenn sie dann Kohle machen und für ein dreistündiges Konzert 10 Tsd. € bekommen, dann sind alle neidisch.
Danke, Herr Wolf, für den wunderbaren Artikel, dem ich fast 100% zustimme. Ich möchte aber einschränkend sagen, dass z.B. der direkte Leistungsvergleich nicht immer nur die angestrebte Erfolgssteigerung zeitigt, sondern auch zu Demütigung, Spott durch erfolgreichere Schüler und dadurch zu Demotivation und Versagergefühlen führen kann. Es gibt auch sensible Gemüter, die durch offenen Leistungskampf eher verschreckt und blockiert werden und dann gleich die Segel strecken. Einen Weg in der Mitte fände ich gut, klar Anstrengung fordernd, aber auch sensibel genug für weniger leistungsstarke Schüler. Beim Lernen kommt es auf so vieles an, es nur mit einer immer besseren Schulausstattung oder neuen Unterrichtsformen zu versuchen, ist einfach nur einseitig. Als ausschlaggebend sehe ich in dieser Reihenfolge: 1) die vorhandene Intelligenz als Grundvoraussetzung 2) Ausdauer, Fleiß und Interesse, sprich Begeisterungsfähigkeit 3) die pädagogischen Fähigkeiten des Lehrers und seine fachliche Kompetenz 4) Ehrgeiz 5) die Fähigkeit, Niederlagen zu verkraften und weiterzumachen (Resilienz) - und dann erst die Ausstattung der Schulen und ganz zum Schluss das Bildungs- und Einkommensniveau der Herkunftsfamilie! Dass es für Kinder aus gebildeten Schichten natürlich leichter ist, ist einfach eine Binsenwahrheit. Dennoch: Ein Kind mit den oben erwähnten Eigenschaften, gesegnet mit entsprechend guten Lehrern wird es trotz eines einfachen Elternhauses oftmals weiter bringen als ein schwach begabtes, faules Kind aus irgendwelchen Oberschichten. PS: Etwas “Druck” gehört bei uns Menschen immer dazu. Der Mensch ist doch bequem und sucht nach Erleichterung der Arbeit. Darauf beruht ja auch der technische Fortschritt. Also: Etwas “Druck machen” kann nicht schaden!
Die Ironie besteht aber im paradoxen Wesen des Lebens. Während sich nicht Wenige der Reichsten inwischen regelrecht für ihr Vermögen schämen, und ihren Nachwuchs aus Gründen der Rechtfertigung von Höchstleistung zu Höchstleistung jagen, so hat ein nicht geringer Anteil der Ärmsten völlig resigniert, und aus einem Gefühl der Perspektivlosigkeit heraus vor den Herausforderungen des Alltags kapituliert. Schon lange ist der dicke Bauch in den Industrienationen kein Zeichen für Wohlstand und Erfolg mehr, sondern für Armut und Ausgrenzung. Die Neoliberalen kennen den Unterschied zwischen theorethischer Chancengleichheit und Real Life sehr wohl, denn immerhin ist diese Scharade Teil ihres selbstbetrügerischen Dreiklangs. a) fürchten sie nichts mehr als wirklich gleichmäßig verteilten Wohlstand, da dieser ihre Privilegien gefährdet b) vergessen sie gerne, dass innerhalb liberaler Märkte immer ein noch größerer Hai als sie selbst den Teich bevölkert und c) ignorieren sie den Umstand, dass alle kleinen Fische den überlebenden größten und letzten Hai gemeinsam totbeißen würden, statt sich an seiner Dominanz zu erfreuen. Wenn ich aus dem Artikel irgend etwas heraus lese, dann die weitere Artikulierung der Rechtfertigung von sozialen Privilegien in einer Welt, in der zukünftig K.I. und Automatisierung die Einkommensunterschiede eingeebnet haben werden. Was Lindner und Co dann bleibt, das sind die Betonung des persönlichen Body Mass Index, oder hervorragende individuelle Benotungen beim kreativen Gemeinschaftstöpfern in der Volkshochschule, um weiterhin voller postpubertärem Stolz mit einer Rolex Submariner oder Patek am Handgelenk flanieren zu dürfen.
Schneid, Mumm, Charakterstärke und Beharrungsvermögen wird man in der internationalen Politik eher in Israel, Russland und China finden, als im Kanzleretten-Bunker. Wie hat der Kabarettist Volker Pispers die rückgratlose politische Flexibilität von Frau Merkel beschrieben? Ungefähr so: Wenn alles vor ihr steht und schreit, dann dreht sie sich um und sagt: Alle stehen hinter mir. Die Folge: Merkel ist für die USA als Vasall nicht zu gebrauchen und schon gar nicht als Freundin. Denn wer derart rückgratlos und politisch flexibel ist, fällt seinen “Freunden” ohne zu Zögern in den Rücken, wenn es dem eigenen Vorteil dient,
Nach Otto Fürst von Bismarck (angeblich) : Die erste Generation schafft Vermögen, die zweite verwaltet Vermögen, die dritte studiert Kunstgeschichte, und die vierte verkommt. Der schönste Beruf der Welt Kunsthistoriker heute - arbeitslos im stillen Winkel oder bildmächtig an der medialen Front? Von Petra Kipphoff 7. September 2013, “In Deutschland studieren zurzeit rund 12 300 Studenten bei 452 Kunsthistorikern an 54 Instituten Kunstgeschichte. Die Regelstudiendauer von neun Semestern wird in der Praxis kaum jemals eingehalten, die meisten Studenten sind Anfang oder Mitte dreißig, wenn sie die Universität, so oder so, verlassen. “
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