Greta Thunbergs „Solidaritätsflottille“ nach Gaza wurde von der israelischen Marine frühzeitig gestoppt. Niemand kam zu Schaden. Doch warum sind so viele „Aktivisten“ im Westen so beseelt vom Protest gegen Israel, selbst in der Schweiz?
Die israelische Marine fing das Boot routiniert ab, ohne Gewalt und ohne Eskalation. Die Passagiere, die wollten, konnten am nächsten Tag unbehelligt ausreisen, die anderen wurden in Gewahrsam genommen.
Was zurückbleibt, ist kein Beweis für Zivilcourage, sondern ein weiterer Einblick in das gefährlich naive Bündnis westlicher linker „Aktivisten“ mit islamistischen Akteuren – und mittendrin: Greta Thunberg. Thunbergs Aussagen nach der Rückkehr sprechen Bände. Am Flughafen Paris erklärte sie empört: „Man wollte uns Propagandavideos zeigen – ich habe sie mir nicht angesehen“. Damit meinte sie keine geschnittenen Werbefilmchen, sondern dokumentierte Beweisvideos der Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023.
Vergewaltigte Frauen, zerstückelte Babys, verbrannte Familien – alles offenbar nicht relevant für die junge „Aktivistin“, die sich selbst gern als moralisches Gewissen der Welt inszeniert. Was als „humanitärer Einsatz“ deklariert wurde, war in Wahrheit eine politische Provokation auf dem Rücken der israelischen Opfer. Es handelte sich um eine Aktion, die nicht nur gefährlich naiv war, sondern die von einer alten und gut vernetzten Struktur gezielt inszeniert wurde: dem internationalen Flottillen-Netzwerk um Zaher Birawi.
Der Name Zaher Birawi ist den europäischen Sicherheitsbehörden seit langem bekannt. Der aus Nablus stammende und heute in London lebende Palästinenser ist laut israelischen Sicherheitsdiensten Mitglied des Führungskaders der Hamas in Europa. Birawi ist nicht einfach ein Unterstützer der palästinensischen Sache – er ist ein zentraler Kopf eines ideologischen Bündnisses aus extremistischen islamistischen Netzwerken (Muslimbruderschaft, Hamas usw.) und westlichen Linksextremen, deren gemeinsamer Nenner der Hass auf Israel ist.
Die Netzwerke hinter den Flottillen
Er fungierte unter anderem als Vorstand des „Palestinian Return Centre“ (PRC) in London, einer Organisation, die laut deutschen Behörden als Tarnstruktur der Hamas in Europa dient. Birawi baute zudem Netzwerke wie das „International Committee for Breaking the Siege of Gaza“ (ICBSG) und das „Europal Forum“ auf, die regelmäßig Flottillen organisieren – stets unter dem Deckmantel der Menschenrechte, jedoch mit einem klaren ideologischen Ziel: die Delegitimierung und Dämonisierung Israels.
Zaher Birawi steht auch in Verbindung mit Al-Hiwar TV, einem Fernsehsender, der Studien zufolge ein zentrales Propagandaorgan der Muslimbruderschaft in Europa ist. In einer Sendung von Al-Hiwar TV bezeichnete er den Selbstmordanschlag auf das Sbarro-Restaurant in Jerusalem im Jahr 2001, bei dem 16 Menschen getötet wurden – darunter mehrere Kinder – als „völkerrechtlich legitim“.
Wer glaubt, solche Netzwerke seien ein britisches oder französisches Problem, irrt sich. Auch in der Schweiz gab es in der Vergangenheit Versuche, sich an solchen Flottillen zu beteiligen. Rund 450 Personen aus der Schweiz wollten im August 2010 mit auf eine „Protest- und Hilfsfahrt“ nach Gaza. „Mit an Bord möchten die zwei Nationalräte Joseph Zisyadis (PdA/VD) und Carlo Sommaruga (SP/GE)“, schrieb der Tagesanzeiger damals. Die Schweizer Flotille hat dann allerdings nie einen Hafen verlassen, aus zeitlichen Gründen, wie die Politiker verlauten ließen.
Die Schweizer Gaza-Schiffli Connection
2011 sollte gar ein eigenes Schweizer Schiff Richtung Gaza aufbrechen – wieder organisiert durch die der Hamas nahestehende Genfer NGO „Droits pour tous“ und deren Chef Anouar Gharbi. Geplant war die Teilnahme mehrerer Nationalräte, darunter diesmal Carlo Sommaruga (SP), der Ehemann der jetzigen SP-Nationalrätin Laurence Fehlmann Rielle, Jean-Charles Rielle (SP) und der Kommunist Joseph Zisyadis. Sie sagten erst im letzten Moment ab – offiziell aus terminlichen Gründen.
Angesichts dieser Vorgeschichte ist es kaum überraschend, dass sich auch heute wieder Menschen in der Schweiz an solchen Aktionen beteiligen oder sie offen unterstützen – ungeachtet der Tatsache, dass sie damit einer Terrororganisation indirekt Legitimität verleihen.
Nach der Thunberg-Selfie-Flottille spielten sich in der Schweiz unfassbare Szenen ab: Am Montagabend, nur Stunden nach dem Abbruch der „Hilfsfahrt“, blockierten hunderte Demonstranten die Gleise in den Bahnhöfen von Genf und Lausanne. Der Zugverkehr wurde über Stunden lahmgelegt, tausende Pendler waren betroffen und zahlreiche Züge fielen aus oder mussten umgeleitet werden.
Insgesamt gingen in mehreren Städten einige tausend Personen auf die Straße. Es handelte sich dabei nicht um spontane Versammlungen, sondern um gezielte Aktionen aus dem Umfeld der linksextremen und islamistischen Szene, die sich unter dem Label „Free-Palestine“ radikalisiert haben. Es war nicht die erste solche Aktion – und es wird nicht die letzte sein. Für die kommenden Tage sind erneut Dutzende illegale Kundgebungen, Demonstrationen und Blockaden in Schweizer Städten angekündigt.
Und der Staat? Er tut nichts. Es gab keine Verhaftungen. Keine Anzeigen. Kein politisches Wort der Distanzierung. Die demokratische Schweiz lässt zu, dass extremistische Gruppierungen, die sich offen mit Terrororganisationen solidarisieren, öffentliche Verkehrsinfrastruktur lahmlegen.
Mitschuld durch Ignoranz
Greta Thunberg hat mit wenigen Worten offengelegt, worum es ihr wirklich geht: nicht um Menschenrechte, sondern um ideologische Kriegsführung gegen Israel. Dass sie die Beweise für die schlimmsten Gräueltaten gegen Juden seit der Shoah als „Propaganda“ abtut, ist bezeichnend – und in seiner Wirkung nicht zu unterschätzen.
Denn durch ihre Reichweite und ihre mediale Präsenz verstärkt sie ein von islamistischen Strukturen vorgeplantes, koordiniertes und genutztes antiisraelisches Narrativ.
Wer in der Schweiz heute noch so tut, als ginge es in Gaza nur um humanitäre Hilfe, verschließt die Augen vor einem ideologischen Angriff auf unsere freiheitliche Gesellschaft. Und wer die Verbindung von Islamismus, Antisemitismus und linker Komplizenschaft weiterhin ignoriert oder relativiert – in Medien, Politik oder Zivilgesellschaft – macht sich mitschuldig an der schleichenden Aushöhlung unseres Rechtsstaats, am Verrat an jüdischem Leben in der Schweiz und an der Preisgabe unserer christlich-abendländischen Werte.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Audiatur Online.
Gerardo Raffa ist Redaktionsleiter bei Audiatur-Online und Geschäftsführer der Audiatur-Stiftung.