Thomas Rietzschel / 31.01.2019 / 16:00 / 29 / Seite ausdrucken

Greta, erlöse uns!

Das Spektakel um die sechzehnjährige Schwedin Greta Thunberg geht in die nächste Runde. Erst wurde die Minderjährige als Jeanne d‘Arc in die Klimaschlacht geschickt. Nun muss ihre Geschichte dazu herhalten, all jene zu diffamieren, die dem inszenierten Rührstück misstrauen. Weil sie dem sentimentalen Schwindel nicht auf den Leim gehen, werden sie als „alte weiße Männer“ beschimpft, verdächtigt als „Rechtsextremisten“, denen jegliches Verständnis für die Sorgen der Jugend fehle. „Unerträglich ekelhaft“, schreibt die taz, seien die Zweifel an den Eingebungen eines klimapolitisch erleuchteten Kindes, das sich schon mit acht vegan ernährte und mit elf aufhörte zu sprechen – vorübergehend.

So etwas kommt zwar in den besten Familien vor. Nur heißt es dann meist, das Kind habe eben einen Knall und irgendwann werde sich das Gör schon wieder einkriegen. Nicht so im Fall von Greta Thunberg. Da verbietet sich die schnoddrige Beurteilung von vornherein. Das Mädchen leidet am Asperger-Syndrom, einer Variante des Autismus. Weil sie das selbst öffentlich machte, gibt es auch keinen Grund, respektvoll den Mantel des Schweigens darüber zu decken.

Die Fixierung auf das eigene Ich

Wesentliche Symptome dieser Entwicklungsstörung sind Schwächen bei der sozialen Interaktion und Kommunikation, was wiederum ein ausgeprägtes Kompensationsverhalten nach sich zieht: die Fixierung auf das eigene Ich, öfter auch den Glauben, für bestimmte Aufgaben erwählt zu sein. Die Betroffenen haben das Zeug, sich naiv über die Welt zu erheben, schon als Kinder verführerisch aus der Rolle zu fallen. Was ihnen an Wissen fehlt, ersetzen sie durch Begeisterung, durch einen Fanatismus, der ansteckend wirkt.

Obwohl sie über keinerlei militärische Kenntnisse verfügte, ihren Panzer kaum schleppen konnte, gelang es der siebzehnjährigen Jeanne d‘Arc, das französische Heer emotional derart zu mobilisieren, dass es 1429 kurzzeitig über die Engländer triumphierte. Der rasende Glaube an die eigene Berufung wirkte Wunder. Retten konnte er weder die Heilige Johanna noch die Welt. 1431 endete ihr Leben auf dem Scheiterhaufen.

Die Ausstrahlung einer reinen Seele

Sobald sie sich mit der Politik einlassen, ist das Schicksal der minderjährigen Visionäre besiegelt, das der Mädchen zumal. Die Ideologen machen sich ihr anrührendes Charisma zunutze. Sie profitieren vom Anschein des unverdorbenen Charakters. Dank der Ausstrahlung einer reinen Seele ließ sich Greta Thunberg als „Galionsfigur der Klimaschutzbewegung“ aufbauen. Zynisch verhält sich in diesem Spiel nicht, wer den faulen Zauber aufdeckt, sondern jene, die ihn aufführen, und das obendrein mit einer Schutzbefohlenen, die infolge des Asperger-Syndroms nur über eine beschränkte, nämlich thematisch fixierte Wahrnehmungsfähigkeit verfügt.

Dass diese inszenierte Show die Sehnsüchte einer intellektuell ermüdeten Gesellschaft befriedigt, macht die Sache nicht besser. Es beschleunigt vielmehr den Prozess der politischen Entmündigung. Sieht man, wie hingebungsvoll die Auftritte der halbwüchsigen Schwedin in Westeuropa, insbesondere in Deutschland, verfolgt werden, möchte einem himmelangst werden. Denn offenbar gibt es unterdessen eine meinungsbildende Masse, die sich Erlösung lieber von der Erleuchtung einer Naiven verspricht, als länger die Mühe eigenen Nachdenkens auf sich zu nehmen.

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Gudrun Meyer / 31.01.2019

Asperger-Patienten sind meist intelligent, nicht selten hochbegabt, und das könnte in einigen Jahren zu Schwierigkeiten mit einer Greta Thunberg führen, die dann über genügend Lebenserfahrung verfügt, um nicht mehr kindlich-naiv mit einem Schuss pubertärer Revolte genau das zu glauben, was sie glauben soll, und was alle ihr abnehmen sollen. Die pubertäre Revolte auch bei psychisch unauffälligen Jugendlichen wird von der Produktwerbung, aber auch linksgrünen Ideologen, seit Jahrzehnten sehr geschickt vereinnahmt und ausgebeutet. Es dürfte risikoloser sein, ein geistig behindertes Kind als “Visionär” oder “Visionärin” zur moralpolitischen Ikone zu machen.

Dr. Inge Frigge-Hagemann / 31.01.2019

Bin weder ‘alter weißer Mann’ (aber alte weiße Frau) noch ‘Rechtsextremist’ (also sog. Naaazi). Wer nicht erkennt, dass das Spektakel um Greta Thumberg Instrumentalisierung pur ist, hat den gesunden Menschenverstand verloren. Die ‘lieben Kleinen’ ziehen es vor (durchaus nachvollziehbar), durch die von Greta angefachten Klima-Demos dem Freitags-Unterricht zu entgehen. Ein Eigentor insofern, da sie durch diesen Unterrichtsausfall bildungsmäßig ins Hintertreffen geraten, falls sie das über einen längeren Zeitraum planen. Habe irgendwo den Ausdruck ‘Öko-Kindersoldaten’ gelesen. Durchaus zutreffend.

Thomas Taterka / 31.01.2019

Es ist sehr schmeichelhaft,  dieser Gesellschaft intellektuelle Ermüdung zu attestieren.

Sabine Schönfelder / 31.01.2019

Alles wird inkludiert, um das Handicap gesellschaftsfähig darzustellen, alles soll sein wie normal, so der fromme Wunsch grün-linker Gutmenschen; wehe aber, man erwähnt die Behinderung, wenn es um lovely Greta geht, der Superinstrumentalisierung der öffentlichkeitsgeilen Ökofaschisten. Dann wird die Behinderung wie ein Schutzschild über ein mißbrauchtes Kind gehalten und jede gesunde menschliche Empörung, ob der hemmungslosen, ungesunden Utilisierung dieses Kindes,  an den Pranger gestellt, welcher ganz alleine den Initatoren dieses unwürdigen Spektakels gehört. Sie sollte man mit fetten Ketten daran befestigen. Jeder anständige Mensch sollte die Gelegenheit haben, diesen Menschen seine Verachtung und Mißbilligung zu zeigen. Das Management zur Vermarktung eines behinderten Kindes durch Ökofaschisten demonstriert das Ende der abendländischen Kultur. Es knüpft nahtlos an die Instrumentalisierung der palästinensischen Jugend in ihrem gewalttätigen Kampf gegen Israel an. Es geht in Richtung muslimischer behinderter Kinder, die als Sebstmordattentäter mißbraucht werden. Es ist das Gegenteil von Fürsorge und Liebe gegenüber Schutzbefohlenen, von Verständnis und Geborgenheit, von Anteilnahme und Empathie. Es ist eine dreckige und unselige Verquickung von Propaganda und Ideologie. Es ist eine Schande.

K.Hoeijmans / 31.01.2019

Greta unsere aus Schweden, gebriesen werde dein Name. Dein veganes Reich komme, dein Wille geschehe, wie in Schweden so auch in Deutschland. Unseren täglichen Konsumversicht gib uns heute. Und vergib uns unseren SUV wie auch wir vergeben unseren SUV*innen. Und führe uns nicht in den Kreuzfahrt Urlaub, sondern erlöse uns von dem Diesel. Den Dein ist das vegane Reich, gib uns die Kraft zu wiederstehen, und Holzpantoffel in Ewigkeit. Amen

Martin Schott / 31.01.2019

Ich kann mir nicht helfen und vielleicht liegt es daran, dass auch ich ein “alter weißer Mann” bin, aber wann immer ich Greta sehe und höre, muss ich an die kleinen Mädchen denken, die mit drei, vier oder fünf Jahren mit roboterhafter Mimik im Auftrag von Hamas, IS & Co. irgendwelche Koranverse herunterbeten, um damit irgendwas - ja was eigentlich? - zu beweisen. Es könnte einem Angst und Bange werden bei der Vorstellung, dass es auch in Deutschland ein großes Publikum gibt, das an den Lippen eines altklugen Kindes hängt und an die Schlaumeiersprüche glaubt, die ihm vermutlich jemand aufgeschrieben hat.

Udo Kemmerling / 31.01.2019

“...ihr anrührendes Charisma…” Nicht wirklich! Lieschen-Müller-Smörebröd erfüllt mich bestenfalls mit einer Mischung aus Langeweile und Ekel. Langeweile wegen des strunzdummen Sermons der Klimakirche, Ekel wegen der obszönen Form des Kindesmißbrauchs für Propagandaschmutz. Sonst nix! Genug von dem Thema, ist es nicht wert!!

Ludeloff Klaus / 31.01.2019

Schlicht und ergreifend Kindesmissbrauch. Aber fanatisierten Ideologen ist jedes Mittel genehm, wenn es um die Verbreitung und Durchsetzung ihrer Erzählung geht. Die Paradoxie: diese verdorbenen Aktivisten , deren moralischer Anspruch gegenüber Andersdenkenden nicht hoch genug sein kann, zeigen selbst kein Gran davon.

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