Es gibt ihn noch, den kritischen Journalismus. Zumindest im „Berliner Abendblatt“, der Wochenzeitung für Berlin-Pankow. Die machte dieser Woche mit dem Titel „Greifvögel verenden grausam“ auf.
Anlass war die Errichtung der ersten Windkraftanlage Berlins, ausgerechnet in einem sensiblen Gebiet zwischen zwei Naturschutzgebieten, den Karower Teichen und dem Tegeler Fließ. Die Oberste Naturschutzbehörde hatte die Genehmigung für den Bau zwar verweigert, aber die Senatsverwaltung hat sich darüber hinweggesetzt, damit „die umweltfreundliche Technologie endlich in Berlin ankommt“ Das aber eine Anlage ausgerechnet in einem Gebiet errichtet wird, in dem in unmittelbarer nähe die letzten beiden Rotmilanpärchen Berlins nisten, wollen die Pankower Naturschützer nicht einsehen. Schließlich verendeten bereits hunderte Greifvögel durch Windräder. Mit 81 Funden ist der Rotmilan am häufigsten betroffen . Deshalb gibt es weiter Widerstand, auch nach der Senatsentscheidung. Damit leisten sich die Pankower neben ihrer Ablehnung des Baus einer Moschee der Ahmadiyya- Gemeinde die zweite Aufmüpfigkeit gegen bürgerferne Senatsentscheidungen. Aber Obrigkeitshörig war man in Pankow noch nie. Zu Kaisers Zeiten errichteten sie aus Protest gegen den unzugänglichen Schlosspark einen viel prächtigeren Bürgerpark. Und zu DDR-Zeiten gründete sich in Pankow einer der ersten Friedens-, und Umweltkreise, der Anstoß zur Entwicklung der Bürgerrechtsbewegung in den 80iger Jahren gab. Weiter so, Pankow!