Roger Letsch / 16.01.2023 / 14:00 / Foto: DonkeyHotey / 27 / Seite ausdrucken

Grüne Corvette und weiße Weste

Im August und unter lebhafter Anteilnahme der Presse stürmte das FBI Donald Trumps Anwesen und brach die Tür auf, die man im Januar selbst verschlossen hatte, um geheime Dokumente zu finden. Jetzt wurden sie auch in Joe Bidens Garage fündig, was die Anklage ein wenig kompliziert macht.

Im Januar 2022 bekam der ehemalige Präsident Trump in seinem Domizil in Florida Besuch vom FBI. Das Nationalarchiv hatte sich beschwert, dass Trump einige Dokumente nicht herausrücken wollte, welche dieser bei seinem Ausscheiden aus dem Amt ein Jahr zuvor mitgenommen hatte. Die Beamten des FBI mussten mit leeren Händen wieder abziehen. Trump hatte erklärt, die Unterlagen dem zukünftigen Trump-Archiv übergeben zu wollen, also einer Art Stiftung, wie sie bisher noch jeder Präsident initiiert hat. Immerhin inspizierten die FBI-Agenten den Ort der Aufbewahrung der Dokumente und brachten schließlich ein zusätzliches Schloss an der Tür an. Den einzigen Schlüssel dazu nahmen sie mit.

Im August und unter lebhafter Anteilnahme der Presse stürmte das FBI Trumps Anwesen und brach die Tür auf, die man im Januar selbst verschlossen hatte. Da man den Schlüssel offenbar nicht dabeihatte, wird es sich wohl um eine andere Dienststelle gehandelt haben. Das Foto der ausgebreiteten Geheimdokumente ging um die Welt, und empörte Kommentare hallten durch die Medien. Diebstahl, Verrat, Niedertracht, Leichtsinn – was auch immer am Ende hängen bleiben würde, für Trumps Gegner stand fest, dass so etwas die Disqualifikation für das Amt des Präsidenten bedeute, besser noch lebenslange Haft. Allen voran schüttelte Präsident Joe Biden missbilligend den Kopf, als er am 18. September 2022 in der CBS-Sendung „60 Minutes“ interviewt wurde. Die nationale Sicherheit sei gefährdet, Trump handle unverantwortlich! Es gehe ja auch um die Sicherheit von Mitarbeitern und Informanten, die womöglich in den Dokumenten erwähnt seien.

Wir wissen nicht, was in den nächsten eineinhalb Monaten durch Bidens Hirn schwappte, aber womöglich hatte er eine Ahnung oder erinnerte sich vage daran, dass er womöglich selbst geheime Unterlagen irgendwann und irgendwo… Vielleicht erinnerte ihn auch einfach der Dekan der PennState Universität daran, dass man die Büroräume in Washington gern wieder selber nutzen würde, aus denen Biden und sein ThinkTank „Penn Biden Center for Diplomacy and Global Engagement“ 2017 nach Ende seiner Vizepräsidentschaft ausgezogen waren und die seitdem ungenutzt blieben.

Irgendwer plauderte den Fund der Presse gegenüber aus

Doch eine vage Ahnung muss Biden wohl gehabt haben, denn sonst hätte er als Räumkommando ein Umzugsunternehmen schicken oder das Weiße Haus mit der Sache betrauen können. Stattdessen räumten Bidens persönliche Anwälte in jenem Büro die Schränke aus. Man schrieb den 2. November 2022, als eben diese Anwälte auf die als „Streng geheim“ gekennzeichneten Unterlagen stießen. Und statt die Dokumente – einige steckten in mit „privat“ gekennzeichneten Ordnern – einfach mit einzusacken, informierten sie das Weiße Haus, wo man erst mal beim Nationalarchiv anrief, wo die Unterlagen ja eigentlich sein sollten.

Das Nationalarchiv schließlich informierte das Justizministerium, und spätestens am 4. November 2022 wussten alle Ermittlungsbehörden Bescheid. Doch weil am 8. November 2022 Wahlen stattfinden würden, hielt man die Öffentlichkeit aus der Sache heraus. Keine Einsatzfahrzeuge vor dem Bürogebäude, keine fürs Foto ausgebreitete „Streng Geheim“-Mappen, keine Livebilder auf CNN. Zwei Monate lang. Zweifellos hätte das auch so bleiben sollen. Doch irgendwer plauderte den Fund der Presse gegenüber aus.

Als Vergleich drängt sich die Handhabung der „Trump-Files“ natürlich geradezu auf, doch die Mainstream-Medien wiegelten ab. Das könne man doch nicht vergleichen! Biden habe, anders als Trump, von Anfang an mit den Ermittlern kooperiert, und außerdem seien es noch nur ganz wenige Akten gewesen. Als gäbe es eine Stückzahl, ab der aus einem kleinen Vorfall eine Riesensauerei wird. Oder einen qualitativen Unterschied zwischen dem einen, der die Herausgabe von Dokumenten verzögerte, und einem, der nicht einmal mehr wusste, dass er sie irgendwo vergessen hatte.

Die notorische Spardenkerin Joy Behar von „The View“ verstieg sich bei der Beurteilung der Causa sogar zu der entwaffnend naiven Aussage, Biden könne man eben trauen, während Trump bekanntlich ein ausgemachter Lügner sei, genau das sei der Unterschied der beiden Fälle. So einfach war es dann aber doch nicht, wie sich schnell zeigte.

Biden posierte damals in einer grünen 1967er Corvette

Ich stelle mir vor, dass Bidens Stab und seine Pflegekräfte verzweifelt versuchten, die Erinnerung ihres Chefs zurückzuholen, wo sonst noch belastendes Material gefunden werden könnte. Und Joe erinnerte sich. Diesmal an sein Haus in Delaware, und die losgeschickten Beamten wurden in der Garage des Hauses sowie in mindestens einem Schrank im Haus fündig. Gefunden wurden die Dokumente bereits am 20. Dezember 2022.

Die Pressekonferenz am 12. Januar 2023, auf der Biden – sicher auf Empfehlung seiner Anwälte – eigentlich nur den vor ihm liegenden Zettel vorlesen sollte, wird wohl als legendärer Moment der Selbstanklage in die Geschichte eingehen. Denn die Garage von Bidens Haus ist der Presse seit einem Wahlwerbespot für die Kampagne 2020 gut bekannt. Biden posierte damals in seiner grünen 1967er Corvette, die er im Spot rückwärts durch deren offenes Tor fuhr. Im Hintergrund: Krempel und Kartons und irgendwo dazwischen vermutlich auch die Top-Secret-Dokumente.

„Geheimes Material neben Ihrer Corvette? Was haben Sie sich dabei gedacht?“ fragte Peter Doocy von FoxNews. Die ehrliche Antwort hätte wohl „nichts“ lauten müssen.

Biden sagte jedoch: „Übrigens steht meine Corvette in einer abgeschlossenen Garage. Es ist also nicht so, dass sie auf der Straße steht”.

„Das Material war also in einer abgeschlossenen Garage?“ fragte Doocy nach.

„Ja, genau wie meine Corvette.“ bestätigte Biden.

Die von einigen Medien und Politikern leise verbreitete Legende, die Dokumente könnten böse Trumpisten in böser Absicht in Bidens Haus platziert haben, verpuffte also, noch bevor sie groß und laut werden konnte.

Sowohl Biden als auch Trump haben nun ihr „Document-Gate“

Justizminister Merrick Garland blieb nichts anderes übrig, als auf die Biden-Dokumente ebenso einen Sonderermittler anzusetzen wie zuvor auf Trump. Und beide Ermittlungen werden am Ende im Sande verlaufen. Die Ermittlungen gegen Trump, weil der als Präsident im Gegensatz zum Vizepräsidenten die Befugnis hatte, Dokumente „einfach so“ zu deklassifizieren. Die gegen Biden, weil er als Präsident der Demokraten von einem von den Demokraten geführten Justizministerium nichts zu befürchten hat, selbst wenn er geheime Dokumente aus seiner Zeit als Vizepräsident besitzt, die er eigentlich nicht haben dürfte und die in sechs Jahren offenbar niemand vermisst hat.

Aber die Sache hat auch was Gutes. Denn die Praxis, alle möglichen Dinge als „geheim“ zu klassifizieren und sie dadurch dem Blick einer kritischen Öffentlichkeit zu entziehen, hat in Washington in den letzten Jahrzehnten extrem zugenommen. Die res publica, die öffentliche Sache, nimmt daran Schaden, und die fehlende öffentliche Kontrolle ließ so manche politische Entscheidung im Verborgenen und in Hinterzimmern keimen. Eine gefährliche Praxis in einer Republik, die dazu führt, dass das Misstrauen des Volkes zu seiner Regierung wächst – und vice versa, wie man auch in Deutschland sehen kann, wenn man auf den Bau des Grabens rund um das Reichstagsgebäude schaut.

Dass sowohl Biden wie auch Trump nun ihr „Document-Gate“ haben, könnte dabei helfen, endlich eine einheitliche und transparente Regelung für den Umgang mit derlei Dokumenten zu finden. Außerdem sollte das FBI gleich mal Besuche in den Geschäftsräumen und Büros aller anderen Ex-Präsidenten machen. Jede Wette, dass auch dort so einiges auf Entdeckung wartet.

Heilsarmee vom Secret Service

Der vor wenigen Tagen gewählte Sprecher des Repräsentantenhauses hat bereits angekündigt, die Geheimniskrämerei zu beenden, wo sie nicht wirklich unbedingt nötig ist. So werden einige hundert Stunden bisher geheim gehaltenes Videomaterial freigegeben, das die Überwachungskameras des Kapitols am 6. Januar 2021 aufgenommen hatten, auch um die Rolle von Polizei und FBI beim „Sturm auf das Kapitol“ genauer zu untersuchen. Dies wurde bisher mit der Begründung abgelehnt, der Betrachter könne aus den Videos herleiten, was die Kameras alles sehen könnten und wozu sie per Zoom in der Lage sind. Ich würde sagen, genau dazu sind sie doch da, oder? Ein bisschen mehr Licht der Öffentlichkeit ist seit jeher das beste Desinfektionsmittel gegen Korruption, Intrigen und auch Verschwörungstheorien.

Warum der Fall überhaupt noch an die Öffentlichkeit kam, wo man ihn doch so gern hätte vertuschen wollen, ist Gegenstand wilder Spekulationen. Manche meinen, die Demokraten selbst hätten das inszeniert, um Biden davon abzuhalten, für 2024 tatsächlich noch mal anzutreten. Dessen Aussetzer wie vor wenigen Tagen, als Biden offensichtlich einen Mitarbeiter der Heilsarmee für jemanden vom Secret Service hielt, werden schließlich immer häufiger.

Ich halte es jedoch für wahrscheinlicher, dass irgendjemand der Eingeweihten bei Nationalarchiv oder den Ermittlungsbehörden kalte Füße bei dem Gedanken bekam, das neubesetzte Geheimdienst-Komitee im Repräsentantenhaus könnte über irgendeinen Aktenvermerk oder eine Notiz stolpern, die belegt, dass die Biden-Regierung die Information über die Dokumentenfunde so lange zurückgehalten hat. Vielleicht wurde auch jemandem schlagartig bewusst, dass auch Bidens Sohn Hunter Zugang zu dieser Garage in Delaware hatte.

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N. Borger / 16.01.2023

@DieterKief Ja, auch bei Achgut beschönigt man noch dort, wo blanke Korruption herrscht.

Burkhard Bastuck / 16.01.2023

Eine Angabe in diesem Beitrag ist zu korrigieren: Biden hat nichts mit „Penn State“ zu schaffen, sondern hat mit der „University of Pennsylvania“ zusammengearbeitet. „Penn State“ ist die staatliche „Pennsylvania State University“ in State College, Pennsylvania, bekannt vor allem durch Erfolge im College-Sport. Die „University of Pennsylvania“ ist eine private Universität mit Sitz in Philadelphia, Pennsylvania, Mitglied der „Ivy League“ und als solche eine Spitzenuniversität. Dr. Burkhard Bastuck, LL.M. (U. of Pa.)

S. Marek / 16.01.2023

@ Christian Kohler, so ist es . Sie haben 100% recht. Mal schauen wie sich das ganze weiter gestaltet.  Es gibt noch eine sehr interessante Geschichte:  “Der Oberste Gerichtshof der USA wird entscheiden, ob er sich mit einem Fall befassen wird, der die Wahlen im Jahr 2020 aufheben und die Abgeordneten, die für die Bestätigung der Wahl gestimmt haben, für künftige Ämter untauglich machen könnte. Der Fall, Brunson gegen Alma S. Adams; et al, verklagt die Mitglieder des Kongresses, die gegen die vorgeschlagene 10-tägige Überprüfung der Wahlen 2020 gestimmt haben, und behauptet, daß dies und die anschließende Bestätigung der Wahl in jedem Fall ein Verstoß gegen ihren Amtseid war.  Sollte der Oberste Gerichtshof gegen den Kongress entscheiden, könnten der amtierende Präsident und der Vizepräsident sowie die beteiligten Kongressmitglieder ihres Amtes enthoben und für untauglich erklärt werden, ein weiteres Amt auf irgendeiner Ebene der US-Regierung zu bekleiden. Angeblich würde es dem Obersten Gerichtshof auch die Möglichkeit geben, die Vereidigung des rechtmäßigen Präsidenten und Vizepräsidenten zu genehmigen.”  In dieser The Epoch Times TV Live-Fragerunde mit Crossroads-Moderator Joshua Philipp werden wir diese “Supreme Court Considers Taking Brunson v. Adams Case That Seeks to Overturn 2020 Election” und andere Geschichten diskutieren und Fragen aus dem Publikum beantworten.  Ich shätze, daß bis ende Januar die Antwort vom Supreme Court zu erwarten ist.

Dieter Kief / 16.01.2023

Die Stichworte China, Geldflüsse an die Biden Familie; US-Bodentruppen in Ukraine fehlen. - Es ist ähnlich wie bei Ihrem Artikel über Bankman-Fried: Dort fehlte das Stichwort Geldwäsche. Auch die Ukraine-Verwicklungen Bankman-Frieds wurden nicht näher beleuchtet. - Nun, so ist das nun mal. Ach - Joe Rogan traktiert immerhin die Mittelflüsse von China an die Biden-Familie in Höhe von strammen 54 Millionen Dollar. Ich hab’s noch nicht gehört, es wird im Netz gesagt, Joe Rogan würde die Biden-Bestechlichkeit in unnachahmlicher Manier “festangeln”. Die Sache ist noch lange nicht ausgestanden. Klar ist, dass Joe Biden nurmehr ein sozusagen offiziell bestochener = erpressbarer Grüßaugust ist - und gleichzeitig der mächtigste Mann der Welt. Ein vernünftig nicht auflösbarer Widerspruch.

A. Ostrovsky / 16.01.2023

@Johannes Schumann : Ich habe gehört, wer nichts zu verbergen hat, muss auch nichts befürchten.

Boris Kotchoubey / 16.01.2023

@Arnold Balzer: Sie haben vollkommen Recht: Die Lage ist sehr gefährlich. Ich bete, dass mit Biden nichts passiert, weil Harris der Anfang des Endes aller westlichen Demokratien sein wird.

Emmanuel Precht / 16.01.2023

Biden, des Abends: Ich hatte doch, ach da, das ist das Ding.  Sie haben mir auch, also, gesagt, das weiß ich noch. Ah, der Deckel, der geht auf. Guck an - ein Knopf, sonst nix drin. Warum ist der rot. Lustig. Ich weiß noch, sie haben es mir gesagt. Ach ich schau mal was passiert wenn ich. Ich drück mal… Wohlan…

Marc Greiner / 16.01.2023

Als Gegenleistung für den 1967’er Corvette wähle ich sogar Biden. Korrupt? Ja, aber auch meine Moral hat Grenzen;)

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