Man mag mich für rückschrittlich halten: Aber neben Herz und Seele wurde dem Menschen auch Ratio geschenkt. Und ich gedenke nicht, dieses Geschenk zu missachten, indem ich es nicht benutze. Ich sage nicht, dass ich besonders klug bin. Auch nicht, dass ich besonders dumm bin. Mit Demut kann ich sagen “Denn das bin ich mir doch gewiss, dass ich weder viel noch wenig weise bin.” Insofern ist es meine ureigenste Entscheidung, ob ich meine Daten preisgebe. Insbesondere, wenn es sich um ein flüchtiges Vergnügen wie z.B. einen Urlaub handelt, wäge ich ab. Wenn ich nur um den Preis meiner Individualität und Privatsphäre in ein Land reisen kann, lasse ich es sein, so es sich vermeiden lässt. Der freie Wille wurde dem Menschen nicht umsonst gegeben. Und Verantwortung gehört zu jeder Handlung dazu, die getätigt wird - ansonsten ist man nur ein Werkzeug. Das hat (zumindest in meinen Augen) der Schöpfer nicht gewollt ...
Sehr geehrter Herr Mai, der Herr Adolf H. hätte frohlockt über die heutigen technischen Möglichkeiten der Massenüberwachung, der Massenmanipulation und der Datenverarbeitungsmöglichkeiten in Echtzeit. Das Dritte Reich gäbe es heute noch ! Die Gefahr zum Missbrauch dieser Technik ist enorm. Selbst in scheinbar gefestigten Demokratien sind erste Anzeichen für Missbrauchstendenzen bereits festzustellen. Eingeleitet über viele viele kleine Einzelmaßnahmen zum Schutz oder im sogenannten Interesse des Einzelnen. Unglaublich ! Unerhört und brandgefährlich.
Das Bestehen einer Kirche als Institution widerspricht, meiner Ansicht nach, in mehrfacher Hinsicht der den Evangelien innewohnenden Geisteshaltung. Eine Kirche ist reichlich gesegnet mit allen menschlichen Schwächen, wie etwa Machtstreben, Rechthaberei, Korrumpierbarkeit, Ignoranz, Lüge, Heuchelei, um nur einige zu nennen, und ist damit eine weltliche Institution, die, glaubt man nicht daran, dass der Heilige Geist ihr trotz alledem innewohnt und auf dem richtigen Weg hält, in die Irre führen muss. Aktuell stellt die Kirche wieder einmal unter Beweis, dass sie zwar versucht auf der Höhe der Zeit zu sein, dem Zeitgeist hinterher hechelt, wie ein durstiger Hund, jedoch das Wahre, das Wichtige nicht zu erkennen vermag. Der unabhängig von der Kirche am Glauben interessierte Mensch, muss schon den Weg selber dorthin finden, wenn er denn will. Und das könnte etwa durch die Lektüre der vier Evangelien, was kein großer Aufwand ist, beginnen. Dann wird er viel Widersprüchliches feststellen und kann schon bei der ersten Widersprüchlichkeit das Lesen einstellen. Er muss bedenken, dass es sicherlich Manipulationen gab. Dazugedichtetes. Politik betrieben worden ist. Die Texte sind ja von Menschen geschrieben worden. Deshalb ist es interessant sich besonders den Stellen zu widmen, die eher unbekannt sind, die selten und schon gar nicht in der Messe zitiert werden. Die im Widerspruch zu Gelehrtem stehen. Die zunächst unverständlich klingen. Es lohnt sich möglicherweise diese Sötze einmal unvereingenommem auf sich wirken zu lassen. Man kann sie danach immer noch verwerfen. Es ist eine Erfahrung. Und sei es nur, um seine kritische Haltung zu bestätigen. Aber wenn sich jemand interessiert, sollte er sich die Zeit in einem Moment der wohlwollenden Ruhe einmal nehmen. Wir lesen viel und vergleichen viel und das ist gut. Ich finde, die Evangelien und zumindest Genesis und Exodus aus dem Alten Testament sollten dazu gehören. Es geht um das Sinnbildliche in den Geschichten.
“.....in Davos eine Initiative vorgestellt, die darauf hinausläuft, dass sich die Reisenden freiwillig zum gläsernen Menschen machen.” Jedem Tierchen sein Pläsierchen, wer sich in das Projekt einspannen läßt, ist doch selber schuld. Ich besitze nicht mal so eine Einkaufskarte, bei der man bei jedem Einkauf paar Punkte bekommt, um dann am Ende für seine Datenverwertung eine Schüssel zu bekommen. Solange viele Menschen solche Aktionen gut heißen und auch noch mitmachen, wird sich gar nichts ändern. Viele Menschen scheinen sich nur in der “Herde” wohlzufühlen. Als Individuum scheint man für ” die da Oben” gefährlich zu sein, selber denken und handeln ist nicht gefragt, sondern möglichst nur noch “betreutes” Leben leben. Nein Danke. ” Wenn die alltägliche Erfahrung mit den Leitbildern der Eliten…” Bitte WELCHE “ELITEN?” Zum Glück sind die sogenannten “Eliten” in der Minderzahl. Und sie werden auch nie in der Mehrzahl sein. Wenn Deutschland weiterhin Millionen Menschen mit völlig anderer Kultur und Sozialisierung aufnimmt, werden die “Eliten” ihr Weltbild mit Sicherheit nicht mehr an den Mann bringen können. Denn diese Menschen, das sieht man schon heute, gehen geballt ! auf die Straße. In diesem Punkt können viele Deutschen viel davon lernen.
Sehr schöner Beitrag, danke dafür. Widersprechen muss ich dennoch: weder die Reformation noch die Renaissance haben das Individuum erfunden. Vielmehr hat die Aufklärung es zerstört. Die Tugendethik, der Voraufklärungsentwurf, stellt das Individuum ins Zentrum. Die katholische Kirche hat dies recht früh erkannt und es zum Leitthema der Katholischen Soziallehre gemacht. Pabst Leos Enzyklika ist kurz und deutlich und wurde von nachfolgenden Päpsten immer wieder aufgegriffen. Die evangelischen Kirchen sind dagegen der Ideologie John Rawls‘ gefolgt.
War Luther tatsächlich der Bannerträger für die Rechte des Individuums? Zusammen mit seinem Bruder im Geiste Melanchthon zeichnete er verantwortlich für den Angriff auf einen “Wiedertäufer”, der mit dessen Todesurteil endete. Die Wiedertäufer luden sich unverzeihliche Schuld auf. Sie lehnten die Kindertaufe ab. Getauft werden sollte nur, wer als Erwachsener die Entscheidung für die Taufe aus freien Stücken traf. Luther ständig als den Mann des “Hier steh ich, ich kann nicht anders” darzustellen, widerspricht der historischen Wirklichkeit. Luthers “Kirche” (seine “Kirchen”) begaben sich aus der Vormundschaft des Vatikans auf direktem Weg in die Oberhoheit der Landesfürsten. Luther konnte nur so erfolgreich sein, weil die weltlichen Herrscher hier eine Möglichkeit erkannten, sich aus der kaiserlichen Herrschaft zu lösen und ein mehr an, wenn nicht gar die Unabhängigkeit zu erreichen. Die Fürsten haben diese genutzt. Ich bin der Letzte, der die Verdienste des Evangeliums auf dem Weg zum freien, gleichen Menschen bestreitet. Letztendlich aber musste der “freie” Mensch, das Individuum mit seinen Grundrechten gegen den Widerstand der Kirchen erkämpft werden. PS.: Nochmals Martin Luther: Man möge sich in einer stillen Stunde die belegten Zitate Luthers über die Frau zu Gemüte führen. Was der freie Christenmensch da von sich gegeben hat, lässt den kalten Schauder den Rücken herunter laufen.
Es lauert, noch fruchtbar, im Schoß auf sein Wiedererstarken.
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