Trinkt auch dieser Wasser-Prediger heimlich Wein? Einen Tag nachdem der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore für seinen Klimakatastrophen-Film „Eine unbequme Wahrheit“ den Oscar bekam, musste er sich selbst mit einer unbequemen Wahrheit auseinander setzen. Ein wirtschaftsliberaler Think-Tank in Gores Heimat Tennessee veröffentlichte die Energiebilanz des Politikers.
„In Gores Haus wird pro Monat mehr Elektrizität verbraucht als in einem US-Durchschnittshaushalt während eines Jahres“, teilte das Tennessee Center for Policy Research nicht ohne Häme mit. Das Anwesen des Demokraten in Nashville ist knapp 950 Quadratmeter groß. 2006 verbrauchte Gore 221000 Kilowattstunden Strom. Der US-Durchschnitt liegt bei knapp 11000 – einem Zwanzigstel.
Besonders peinlich ist, dass sein Film Energiesparen predigt, während Gores eigener Verbrauch seit Erscheinen der „unbequemen Wahrheit“ 2005 um 13 Prozent
stieg. Das belegen die Rechnungen des lokalen Energieversorgers, die auf Nachfrage veröffentlicht werden müssen. Fast 30000 Dollar (23000 Euro) zahlten die Gores 2006 für Strom und Gas an einen Versorger, der Elektrizität vorwiegend aus Kohlekraftwerken bezieht.
Die Schmach ließ Gore nicht auf sich sitzen. Sein Sprecher legte eine genaue Gegenrechnung vor. Sowohl der Ex-Vizepräsident als auch seine Frau hätten zu Hause ein Büro. Sie hätten oft und zahlreich Gäste, ihr Haushalt sei nicht mit dem Durchschnitt vergleichbar. Außerdem habe Gore auf Ökostrom umgestellt – 100 Prozent der Elektrizität in seinem Anwesen werde aus erneuerbaren Energien gewonnen. Ihre Kohlendioxid-Bilanz, zu der Erdgas für monatlich 1000 Dollar bei
trägt, gleiche die Familie aus, indem sie Geld für Ökoprojekte spende.
Ach ja, Energiesparlampen haben die Gores natürlich auch. Und eine Solaranlage. Und ein Hybrid-Auto.
Statt mit einem Fleck auf der Ökoweste steht Gore nun sauberer da als je zuvor. So viel Klimaschutz muss Otto-Normal-Amerikaner erstmal
nachmachen. Vorausgesetzt, er kann es sich leisten. Denn allein Gores Unmengen an Ökostrom kosten jeden Monat 432 Dollar extra.
Politisch korrekter Bio-Wein hat eben seinen Preis.
Kölner Stadt-Anzeiger, 4.3.07 (dort gekürzt)