„Absher“ ist eine vom saudi-arabischen Innenministerium entwickelte Applikation, die die Interaktion von Bürgern mit dem Staat erleichtern soll, etwa beim Bezahlen von Strafzetteln. Die App enthält jedoch auch eine Funktion, die es ermöglicht, Frauen zu überwachen und ihre Reisefreiheit einzuschränken. Männer können bei Absher festlegen, wohin sich eine Frau mit welchen Begleitpersonen bewegen darf, und werden in Echtzeit per SMS benachrichtigt, sollten Flughäfen aufgesucht oder saudische Grenzen überschritten werden. Grundlage dieser Dauerüberwachung bildet die saudische Scharia-Gesetzgebung, die jeder Frau einen männlichen Verwandten als Vormund zuordnet.
Im Februar hatten Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch die Konzerne Apple und Google aufgefordert, das Programm aus ihren App-Stores zu entfernen, wo es bislang mehr als eine Million Mal heruntergeladen worden ist. Den Menschenrechtlern zufolge ist Absher einer der Hauptgründe, weshalb Frauen, die Saudi-Arabien verlassen wollen, beim Fliehen ertappt und aufgehalten werden (Achgut.com berichtete).
Auch 14 amerikanische Kongressabgeordnete hatten am 21. Februar einen offenen Brief veröffentlicht, in dem sie Apple und Google auffordern, das Programm nicht mehr zu verteilen. Wie das Magazin „Business Insider“ berichtet, hat Google nun reagiert. Man habe die App geprüft und entschieden, dass sie nicht gegen die Nutzungsbedingungen verstoße. Man werde sie daher nicht entfernen. Apple prüft laut Business Insider derzeit noch das Anliegen der Abgeordneten und hat noch keine Entscheidung getroffen. Im Dezember 2018 stoppte Apple nach Protesten von Schwulenrechtlern den Vertrieb einer App der christlichen Organisation „Living Hope Ministries“, die die sogenannte Reparativtherapie zur „Heilung“ homosexueller Neigungen bewarb.