Jesko Matthes / 25.05.2023 / 16:00 / Foto: Dirk-Franz / 21 / Seite ausdrucken

Goethe-Institut: Werde woke und lande als Joke

Der geistige Bankrott des Wokismus zieht weitere Kreise und erfasst zunehmend auch jene Stellen, die Deutschland international geistig repräsentieren.

Ein Beispiel dafür liefert aktuell die Chefin des Goethe-Instituts, Carola Lentz , in der FR . Sie beginnt noch selbstkritisch, und zwar zu den Benin-Bronzen

„Ketzerisch würde ich in Anlehnung von Michael Bodemanns Begriff des ‚Gedächtnistheaters‘ und Max Czolleks ‚Versöhnungstheater‘ von Dekolonisierungstheater sprechen. Wir müssen fragen, warum die Objekte plötzlich zu einer solchen Projektionsfläche geworden sind. Das betrifft vieles, was mit der Neudefinition der Beziehungen zu den ehemaligen Kolonien und zum globalen Süden insgesamt zu tun hat. 

Sofort danach aber wechselt sie mit einer an Whataboutism grenzenden Taktik zur deutschen Visa-, Wirtschafts- und Migrationspolitik, um dann auf den Tiefpunkt ihrer Argumentation zu kommen: 

„Wenn gleichzeitig African Americans uns darauf aufmerksam machen, dass die Artefakte in Königtümern gefertigt worden sind, deren Reichtum nicht zuletzt auf Sklavenhandel beruhte, kann die deutsche Kulturpolitik daraus doch nicht den Schluss ziehen, den Nigerianern nahezulegen, sich erst einmal der Geschichte ihres Sklavenhandels zu vergewissern. Belehrungen von unserer Seite sind unangebracht. In der Diskussion über Dekolonisierung sollten wir uns bewusst machen, dass wir es mit selbstbewussten und strategisch handelnden Partnern zu tun haben, die ihre eigenen Interessen verfolgen.“

Wir müssen uns dekolonisieren, die Fehler unserer Vergangenheit „sichtbar machen“. Und unsere afrikanischen Partner? Mitnichten! Denn sie haben Interessen. Was wir haben? Weiß ich nicht. Ich weiß, was ich habe. 

Erstens, eine Anmerkung: „Es ist tatsächlich eine Dummheit, Leute, die andere Interessen haben als wir, durch Worte für sich gewinnen zu wollen. Man gibt ihnen, wenn man sich ausspricht, nur Mittel in die Hand, uns zu schaden. Man muß sich entschließen, handeln und schweigen.“ (Benjamin Constant de Rebecque, 1767-1830)

Zweitens, Fragen an Carola Lentz: Wie sinnvoll ist es, Leute, die ganz andere Interessen haben als wir, durch Rückgaben für sich gewinnen zu wollen? Und wenn man solche Interessen nicht vermengt, wie Carola Lentz, es erst in Frage stellt, nur um es sofort danach selbst zu tun, sondern alle diese Interessen hintanstellte und nur jene der Kultur walten ließe: Was sollen dann die Rückgaben, wenn durch sie nichts erreicht wird, als dass nationale, international anerkannte und geschätzte Kulturgüter auf Nimmerwiedersehen in royalem Privatbesitz verschwinden, ihrer öffentlich zu erzählenden Geschichte beraubt, wie es nun den Benin-Bronzen widerfahren ist? Ist es nicht genau das, was wir hierzulande den ehemaligen Königshäusern vehement absprechen, und worauf diese sogar aus historischen Gründen verzichten? Und was würde hier oder anderswo „sichtbar gemacht“ durch seine Unsichtbarmachung und unsere historische, kulturelle und ethische Indifferenz?

Aber, vielleicht mache ich mir die völlig falschen Gedanken über solche Spielarten des Wokismus. Ketzerisch würde ich in Anlehnung an Mephisto sprechen: „Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört, es müsse sich dabei doch auch was denken lassen.“ (Goethe)

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Leserpost

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Hans-Joachim Gille / 25.05.2023

Eine mehr trefflicher Terminus als Wokeismus wäre Blödismus. Die Woken, wie die Mitglieder unserer Regierung, sind total verblödet & das macht sie so gefährlich.

Roland Müller / 25.05.2023

Deutschland wird halt nicht nur von Baerbock international verbaerbockt.

Ludwig Luhmann / 25.05.2023

Ich gehe mal davon aus, dass es sich nicht um ein Institut des Herrn Johann Wolfgang Goethe handelt, dessen Werther einst einen mörderischen Erfolg hatte!

Harald Hotz / 25.05.2023

Wollt ihr die totale Dekolonisierung, totaler und radikaler als wir sie uns heute überhaupt vorstellen können? - Fangen wir doch bei uns selbst an, streichen wir alle Worte lateinischen Ursprungs, Augsburg, Kempten, Köln, Konstanz etc. sind sofort umzubenennen! Kulturelle Vergewaltigungen wie Mathematik, Wissenschaft, Wasserversorgung und Kanalisation, Fußbodenheizung sind nur Ausdruck imperialistischer Gewalttätigkeit! Wir fordern die Wiedereinführung des Runenalphabets usw. - Es gab mal eine Reportage über Togo, darin sagte ein Einheimischer (den genauen Wortlaut kann ich allerdins nicht mehr wiedergeben), es sei schade, daß die Deutschen nur so kurz dagewesen waren, man hätte doch noch so viel von ihnen lernen können. Wahrscheinlich wäre Afrika besser geholfen, wenn wir statt Bronzen zurückzugeben, substantielle Aufbauhilfe z.B. im Bereich Bildung leisten würden, wobei sich allerdings inzwischen die Frage stellt, ob wir dazu überhaupt noch im Stande sind.

Hans Bendix / 25.05.2023

Verehrter Herr Matthes, längst schon leben wir in einer postfaktischen Gesellschaft, in der Meinung wichtiger ist als Ahnung. Und zurecht beschreibt ein bekannter österreichischer Psychiater den “moralischen Narzißmus” als die aktuell häufigste psychische Störung. Deshalb ist es schwierig bis unmöglich, einem Bekloppten klarzumachen, daß er bekloppt ist.

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